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Die Langhornbiene (Eucera nigrescens) ist auf grosse Vorkommen der Zaun-Wicke (Vicia sepium) angewiesen.
Text Karin Loeffel
Review Dr. h.c. Felix Amiet & Dr. Paul Westrich
Publikation Juli 2017


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Mit über 600 Arten in der Schweiz weisen Wildbienen eine grosse Artenvielfalt auf und erbringen als Bestäuber wichtige Ökosystem-Dienstleistungen. Sie haben eine äusserst vielfältige und unterschiedliche Lebensweise und besiedeln vor allem wärmere Offenlandbiotope wie Kies- und Sandflächen, Uferbereiche in Auen, Ödland- und Ruderalflächen, arten- und blütenreiche Magerwiesen, Waldränder und Saumbiotope.

Grundsätzlich benötigen Wildbienen einerseits ein reiches Angebot an Nahrungspflanzen, welches in ausreichender Menge und Qualität vom zeitigen Frühjahr bis in den Spätsommer hinein zur Verfügung stehen muss. Andererseits sind sie auf Nistplätze und Nistmaterialien für den Nestbau angewiesen. Eine grosse Strukturvielfalt an sonnigen, störungsfreien Standorten, gepaart mit einem genügend grossen, stetigen Angebot an Pollenquellen, ermöglicht eine vielfältige Wildbienenfauna.

Prioritär sollen natürliche Wildbienen-Lebensräume erhalten und gefördert werden. Der Artikel nennt erfolgreiche Fördermassnahmen für die wichtigsten Wildbienen-Lebensräume. Im Landwirtschaftsgebiet können Wildbienen durch die Anlage von Blühstreifen und eine wildbienenfreundliche Bewirtschaftung gefördert werden, im Siedlungsraum z B. durch ein standortgerechtes, einheimisches Angebot an Pollenquellen und Nistressourcen. Da Wildbienen komplexe ökologische Ansprüche und geringe Aktionsradien haben, ist es wichtig, ihre Teil-Lebensräume eng zu vernetzen.

Systematik

Der Begriff «Wildbienen» umfasst sämtliche wildlebenden Bienenarten inklusive der Hummeln, mit Ausnahme der Honigbiene (Apis mellifera), der Nutzbiene schlechthin. Im System der Insekten gehören die Bienen zu der sehr artenreichen Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera). Innerhalb dieser Ordnung bilden die Bienen (Apidae) eine Familie, die zusammen mit bestimmten Wespenfamilien wie Grab-, Weg- und Faltenwespen und den Ameisen als Stechimmen (Aculeata) zusammengefasst werden. Deren weibliche Vertreter haben einen Giftstachel, der sich aus einem Organ zur Eiablage, dem „Legebohrer“ der Schlupfwespen, ableitet. Bei verschiedenen Wespenfamilien dient der Giftstachel der Lähmung ihrer Beutetiere, bei den Bienen nur der Verteidigung und wird von den sehr friedfertigen Wildbienen nur selten eingesetzt. Die Gattungen der Wildbienen werden traditionell schon seit dem 19. Jahrhundert als Maskenbienen (Hylaeus), Sandbienen (Andrena), Furchenbienen (Halictus), Mauerbienen (Osmia), Holzbienen (Xylocopa) usw. bezeichnet. Den allermeisten Bienenarten wurden in den letzten Jahren deutsche Trivialnamen gegeben. In der Schweiz kommen rund 615 Arten vor. Mehr zur Systematik der Wildbienen auf folgenden Webseiten:

Praxisrelevante Ökologie

Lebensräume und Ernährung

Wildbienen weisen artspezifisch äusserst vielfältige Lebensweisen auf und besiedeln viele Lebensräume. Wichtige natürliche Wildbienenbiotope sind Kies- und Sandflächen sowie Uferbereiche in Auen, Ödland- und Ruderalflächen, arten- und blütenreiche Magerwiesen, Waldränder und Saumbiotope. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind zudem Feuchtgebiete: hier kommen zwar nur relativ wenige, jedoch hoch spezialisierte Wildbienenarten vor. Gemeinsam ist allen Bienenarten, dass die Ernährung von Adulten und Larven rein pflanzlich erfolgt, in Form von Nektar und Pollen. Zwei heimische Schenkelbienen-Arten (Macropis) sammeln auch Blumenöl auf Gilbweiderich (Lysimachia). Knapp ein Viertel der Bienenarten sind Nahrungsspezialisten; diese sammeln den Pollen für ihre Nachkommen nur von einer bestimmten Pflanzenart, -gattung oder -familie und werden als oligolektisch bezeichnet. Der Spezialisierungsgrad hinsichtlich Pollenquellen ist artspezifisch unterschiedlich hoch; bis zu einem gewissen Grad können spezialisierte Arten bei einem Mangel an geeigneten Ressourcen zu einer flexibleren Nutzung unterschiedlicher Pollenquellen ausweichen. Grundsätzlich benötigen Wildbienen ein reiches Angebot an Nahrungspflanzen, welches während der gesamten Flugzeit und Lebensdauer der Wildbienen in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen muss.

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Zu den wichtigsten Lebensräumen für Wildbienen gehören Uferbereiche der Auen, Ruderalflächen und blütenreiche Magerwiesen am Waldrand.

Vermehrung und Ausbreitung

Etliche Arten unter den Wildbienen leben sozial oder zeigen Übergänge zu einer sozialen Lebensweise, teils mit Arbeitsteilung und Brutpflege. Ausgeprägt ist die soziale Lebensweise schliesslich bei den Hummeln, bei einigen Furchen- und Schmalbienen sowie bei der Honigbiene. Der Grossteil der Wildbienenarten lebt jedoch solitär: Das Weibchen legt ein Nest an und sorgt alleine für die Nachkommenschaft. Die Aufgabe der Männchen ist die Begattung. Grundelemente eines Wildbienennestes sind die sogenannten Brutzellen, deren Volumen der Grösse der sich darin entwickelnden Biene entspricht. Meist werden mehrere Brutzellen linear hintereinander angeordnet und mit einem Sekret ausgekleidet. In die Brutzellen wird als Nahrungsvorrat für die Larven ein Gemisch aus Pollen und Nektar, also Honig (Pollenkuchen), bei wenigen Arten Pollen und Blumenöl eingetragen. Auf den Nahrungsvorrat wird ein einzelnes Ei abgelegt und zur nächsten angrenzenden Brutzelle eine Trennwand gebaut. Die Larven ernähren sich nach dem Schlupf vom Nahrungsvorrat. Im Normalfall überwintert ein Grossteil der Arten als Larve oder voll entwickelte Biene im Nest und schlüpft erst im kommenden Jahr aus. Adulte Wildbienen sind zu artspezifisch bestimmten Jahreszeiten zu beobachten und leben meist nur wenige Wochen lang. Auch unter günstigen Bedingungen weisen sie eine vergleichsweise kleine Fortpflanzungsrate auf. Ein Weibchen baut höchstens 10-30 Brutzellen während seines Lebens. Die Männchen weisen mit wenigen Tagen bis wenigen Wochen eine meist kürzere Flugzeit auf als die Weibchen mit 5-11 Wochen.

Die Anlage der Nestbauten ist sehr unterschiedlich: je nach Art wird in vorhandenen Hohlräumen, in hohle oder markhaltige Pflanzenstängel, in Totholz, in Schneckenhäusern, Spalten von Steinen oder Holz ein Nest gebaut. Viele Mauer- und Blattschneiderbienen sind solche Hohlraumnister. Wenige Arten mauern sogenannte Freinester aus mineralischem Mörtel oder Pflanzenharz an Steine oder Pflanzen. Etwa die Hälfte unserer Wildbienenarten nistet in selbstgegrabenen Gängen im Erdboden, wobei oft schütter bewachsene Flächen benötigt werden. Viele bodennistende Arten findet man nur in sandigem Boden. Bewohner von Steilwänden nisten entlang naturnaher Ufer von Flüssen. Für den Bau der Brutzellen und Nestverschlüsse werden spezifische Materialien benötigt: Erde, Pflanzenmörtel (zerkaute Blattstücke), Pflanzenhaare, Blattstücke, kleine Steinchen, Lehm, Harz. Des Weiteren lebt ungefähr ein Viertel der Wildbienenarten als sogenannte Kuckucksbienen parasitisch: Kuckucksbienen bauen keine eigenen Nester, sondern legen ihre Eier in die Nester anderer Wildbienen ab. Dabei bevorzugt jede Kuckucksbienenart eine artspezifische enge Auswahl von meist nur 1-3 Wirtsarten.

Aus dieser komplexen, anspruchsvollen Ökologie der Wildbienen ergibt sich, dass für das Vorkommen von Wildbienen an einem bestimmten Ort verschiedene Ansprüche gleichzeitig erfüllt sein müssen:

  • Mikroklimatische Bedingungen, die in der Regel offene oder halboffene Landschaften erfordern, viele Wildbienenarten sind sogar ausgesprochen wärmeliebend
  • Nistplätze, denn die Nistplatzwahl ist je nach Art meist hochspezialisiert
  • Nahrungspflanzen in jeweils ausreichender Menge (Pollen mit Nektar als Larvenproviant, Nektar auch für die Eigenversorgung)
  • Viele Arten sind ausserdem auf spezifische Materialien für den Bau der Brutzellen angewiesen (z. B. Lehm, Pflanzenhaare, Blätter, Steinchen, Harz)

Das lokale Angebot an Blüten und Nistplätzen beeinflusst wesentlich, wieviele und welche Bienenarten in einem Lebensraum vorkommen. Abhängig vom genutzten Pollenspektrum zeigen Wildbienengemeinschaften eine hohe Gebietsstetigkeit. Sie verbleiben nach Möglichkeit für ihre Pollensammelflüge in ihren jeweiligen Gebieten, in welchen auch ihre Nestressourcen vorkommen. Für das Befüllen der Brutzellen müssen Wildbienen bis zu fünfzigmal zwischen ihrem Nest und geeigneten Futterpflanzen hin und herfliegen. Die maximalen Sammelflugdistanzen liegen für die meisten untersuchten Wildbienenarten in einem Bereich von 300, selten bis 1 500 m. Als sogenannte Teilsiedler (mit komplexen Ansprüchen an ihren jeweiligen Nahrungs- bzw. Nistlebensraum) sind Wildbienen auf eine enge Verzahnung ihrer Teillebensräume angewiesen. Eine tabellarische Übersicht über maximale Sammelflugdistanzen ist abgebildet in: Zurbuchen A., Müller A. (2012). Wildbienenschutz - von der Wissenschaft zur Praxis. Haupt Verlag, Bern. Bristol-Schriftenreihe 33.

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Verschiedene Nester der Wildbienen: Brutzellen in einem Pflanzenstängel (Ceratina cyanea), Verschluss vom Nest im Schneckenhaus (Osmia aurulenta), Verschluss vom Freinest aus Pflanzenharz (Anthidium strigatum) und selbstgegrabener Gang im Erdboden (Andrena nitida).

Nutzen der Wildbienen und Bestäuberleistung

Der Grossteil unserer Pflanzen ist auf tierische Bestäubung angewiesen. Dabei stellen Bienen weltweit die wichtigste Bestäubergruppe unter den Insekten dar. Weil sie sowohl für die eigene, als auch für die Ernährung ihrer Nachkommen grosse Mengen an Pollen und Nektar benötigen, sind sie vergleichsweise häufige Blütenbesucher. Wildbienen sind aufgrund physiologischer, morphologischer oder verhaltensbiologischer Eigenschaften im Vergleich zur Honigbiene oftmals ebenbürtige, effizientere oder gar alleinige Bestäuber bestimmter Blütenpflanzen. In Agrarökosystemen hat der Rückgang von Bienen gravierende Konsequenzen für die Bestäubung von Kulturpflanzen. Für die Stabilität von Bestäubungsleistungen spielt dabei nicht nur die Anzahl, sondern auch die Artenvielfalt der Bestäuber eine wichtige Rolle.

Erhalt und Förderung

Allgemeine Massnahmen

Für das Vorkommen von Wildbienen ist das Vorhandensein eines vielfältigen, über die gesamte Vegetationsperiode hinweg zur Verfügung stehenden Blütenangebots wesentlich. Ein weiterer limitierender Faktor ist das Vorhandensein von Nistplätzen und Ressourcen für den Nestbau. Hierbei ist zudem ein genügend grosses Angebot an Strukturen wichtig, z. B. Totholz, Trockensteinmauern, Steinhaufen, hohle Pflanzenstängel, Ruderalflächen.

Förderung des Nahrungsangebots

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Zu den wichtigen Pollenquellen für Wildbienen gehören Glockenblumen (Campanula), Disteln (Asteraceae) und Klee (Fabaceae).

Je nach Art haben die Wildbienen unterschiedliche, meist nur wenige Wochen dauernde Flugzeiten. Nur ein kontinuierliches Blütenangebot vom zeitigen Frühling bis in den Spätsommer hinein ermöglicht eine vielfältige Wildbienenfauna. Gewisse exotische Zierpflanzen oder aromatische Mittelmeerpflanzen werden von manchen Wildbienen ebenfalls besucht; einheimischen Arten ist jedoch grundsätzlich der Vorzug zu geben. Allgemeine Fördermassnahmen für das Nahrungsangebot von Wildbienen:

  • Anlage von Blühstreifen, Förderung von blütenreichen Saumstrukturen entlang von Feldern, Hecken, Waldrändern, Fliessgewässern und Wegen. Kritisch zu beurteilen ist die Anlage von Blühstreifen entlang stark befahrener Strassen und auf Verkehrsinseln. Dies gilt insbesondere, wenn diese zwischen Nist- und Nahrungshabitat verlaufen. Viele Tiere können von den Fahrzeugen erfasst und getötet werden. Die Begleitvegetation von Bahntrassen spielt oft eine wichtige Rolle als Nahrungsquelle.
  • Bepflanzung von Gärten und öffentlichem Grün im Siedlungsbereich mit für Wildbienen geeigneten Nahrungsquellen.
  • Ein für Wildbienen förderliches Blütenangebot zeichnet sich aus durch Menge, Vielfalt und Stetigkeit. Ein kontinuierliches Blütenangebot über Jahre hinweg ist ebenso wichtig wie die ausreichende Menge an geeigneten Nahrungspflanzen. Dabei ist vor allem auf artspezifische Pollenquellen zu achten.
  • Wichtige Pollenquellen sind Vertreter der Schmetterlingsblütler (Fabaceae), Kreuzblütler (Brassicaceae), Korbblütler (Asteraceae), Lippenblütler (Lamiaceae), Rosengewächse (Rosaceae), Doldenblütler (Apiaceae) sowie Glockenblume (Campanula), Weide (Salix) und Natterkopf (Echium).

Hinsichtlich Nahrungskonkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen ist zu beachten, dass Wildbienen lokale Bestandeseinbussen aufweisen können, wenn das Blütenangebot gering und die Honigbienendichte gross ist. Deshalb wird empfohlen, in der Nähe von Naturschutzgebieten und von besonders wildbienenreichen Lebensräumen keine Honigbienenstände aufzustellen oder zu erlauben.

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Förderung des Nistangebots

Grundsätzlich sind Strukturen, welche von Wildbienen als Nistressourcen verwendet werden können, an einem sonnigen und störungsfreien Standort anzulegen. Bei der Anlage von Totholzhaufen ist darauf zu achten, dass kein imprägniertes, gestrichenes oder verleimtes Holz oder Eisenbahnschwellen verwendet werden (Giftbelastung). Kleinstrukturen sind stets in oder nahe von blütenreichen Flächen anzulegen. Sinnvolle Möglichkeiten, um Nisthabitate und -ressourcen bereitzustellen:

  • Offene Bodenstellen (Erdanrisse, Abbruchkanten, unversiegelte Wege, Wegränder) und vegetationsarme Flächen. Hinsichtlich Bodensubstrat, -neigung und Bodenbewuchs sind die erdnistenden Wildbienenarten unterschiedlich stark spezialisiert; viele bevorzugen sand- oder lösshaltige Böden.
  • Steinstrukturen (Felsen, Trockenmauern mit Spalten und Hohlräumen unterschiedlicher Grösse oder auch mit Lehm gefüllte Spalten, Findlinge). Gut besonnt, nicht zu stark bewachsen.
  • Totholzstrukturen, Morschholz (liegende oder stehende Stämme, dicke Äste, Stubben). Eine Möglichkeit, das Nistangebot zu fördern sind künstliche Nisthilfen, z. B. mit Bohrungen in trockenem Holz. Für die Mehrheit der bei uns vorkommenden, hohlraumnistenden Wildbienenarten sind Gänge mit einem Durchmesser von 3-8 mm gut geeignet.
  • Ungemähte Flächen mit hohlen oder markhaltigen Stängelstrukturen. Gut besonnt, Mark bzw. Hohlraum durch Bruchstelle zugänglich, kein Kontakt zu Bodenfeuchte.
  • Leere Schneckengehäuse kann man in einem Steingarten auf dem Boden anbieten, falls in der näheren oder weiteren Umgebung entsprechende Mauerbienen vorkommen. Dies gilt insbesondere für die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Osmia bicolor) und die Goldene Schneckenhausbiene (Osmia aurulenta).
  • Für gefährdete Hummelarten sind verlassene Mäusenester und die Streuschicht brachliegender Flächen häufig genutzte Nistplätze.

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Mehrjährige Blühstreifen bieten Wildbienen ein reichhaltiges Nahrungsangebot.

Landwirtschaftsgebiet

Allgemeine Fördermassnahmen im Landwirtschaftsgebiet

Im Agrarraum empfiehlt es sich, blütenreiche Flächen mit Kleinstrukturen als potenzielle Nisthabitate mit folgenden Massnahmen zu erhalten und aufzuwerten:

  • Blütenvielfalt und -menge erhöhen
  • Gut besonnte Kleinstrukturen erhalten und schaffen
  • Blüten- und kleinstrukturreiche Lebensräume vernetzen
  • Böschungen und Ackerrandstreifen mit extensiver Pflege anlegen
  • Ackerrandstreifen mit unbefestigtem Boden dulden, offener Bodenstellen anlegen und dulden
  • Senkrechte Erdkanten am Ackerrand oder Erdaufschlüsse in Böschungen schaffen


Anlage von Blühstreifen für Wildbienen

Um das Nahrungsangebot im Landwirtschaftsraum zu verbessern, können als biodiversitätsfördernde Massnahme sogenannte Förderflächen „Blühstreifen für Bestäuber und andere Nützlinge“ angelegt werden. Damit werden Nahrungslücken zwischen Anfang Juni und Ende August verringert und wenig spezialisierte Wildbienen und Hummeln gefördert. Inwiefern seltene Hummelarten und stark spezialisierte Wildbienen von einjährigen Blühstreifen profitieren können, ist stark abhängig von der floristischen Zusammensetzung des Blühstreifens, vom Aussaatzeitpunkt sowie von der Umgebung. Zurzeit wird erprobt, wie auch mehrjährige Blühstreifen als Förderelemente angelegt werden können und wie ihre Pflege aussehen soll. Damit sich dauerhafte Wildbienenpopulationen etablieren können, sind Blühstreifen optimalerweise im Verbund und über einen längeren Zeitraum hinweg in ausreichender Flächengrösse anzulegen.

Ergänzende Praxishinweise für die Anlage von wildbienenfreundlichen Blühstreifen:

  • Als Biodiversitätsförderfläche (BFF) müssen Blühstreifen mindestens 100 Tage bestehen und sind einjährig
  • Zur nachhaltigen Wildbienenförderung sind künftig auch mehrjährige Blühstreifen anzulegen
  • Sonnige Standortwahl und Blühstreifen wenn möglich im Verbund anlegen
  • Direktbegrünung oder Ansaat von spezifischen Saatgutmischungen
  • Kein Herbizideinsatz (auch nicht in der Nachbarkultur), nur mechanische Bekämpfung allfälliger Problempflanzen
  • Säuberungsschnitt im Spätsommer zur Förderung des Blühhorizonts im Folgejahr
  • Mehrjährige Blühstreifen sukzessive umbrechen.
  • Für Hummeln: Blühflächen bis in den Frühherbst mit reichem Angebot an Schmetterlingsblütlern (Fabaceae), wie Rotklee (Trifolium pratense)

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Allgemeine Informationen

Direktbegrünung oder Verwendung von Saatgutmischungen

Idealerweise wird bei einer Ansaat das Heu einer nah gelegenen, artenreichen Blumenwiese verwendet. Alternativ kann autochthones, den Standortsbedingungen angepasstes, regionales Saatgut, welches eine für Wildbienen wertvolle Pflanzenmischung aufweist, verwendet werden. Für Blühstreifen in der Landwirtschaft werden die Saatmischungen von Agroscope, "Bestäuber SHL PLUS" oder "Bestäuber Frühling" empfohlen. Weitere Mischungen, für Herbstsaat oder mehrjährige Anlagen, befinden sich in Entwicklung.

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Wildbienenfreundliche Bewirtschaftung

Grundsätzlich zeigt eine biologische Bewirtschaftung positive Effekte. Die Wildbienendichte und -vielfalt nimmt auf extensiven Trockenwiesen signifikant zu, sobald ungeschnittene Restflächen belassen werden. Der Anstieg ist jeweils unmittelbar festzustellen und hält danach noch einige Jahre lang an. Stehengelassene Rückzugsflächen scheinen für Wildbienen wirksamer zu sein als den Schnittzeitpunkt um einen Monat nach hinten zu verschieben, ohne danach Rückzugsflächen anzubieten. Beim Schnittzeitpunkt ist die Orientierung am traditionellen Mahdzeitpunkt entscheidend. Konkrete Empfehlungen zur wildbienenfreundlichen Bewirtschaftung im Landwirtschaftsgebiet sind:

  • Kein Einsatz von Mähaufbereitern (Scheibenmähern), stattdessen mit Messerbalken mähen.
  • Zeitlich gestaffelte Mahd beim ersten Schnitt. Erster Schnitt im letzten Juni-Drittel und zwar dann, wenn der Hochstand der Gräser erreicht ist und diese zu blühen beginnen.
  • Anlage von Rückzugsstreifen von 10-20% der Fläche in nicht zu schmalen Streifen. Nicht gemähte Streifen bei der nächsten Mahd mitmähen und im kommenden Jahr an anderer Stelle belassen.
  • Mechanische statt chemische Unkrautregulierung. Verzicht auf Pestizide mit Nebenwirkungen auf Nicht-Zielorganismen.
  • Verzicht auf Stickstoffmineraldünger. Kompost statt Gülle ausbringen. Düngeverzicht auf ausgewählten Flächen.

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Fördermassnahmen in Streuobstwiesen und Obstanlagen

  • Naturschutzgerechte Baumpflege, d. h. nicht regelmässig schneiden, so dass ein Angebot für holzbewohnende Bienenarten z. B. in Frassgängen entsteht.
  • Baumhöhlen sind attraktive Nistplätze für einige wenige Hummelarten.
  • Förderung eines arten- und blütenreichen Grünlands unter den Obstbäumen mit extensiver Schnittnutzung (Fromentalwiesen). Auch ausserhalb der Obstblüte müssen Nahrungsressourcen bereitstehen.
  • Anlage zusätzlicher, biotoprelevanter Strukturen: unbefestigte Erdwege, lehmige oder sandige Flächen, Totholz, diverse weitere Kleinstrukturen.
  • Beim Anpflanzen wildbienenfreundlicher Gehölze ist darauf zu achten, dass keine potenziellen Wirtspflanzen für Schädlinge ausgebracht werden.

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Totholzstrukturen und grosse Steine im Garten sind natürliche Nisthilfen für oberirdisch nistende Wildbienen.

Siedlungsgebiet

Allgemeine Fördermassnahmen im Siedlungsgebiet

Im Siedlungsraum werden primär häufige Wildbienenarten gefördert. Jedoch können auch für seltene und gefährdete Arten geeignete Lebensräume angeboten werden, sofern die artspezifischen Ansprüche berücksichtigt werden. Das Potenzial ist im Siedlungsgebiet dank des wärmeren Mikroklimas, der kleinräumigen Strukturierung und des teilweise grossen Ressourcenangebots beträchtlich. Blüten- und strukturreiche Privatgärten, Pärke sowie Industrieareale zu vernetzen ist hier eine erfolgsversprechende Massnahme zur Förderung von Wildbienen. Allgemeine Fördermassnahmen:

  • Extensives Mahdregime auf öffentlichen, selten betretenen Grünflächen
  • Heimische Strauch- und Heckenbestände fördern, diese weder alljährlich noch gleichzeitig zurückschneiden
  • Einheimische Pflanzen im öffentlichen Grün fördern
  • Privatgärten naturnah gestalten
  • Düngemittel und Pestizideinsätze reduzieren
  • Fassaden und Dächer begrünen

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Aufwertung von Wegen, Plätzen und Begleitflächen

Spärlich oder nicht bewachsene Bodenstellen sind im Siedlungsraum wichtige Kleinstrukturen für Wildbienen. Wenn sie gut besonnt und regengeschützt sind, sowie sandige Stellen aufweisen, sind sie besonders wertvoll. Bodenversiegelungen können durch alternative Befestigungsbeläge ersetzt (Platten mit breiten Fugen auf sandigem Untergrund) oder ganz entfernt werden. Ebenfalls aufgewertet werden können ausgewählte Begleitflächen: Säume, Wegränder, Böschungen, Alleen, Dämme. Die im Kapitel Förderung des Nahrungsangebots vorgestellten Massnahmen können auch auf diesen Flächen umgesetzt werden. Allerdings muss bei der Flächenauswahl sorgfältig darauf geachtet werden, dass keine biologischen Todesfallen geschaffen werden. Begleitflächen mit hohem Verkehrsaufkommen (entlang von Autobahnen und Schnellstrassen) sind als Wildbienen-Ersatzlebensräume nicht geeignet.

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Aufwertung von Pärken und Privatgärten

In öffentlichen und privaten Grünflächen dienen Wildbienen die allgemeinen Empfehlungen zu Nahrungs- und Nistressourcen im Kapitel Förderung des Nahrungsangebots. Wichtig ist die standortgerechte, einheimische Bepflanzung und der Verzicht auf Pflanzenschutz- und Düngemittel. Weitere Massnahmen zur Förderung von Wildbienen in öffentlichen Grünanlagen:

  • Möglichst viele magere Flächen auf ein extensives Mahdregime umstellen: durch eine zweischürige Mahd etablieren sich mittelfristig artenreiche Wildblumenwiesen, wenn die Wiesenvegetation bereits vielfältig ist. Der erste Schnitt soll im letzten Juni-Drittel, der zweite ab Ende August bis Oktober (witterungsabhängig) erfolgen. Grünflächen zeitlich und räumlich gestaffelt mähen. Schnitt mit Messerbalken, Schnittgut kurz auf der Fläche trocknen lassen, damit Wirbellose flüchten und Blütenpflanzen versamen können. Danach das Schnittgut entfernen. Blumeninseln von 10-20% der Gesamtfläche als Rückzugsorte stehenlassen.
  • Auf nährstoffreichen, lehmigen Böden kann durch Oberbodenabtrag (30-40 cm tief) und oberflächliches Einarbeiten von kalkhaltigem Sand und Kies die Grundlage für eine blütenreiche Neuansaat geschaffen werden.
  • Versiegelung minimieren und offene Bodenstrukturen fördern: Wege und Plätze mit durchlässigem, bewuchsfähigem Belag ausstatten.

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Massnahmen zur Förderung von Wildbienen in Privatgärten

In Naturgärten können 50-130 Wildbienenarten ein Zuhause finden. Viele davon sind hoch spezialisiert und benötigen bestimmte Nistressourcen nebst einem reichen Blütenangebot.

  • Wichtige Pollen- und Nektarquellen für Wildbienen im Siedlungsgebiet sind: Frühblüher wie Weiden (Salix) und Schwarzdorn (Prunus spinosa), Hornklee (Lotus) und andere Kleearten (Trifolium), Esparsetten (Onobrychis), Natterkopf (Echium), Ackersenf (Sinapis arvensis) und Gelbsenf (Sinapis alba) und andere grossblütige Kreuzblütler (Brassicaceae), Glockenblumen (Campanula), Aufrechter Ziest (Stachys recta), Heilziest (Betonica officinalis), Disteln (Asteraceae) und Flockenblumen (Centaurea), Wegwarte (Cichorium intybus) und andere Zungenblütler (Cichorioideae), Rainfarn (Tanacetum vulgare).
  • Bei Ansaat mit Saatmischungen: nur solche mit Vermerk „CH-Wildformen“ oder „CH Qualität“ oder „100% Inlandökotypen“ verwenden (siehe: Verwendung von Saatgutmischungen).
  • Blumenwiese ein- oder zweimal pro Jahr mähen, Nährstoffarmut ist die Voraussetzung für Artenvielfalt. Schnitt erst nach dem Verblühen der meisten Wiesenblumen oder Frühsommer-Mahd mit zweitem Schnitt im Spätherbst.
  • Nistressourcen bereitstellen, bspw. Trockenmauern, im Herbst stehengelassene Pflanzenstängel, offene Bodenflächen, sandige Stellen, unversiegelte Naturwege, morsches Totholz, grosse Steine usw. Siehe: Förderung des Nistangebots und Nisthilfen für oberirdisch nistende Wildbienen
  • Auslichten und Schaffen offener oder lückig bewachsener Bodenstellen im flachen Gelände oder an sonnigen Böschungen.

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Drei Wildbienen und ihre Futterpflanzen im Siedlungsgebiet (von links nach rechts): Langhornbiene Eucera nigrescens mit Kriechender Günsel Ajuga reptans, Schöterich-Mauerbiene Osmia brevicornis mit Wiesen-Schaumkraut Cardamine pratensis und Natterkopf-Mauerbiene Osmia adunca mit Gewöhnlicher Natternkopf Echium vulgare.

Dachbegrünungen

Dachbegrünungen bestehen in der Regel aus einem Durchwurzelungsschutz, einer Drainschicht, dem Substrat (Nährboden) und der Vegetationsschicht. Aktuelle Studien zur Wildbienenfauna auf Gründächern aus Deutschland und der Schweiz zeigen, dass das Artenspektrum auf extensiven Gründächern nicht gross ist, da die Fläche als Lebensraum meist zu klein ist. Extensive Gründächer beherbergen eine geringere Artenvielfalt als ebenerdige, vergleichbare Biotope und sind deshalb kein Ersatz für Magerwiesen oder Ruderalflächen. Der Grossteil der Wildbienenarten sucht die Dächer nur zur Nahrungsversorgung auf und ihr Nistplatz befindet sich in der näheren Umgebung. Die Dachhöhe hat insofern einen Einfluss auf die Artenvielfalt, als bei hohen Dächern windige Verhältnisse die Nutzung durch Blütenbesucher erschweren. Das Potenzial von Gründächern lässt sich in Ausnahmefällen verbessern, wenn man auf niedrigen Dächern auch Nistressourcen anbietet und die Strukturvielfalt erhöht.

  • Dachflächen strukturieren, indem man die Substratstärke mosaikartig variiert. Nistressourcen können in Ausnahmefällen förderlich sein, sofern ausreichende Nahrungsquellen vorhanden sind.
  • Flächen mit nährstoffarmem, etwas bindigem Sand mit einer Mindeststärke von 15-20 cm in unterschiedlicher Hangneigung mit Schwerpunkt auf flache Zonen anbieten
  • Stauwassersituationen vermeiden. Senkrechte Strukturen, Mikroabbruchkanten, einzelne strukturierte Natursteine, Totholz, hohle und markhaltige Stängel anbieten.
  • Extensivbegrünung mit naturnaher Bepflanzung ohne Bewässerung und Nährstoffgaben anlegen
  • Blüten müssen in Mindestmengen vorkommen; es kann sinnvoll sein, sich auf weniger Pollenquellen zu beschränken, diese jedoch in ausreichender Menge anzubieten
  • Keine Hummelkästen installieren (Völker überhitzen schnell, erhöhte Mortalität)

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Allgemeine Informationen

Nisthilfen für oberirdisch nistende Wildbienen

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Mit künstlichen Nisthilfen werden vorwiegend die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) und die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) gefördert.

Das Nistplatzangebot für oberirdisch in Hohlräumen nistende Wildbienen im Siedlungsraum kann erhöht werden, indem künstliche Nisthilfen und platziert werden. Solche Nisthilfen helfen jedoch vor allem einigen wenigen, meist häufigen Arten, weshalb es weiterhin prioritär ist, natürliche Nistplätze zu fördern und vor allem das Nahrungsangebot zu vergrössern. Untersuchungen zeigen, dass nahezu 90% der künstlichen Nisthilfen in sogenannten "Bienenhotels" von den zwei Arten Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) und Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) besiedelt werden. Mit fachgerecht hergestellten künstlichen Nisthilfen kann maximal ein Viertel der in Gärten auftretenden Wildbienenarten gefördert werden; die Mehrheit der Arten nistet jedoch in selbstgegrabenen Hohlräumen im Boden.

Das Herstellen, Vermarkten und Aufstellen von Wildbienen-Nisthilfen liegt zurzeit im Trend. Diese Massnahmen sind im Siedlungsgebiet zwar pädagogisch wertvoll, deren Wirkung auf die Wildbienengemeinschaften ist jedoch gering. Es wird empfohlen, fachgerecht hergestellte Nisthilfen mit Bedacht, vorwiegend im Siedlungsraum anzubieten. Wichtig ist eine gute Standortwahl für das Aufstellen von künstlichen Nisthilfen: ideal sind wind- und wettergeschützte, trockene und sonnige Orte mit Ausrichtung nach Ost bis Südost. Die Nisthilfen sollen waagrecht orientiert, in mindestens 1 m Höhe und von vorne frei zugänglich angebracht werden. Sie sind im Winter oder Vorfrühling auszubringen und den Winter über draussen zu belassen, damit die Tiere nicht vorzeitig schlüpfen.

Praxishinweise zur Anlage von künstlichen Nisthilfen für oberirdische Hohlraumnister:

  • Abgelagertes, unbehandeltes Laubholz verwenden von Esche (Fraxinus), Buche (Fagus), Eiche (Quercus) oder Obsthölzern. Geeignet ist jedes Stück Holz mit einer Stärke von mindestens 7-15 cm.
  • Bohrungen nicht ins Stirnholz, welches durch die Jahresringe erkennbar ist, sondern ins Längsholz (wo ursprünglich die Rinde war) anlegen. Bohrlöcher bei niedrigen Durchmessern im Abstand von 1 cm, bei Bohrweiten von 6-8 mm im Abstand von 2 cm setzen und jeweils 5-15 cm tief. Ideal ist eine Kombination verschieden grosser Bohrlöcher mit Durchmessern zwischen 3-8 mm. Die Holzoberfläche nach dem Bohren mit Schleifpapier glätten, damit keine Fasern den künftigen Nesteingang behindern.
  • Bambus mit Innendurchmesser von 3-10 mm in ca. 20 cm lange Stücke schneiden (mit Bandsäge oder kleinzähniger Handsäge, sie dürfen nicht brechen oder zerfasern). Die natürlichen Bambusknoten bilden jeweils den hinteren Abschluss des Niströhrchens. Mark mit Ahle, Draht, Bohrer oder Flaschenputzer auskratzen, damit eine möglichst glatte Innenwand entsteht.
  • Als Ergänzung können Strangfalzziegel mit Hohlräumen von 5-8 mm als waagrechter Stapel oder in einer Trockenmauer aufeinandergestapelt werden.
  • Weiter können markhaltige abgebrochene oder abgeschnittene Stängel von Brombeeren, Himbeeren, Heckenrosen, Königskerzen oder Disteln senkrecht aufgestellt werden, z. B. auch mit Hilfe zweier waagrecht gespannter Drähte.
  • Unterhalt: nur die ab Mitte Mai fliegenden Arten reinigen verlassene Nester und benutzen sie wieder. Die frühen Mauerbienen nehmen jedoch nur unbenutzte Löcher an, deshalb ab und zu frisches Nistmaterial anbieten.


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Folgende Quellen begründen eine gewisse kritische Haltung zu künstlichen Nisthilfen und zeigen auf, welche Fehler es zu vermeiden gilt:

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Ruderalflächen im sind für Wildbienen wertvoll, wenn sie gut besonnt sind und sandige Stellen aufweisen.

Schaffung von nährstoffarmen Pionier- und Ruderalflächen

Ruderalflächen sind wichtige Ersatzbiotope für Wildbienenarten, die ursprünglich auf Schotter- und Kiesbänken entlang von Flüssen vorkommen. Diese kiesig-sandigen, oft lückig bewachsenen Standorte bieten mit ihren Pflanzen an sonnigen Standorten Nahrungs- und Nistlebensräume für Wildbienen. Als Pionierstandorte verändern sich Ruderalflächen von Jahr zu Jahr. Praxishinweise zur Anlage von nährstoffarmen Pionier- und Ruderalflächen:

  • Sonnige Lagen, auf durchlässigen Sand-, Kies- oder Mergelböden. Möglichst grosse, nicht an sehr verkehrsreichen Strassen gelegene Flächen wählen. Kleinere Flächen in der Nähe von blütenreichen Lebensräumen anlegen.
  • Falls notwendig Hartbeläge oder nährstoffreiche Erdschicht entfernen. Rohboden mit einer mindestens 25 cm dicken Schicht aus Wandkies, kombiniert mit Sand oder Mergel überdecken.
  • Lockere Ansaat mit standortgerechten Ruderal- und Magerwiesenpflanzen.
  • Pflege: teilweiser Schnitt alle 2-3 Jahre. Periodisch einen Teil der Fäche wieder ins Pionierstadium versetzen (aufhacken).
  • Aufkommende invasive Neophyten auf offenen Bodenstellen sind bei Bedarf zu bekämpfen (jäten).

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Fliessgewässer, Auen und Feuchtgebiete

Im Bereich der natürlichen Lebensräume ist das Schaffen und Aufwerten Auen für Wildbienen förderlich: Durch Flussaufweitungen und das Zulassen der Hochwasserdynamik entstehen periodisch neue sandige, kiesige Bereiche mit lückiger Vegetation und Abbruchkanten. Davon profitieren insbesondere bodennistende (z. B. Sandbienen) und die bei ihnen parasitierenden Wildbienenarten. Feuchtgebiete beherbergen einige speziell an diesen Lebensraum gebundene Wildbienen: hierzu gehören Arten, welche hygrophile Pflanzen nutzen (die Auen-Schenkelbiene Macropis europaea auf Gilbweiderich oder die Blutweiderich-Sägehornbiene Melitta nigricans auf Blutweiderich) sowie wenige Maskenbienenarten (Hylaeus). Die Wildbienen kommen in Riedgebieten mit lückigen, schwachen Schiffsbeständen vor und nisten in so genannten Schilfgallen. Bereiche mit Schilfgallen dürfen nur alle 4 Jahre gemäht werden.

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  • Schmid-Egger, C. (2000). Die Wildbienen- und Wespenfauna der oberrheinischen Trockenaue im südwestlichen Baden-Württemberg (Hymenoptera: Aculeatea; Evanioidea). In: Vom Wildstrom zur Trockenaue. Natur und Geschichte der Flusslandschaft am südlichen Oberrhein. LfU Baden-Württemberg (Hrsg.). S. 257-306. Verlag Regionalkultur, Karlsruhe.
  • Herrmann, M. (2006). Wildbienen und Wespen in Feuchtgebieten (Hymenoptera Aculeata)

Abbaugebiete

Sand-, Lehm- und Kiesgruben können wichtige Ersatzlebensräume für natürliche Flussauen sein. Sie sollten deshalb nicht wieder aufgefüllt werden, sondern möglichst lange offenbleiben.

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Waldränder und lichte Wälder

Zur Förderung der Wildbienen im Wald ist die Strukturvielfalt des Waldrandes mit einem guten Angebot an Blütenpflanzen wichtig. Der Waldrand soll gestuft und gebuchtet sein, eine Tiefe von mindestens 6 m aufweisen und mit angrenzendem Grünland von überdurchschnittlichem ökologischem Wert vernetzt sein (extensiv bewirtschaftete Magerwiesen und -weiden, Felsenheiden, Naturschutzgebiete u.ä.). Eingriffe sind zeitlich gestaffelt und räumlich versetzt zu erfolgen. Auch «Lichte Wälder» weisen eine typische Wildbienenfauna auf. Stete Pflegemassnahmen (Auslichtungen) fördern lichtliebende Pflanzen und Insekten nachhaltig. Falls im lichten Wald als zusätzliche Pflegemassnahme beweidet wird, soll das Weideregime möglichst extensiv gehalten werden. Nicht alljährlich und gestaffelt beweiden, um ein kontinuierliches Blütenangebot zu erhalten.

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Förderung wildbienenreicher Landschaften

Wie in den vorhergehenden Kapiteln ausgeführt, müssen die Teillebensräume der Wildbienen als Verbundnetz in der Landschaft vorliegen, um eine arten- und individuenreiche Wildbienengemeinschaft zu beherbergen. Die Distanz zwischen Nistplätzen, Nistressourcen und Nahrungspflanzen beeinflusst den Fortpflanzungserfolg wesentlich; kurze Sammelflugdistanzen sind förderlich. Fördernde Elemente wie blütenreiche Flächen und Strukturelemente sollen nicht weiter als 100-300 m auseinanderliegen. Mehrere kleine Flächen sind oft wertvoller als eine grosse Fläche. In der Agrarlandschaft müssen Brachen, Hecken, Saumstrukturen, unbefestigte Wege usw. aber in ausreichender Grösse zur Verfügung stehen. Als wertvolle Orientierungshilfe für die Vernetzung von Landschaften kann die historische Kulturlandschaft dienen: Neben der vielfach extensiven Nutzung waren die kleinräumige Nutzungsvielfalt und das weitgehende Fehlen einer klaren Trennung von Wald und Offenland, Siedlung und Kulturlandschaft herausragende Eigenschaften der traditionellen Kulturlandschaft.

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AK 08241 Andrena agilissima Paarung auf Sisapsis arvensis.jpg
Die Senf-Blauschillersandbiene Andrena agilissima kann durch Senf-Ansaaten gefördert werden, hier ein Pärchen auf dem Acker-Senf (Sisapsis arvensis).

Artenschutz

Viele Wildbienenarten haben erhöhten Förderbedarf. Sie sind aber noch nicht in der Liste der National Prioritären Arten (2010) aufgeführt, da noch zu viele Wissenslücken bestanden. Aktuell wird die Rote Liste der Wildbienen überarbeitet und soll 2020 erscheinen.

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  • Die Fachstelle für Naturschutz Kanton Zürich (FNS, ALN) hat im Aktionsplan Wildbienen (2004) für sieben Wildbienenarten erste Einschätzungen publiziert. Erste Erfahrungen zu Fördermassnahmen sind vorhanden für Andrena agilissima (Senf-Ansaaten), Osmia tridentata (Nistplatzangebot in Form von markhaltigen Stängeln) sowie Megachile parietina.
    • Andrena agilissima (Senf-Blauschillersandbiene)
    • Andrena florea (Zaunrüben-Sandbiene)
    • Andrena hattorfiana (Knautien-Sandbiene)
    • Andrena pandellei (Graue Schuppensandbiene)
    • Lasioglossum costulatum (Glockenblumen-Schmalbiene)
    • Megachile parietina (Schwarze Mörtelbiene)
    • Osmia tridentata (Dreizahn-Stängelbiene)

Neozoen
2015 wurde erstmals die eingeschleppte Asiatische Mörtelbiene (Megachile sculpturalis) in der Schweiz und in Deutschland gefunden. In den nächsten Jahren wird es interessant sein zu verfolgen, ob sich die Art bei uns weiter ausbreiten und etablieren kann.

Gefährdung

In der Schweiz sind rund 45% der Wildbienenarten gefährdet. Fachleute gehen davon aus, dass sich die Situation seit der Erstellung der Roten Listen (1994) weiter verschlechtert hat. Derzeit ist ein Pilotprojekt für die landesweite Erfassung der Gefährdungssituation der Wildbienen (Überarbeitung der Roten Liste) sowie für die Überwachung der Entwicklung deren Bestände im Gang. Der Zustand der Wildbienen in der Schweiz wird bis 2020 neu erfasst sein. Die Gründe für Gefährdung und Populationsrückgänge sind vielfältig; Lebensraumverlust, Fragmentierung der Landschaft, Intensivierung der Landwirtschaft, Verlust an Kleinstrukturen wie Altgrasflächen, Ast- und Holzhaufen, Totholzbäume sowie blütenreiche Wiesen. Durch den Verlust an Lebensräumen und die Verinselung der verbleibenden wertvollen Flächen wird die Flugdistanz zwischen Nahrungs- und Nisthabitat für Wildbienen immer grösser. Damit können pro Zeiteinheit weniger Brutzellen versorgt werden, die Bienen altern schneller bei erhöhter Flugaktivität und sterben früher. Des Weiteren bleiben die (offenen) Nester länger unbeaufsichtigt, was den Prädatorendruck erhöht und den Parasitenbefall begünstigt.

Viele magere, extensiv genutzte, blüten- und kleinstrukturreiche Lebensräume wurden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft oder durch Ersatzaufforstungen zerstört. Durch Nutzungsaufgabe verbrachen und verwalden Grenzertragsstandorte. Der Einsatz von Mineraldüngern und Herbiziden und der Wechsel von Heu- zur Silagenutzung führten zu blütenarmen, ausgeräumten Landschaften. Des Weiteren ist bekannt, dass systemisch wirkende Insektizide wie Neonicotinoide und Pyrethroide neben unmittelbar tödlichen auch verschiedene subletale Auswirkungen haben. Ein schädigender Einfluss auf Wildbienen ist zu erwarten und wird als mitverantwortlich für den Rückgang von Wildbienen betrachtet.

Wissenslücken

  • Vorkommen, Verbreitung und aktuelle Gefährdungssituation der Wildbienen in der Schweiz
  • Praktikable Förderung von Nisthabitaten und -ressourcen im Agrarbereich
  • Wie sich Populationen und Artzusammensetzungen von Wildbienen und ihren Parasiten in künstlichen Nisthilfen längerfristig entwickeln
  • Pollenpräferenzen gefährdeter polylektischer Wildbienenarten und quantitativer Pollenbedarf bedrohter Wildbienenarten
  • Bevorzugte Bodensubstrate der gefährdeten bodennistenden Wildbienenarten und ihre Ansprüche an mikroklimatische, physikalische Eigenschaften der Nistplätze
  • Einschränkung der Sammelflugdistanzen bedrohter Wildbienenarten durch Landschaftsstrukturen

Praxisbeispiele

Es bestehen folgende Praxisbeispiele zur Wildbienenförderung im Siedlungsraum:

Das Projekt hat viele Ziel-Artengruppen, unter anderem Stechimmen.
Mit lokalen Naturgärtnereien werden grossflächige Wildbienenparadiese für Firmen und Institutionen sowie auf öffentlichen Flächen umgesetzt.

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Literaturempfehlungen

Praxisbezogene Literatur

Hummeln

  • Von Hagen E., Aichhorn A. (2014). Hummeln. Bestimmen, ansiedeln, vermehren, schützen. Fauna Verlag, Nottulm.
Das Buch beschreibt erhaltende und fördernde Schutzmassnahmen und enthält ganzseitige Hummelporträts und beschreibt die wichtigsten Hummeltrachtpflanzen.
  • Westrich P. (2015). Wildbienen – Die anderen Bienen. Verlag Dr. F. Pfeil, München.
Das Buch gibt ebenfalls wichtige Fördermassnahmen zur Hummelhaltung.

Bestimmungsbücher

  • Amiet, F. (1996). Apidae 1; Allgemeiner Teil, Gattungsschlüssel, die Gattungen Apis, Bombus und Psithyrus. Insecta Helvetica Fauna 12.
  • Amiet, F., et al. (1999). Apidae 2 - Colletes, Dufourea, Hylaeus, Nomia, Nomioides, Rhophitoides, Rophites, Sphecodes, Systropha. Fauna Helvetica 4.
  • Amiet, F., et al. (2001). Apidae 3 - Halictus, Lasioglossum. Fauna Helvetica 6.
  • Amiet, F., et al. (2004). Apidae 4 - Anthidium, Chelostoma, Coelioxys, Dioxys, Heriades, Lithurgus, Megachile, Osmia, Stelis. Fauna Helvetica 9.
  • Amiet F., et al. (2007). Apidae 5 - Ammobates, Ammobatoides, Anthophora, Biastes, Ceratina, Dasypoda, Epeoloides, Epeolus, Eucera, Macropis, Melecta, Melitta, Nomada, Pasites, Tetralonia, Thyreus, Xylocopa. Fauna Helvetica 20.
  • Amiet F., et al. (2010). Apidae 6 - Andrena, Melitturga, Panurginus, Panurgus. Fauna Helvetica 26.

Autoren

Text Karin Loeffel faunatur
Review Dr. h. c. Felix Amiet
Dr. Paul Westrich Wildbienen.info