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Der Hecht (Esox lucius) lebt in vegetationsreichen Uferzonen stehender oder langsam fliessender Gewässer oder auch in grösserer Tiefe im Freiwasser ("Renkenhechte"). Die Laichzeit ist im März und April, die Fortpflanzung mit Vorliebe im Schilf oder auf überschwemmten Riedwiesen. Die jungen schlüpfen nach 10–30 Tagen. Sie ernähren sich im ersten Monat bis zu einer Länge von 5 cm von Kleinkrebsen, dann erfolgt bereits die Umstellung auf Fischchen. Grössere Hechte fressen neben Fischen auch Wasserwirbellose, Amphibien und kleine Wasservögel.
Text Pascal Vonlanthen
Werner Dönni
Review Joachim Guthruf
Diego Dagani
Publikation Oktober 2018
Aktuelles Dezember 2020



Inhaltsverzeichnis

Aktuelles

Dezember 2020

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Die Passage von Wasserkraft-Turbinen kann für Fische tödlich enden.

Wasserkraft: Das Sterberisiko für Fische an Turbinen bewerten
Bei mehreren Wasserkraftanlagen im Flussabschnitt droht der Totalverlust bestimmter Arten. Forschende aus Deutschland haben nun ein Verfahren für die Bewertung der Fischsterblichkeit an Wasserkraftanlagen entwickelt. Die Resultate zeigen, dass vor allem kleine Wasserkraftanlagen ökologisch problematisch sind – und oft unrentabel wirtschaften würden, wenn sie mit dem notwendigen Fischschutz ausgerüstet werden. (Weitere Informationen)

Dezember 2020 Artportraits im Online-Atlas: Info Species hat Informationen zu Fischen aufgeschaltet. Das Ziel dieser Artportraits ist, die Arten der Schweizer Fauna zu fördern und die Kenntnisse der neu in unserem Land aufgetretenen Arten zusammen zu tragen. Die Anzahl der behandelten Arten wird im Laufe der Zeit erweitert, wobei der Schwerpunkt auf den national prioritären Arten liegt.

Oktober 2020
Die heimische Fisch- und Krebsfauna umfasst 75 Arten. Der Bundesrat hat die Verordnung zum Bundesgesetz über die Fischerei geändert. 25 einheimische Arten von Fischen und Krebsen erhalten einen neuen Gefährdungsstatus. So ist bei zehn Arten der Bestand zurückgegangen, ihre Gefährdung hat somit zugenommen. Die Kantone sind gefordert, diese Arten besser zu schützen.
Die Änderungen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bei zehn Arten verschlechtert sich der Gefährdungsstatus, bei drei Arten verbessert sich der Gefährdungsstatus, vier Arten erhalten erstmals einen Gefährdungsstatus, bei zwei Arten muss der bisherige Gefährdungsstatus anhand zusätzlicher Informationen neu definiert werden und sechs Arten zählen neu zu den einheimischen Fischen und Krebsen.
Weitere Informationen können Sie der Webseite des Bundes entnehmen.

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Neue Gefährdungsstati der Fische und Krebse der Schweiz. Die Zahlen im Diagramm entsprechen der Anzahl Arten.

Zusammenfassung

In der Schweiz kommen mindestens 70 Fischarten vor. Die Fliessgewässer können in Fischregionen eingeteilt werden. Diese sind durch unterschiedliche Temperaturen, Strömungsgeschwindigkeiten und Sedimente charakterisiert. Das Fischartenspektrum ist in den verschiedenen Fischregionen sehr unterschiedlich. Bei den stehenden Gewässern sind die Tiefe, die oberflächennahen Sommer Temperaturen und die Produktivität die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Fischzusammensetzung.

Fische können in ökologische Gilden eingeteilt werden. Sie unterscheiden sich in ihrer Präferenz bezüglich Fliessgeschwindigkeit, Struktur, Fortpflanzung, Nahrung und Wanderverhalten.

Viele Fischarten sind in der Schweiz gefährdet, die Ursachen dafür sind vielfältig. Hauptgründe sind die Zerstörung der Habitate, die Wasserqualität, die fehlende Vernetzung, die Wasserkraftnutzung und die Klimaänderung. Die Erhaltung und Förderung der Fische geschieht hauptsächlich über den Lebensraumschutz. Im Zentrum stehen dabei die Renaturierung und Revitalisierung der Gewässer. Im Weiteren spielen die Verbesserung der Fischgängigkeit, des Stoffhaushalts und der Wasserqualität eine wichtige Rolle. Wiederansiedlungen machen dann Sinn, wenn die Ursachen für das Verschwinden einer Art bekannt sind und behoben wurden.

Systematik

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Bei einigen Arten ist das Vorkommen geografisch eingeschränkt. Alborella (Alburnus arborella), Agone (Alosa agone), Cheppia (Alosa fallax) oder Barbo (Barbus plebejus; abgebildet) kommen nur im Tessin vor. Apron (Zingel asper) und Sofie (Parachondrostoma toxostoma) in der Schweiz nur im Doubs.

Fische sind im Wasser lebende Wirbeltiere die zum Atmen mit Kiemen ausgestattet sind. Der Sammelbegriff "Fische" gilt – im Gegensatz zu Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetieren – heute nicht mehr als eigentliche taxonomische Einheit der Wirbeltiere. Vielmehr ist er eine Bezeichnung für einen Grossteil der Kiefermäuler, die nicht zu den Landwirbeltieren gehören. Dazu zählen die Knorpelfische mit den fast ausschliesslich im Meer lebenden Haien, Rochen und Seekatzen und die Knochenfische. Die Knochenfische, bestehen wiederum aus Fleischflosser und Strahlenflosser. Die Fleischflosser umfassen die marinen Quastenflosser und die im Süsswasser der Südhemisphäre lebenden Lungenfische. Die Strahlenflosser schliessen alle übrigen Fischgruppen mit ein, darunter auch alle in der Schweiz lebenden Süsswasserfische. Im weiteren Sinne werden auch die Kieferlosen – eine weitere Gruppe rein aquatisch lebender Wirbeltiere – zu den Fischen gezählt, wie zum Beispiel das in der Schweiz lebende Bachneunauge (Lampetra planeri).

In der Schweiz leben Fische aus 20 taxonomischen Familien. Die Artenreichste Familie stellen die Coregoniden (Felchenartige) mit ca. 35 Arten und die Cypriniden (Karpfenartige) mit 33 bekannten Arten. Der alpine Raum ist bekannt dafür, eine hohe Anzahl endemischer Fischarten zu beherbergen, dies gilt insbesondere für Felchen (Coregonus spp.) und Seesaiblinge (Salvelinus spp.).

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Groppe (Cottus gobio) aus der Bünz (links) und Seesaibling (Salvelinus umbla) aus dem Sarnersee (rechts)
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In der Schweiz leben mindestens 55 bekannte einheimische Fischarten. Nicht mitgezählt ist dabei die Vielzahl endemischer Arten im alpinen Raum. Als Beispiel die sechs Felchen Arten des Vierwaldstättersees (abgebildet sind von oben nach unten): Edelfisch (Coregonus nobilis), «Alpnacherfelchen» (Coregonus sp.), «Bodenbalchen» (Balchen; Coregonus sp.), «benthischer Schwebbalchen» (Coregonus sp.), «pelagischer Schwebbalchen» (Coregonus sp.), Albeli (Coregonus zugensis).

Quellen/Links

Praxisrelevante Ökologie

Besiedlungsgeschichte

Die Verbreitung der Fische in Gewässersystemen des Alpenraumes ist stark durch die Ausdehnung der Gletscher während den letzten Eiszeiten geprägt worden. Die Schweiz entwässert heute in fünf relevante Einzugsgebiete (Rhône, Rhein, Donau, Po, Etsch). Jedes dieser Einzugsgebiete besass während der schweizweiten Vergletscherungen glaziale Refugien, in welche sich die Fische zurückziehen konnten. Die Wiederbesiedlung zwischen den Eiszeiten erfolgte aus diesen Refugien – so auch nach der letzten Eiszeit vor ca. 15‘000 Jahren. Diese Besiedlungsgeschichte erklärt zum Beispiel weshalb im Tessin eine andere Fischartengemeinschaft anzutreffen ist als nördlich der Alpen.

Links

Lebensraum Fliessgewässer – Fischregionen

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Die Barbe (Barbus barbus) ist strömungsliebend, benötigt für die Fortpflanzung kiesigen Untergrund als Laichsubstrat und ist eine an den mittleren Temperaturbereich angepasste Art. Sie gibt der «Barbenregion» ihren Namen.

Die Flusssysteme werden anhand ihrer Fischartengesellschaft in Fischregionen eingeteilt. Jede dieser Fischregionen wird nach einer Leitfischart benannt, die für den entsprechenden Lebensraumtyp charakteristisch ist. In der Schweiz kommen folgende Fischregionen vor (siehe Abbildung «Fischregionen»):

  • Forellenregion (Epi- und Metarhithral)
  • Äschenregion (Hyporithral)
  • Barbenregion (Epipotamal)
  • Brachsenregion (Metapotamal)

Der oberste Fliessgewässerabschnitt, in dem Fische noch vorkommen, ist die Forellenregion. Typisch für sie sind sommerkühle Wassertemperaturen, ein grosses Gefälle, eine starke Strömung und eine Sedimentzusammensetzung aus überwiegend grobem Material (Blöcke, Steine, Kies). Diese physikalischen Eigenschaften ändern sich entlang des Fliessgewässers kontinuierlich bis zur Brachsenregion. Sie wird durch hohe Sommertemperaturen, eine schwache Strömung, ein geringes Gefälle und feinkörniges Sediment (Sand, Schlamm) charakterisiert. Die Fischartengemeinschaft verändert sich entlang dieses Kontinuums markant. Jede Fischart besiedelt dabei einen für sie optimalen Bereich entlang dieser Umweltgradienten (siehe Abbildung «Lebenraumpräferenz»), kommt aber in den angrenzenden Regionen in der Regel ebenfalls vor, aber weniger häufig. Die Artenzahl nimmt in Fliessrichtung von der Forellenregion in Richtung Brachsenregion zu.

Diese Gliederung eines Fliessgewässers in Fischregionen ist lediglich eine vereinfachte Darstellung der Wirklichkeit. So kann z. B. ein See, das Temperaturregime eines Fliessgewässers derart erhöhen, dass die Artenzusammensetzung einer tiefer liegenden Fischregion entspricht, als durch das Gefälle und die Morphologie zu erwarten wäre.

Vergleiche auch das Kapitel Morphologie im Fliessgewässerartikel.

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Fischregionen
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Lebensraumpräferenz einiger in der Schweiz vorkommender Fliessgewässerfischarten

Links

  • Huet, M., Aperçu des relations entre la pente et les populations piscicoles des eaux courantes. Revue Suisse d'Hydrologie, 1949. 11: p. 332-351.
  • Illies, J. and L. Botosaneanu, Problèmes et méthodes de la classification et de la zonation écologique des eaux courantes, considérées surtout du point de vue faunistique. SIL Communications, 1953-1996, 1963. 12(1): p. 1-57.
  • Methoden zur Untersuchung und Beurteilung der Fliessgewässer- Fische Stufe F

Lebensraum Stillgewässer

Wie bei den Fliessgewässern können auch die schweizerischen Seetypen grob klassifiziert werden. Die massgebenden Faktoren, die die natürliche Fischartenzusammensetzung beeinflussen, sind die Tiefe, die Sommertemperatur des Oberflächenwassers und die Produktivität (siehe Abbildung "Seetypen").

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Vereinfachte Darstellung der schweizerischen Seetypen mit den dominierenden taxonomischen Fischgruppen

In Bezug auf das Artenspektrum spielt die Wassertemperatur eine entscheidende Rolle. Fische nutzen die aufgrund der physikalischen Eigenschaften des Wassers resultierende Schichtung. Die kälteliebenden Arten halten sich im Sommer im kühleren Tiefenwasser und die wärmeliebenden Arten in den oberflächennahen Schichten auf. Somit sind der Wärmehaushalt und damit die Fischartenzusammensetzung eines Sees stark von dessen Tiefe und Höhenlage abhängig. Typische pelagiale Fischarten, wie zum Beispiel die Felchen (Coregonus spp.), sind insbesondere in grossen und tiefen Seen häufig. Litorale Arten wie die Vertreter der Karpfenartigen und der Barschartigen (Cypriniden und Perciden) sind eher in sommerwarmen Gewässern des Flachlands dominant, unabhängig von deren Grösse. Forellenartige (Salmoniden) kommen eher in kühlem Tiefenwasser oder in höher gelegenen Seen vor. Schliesslich führt eine natürlich oder anthropogen erhöhte Produktivität, nebst den bekannten limnologischen Auswirkungen, zu einer Verschiebung der Häufigkeiten der Fischarten in Richtung der Perciden und Cyprinidien. Durch diese Eutrophierung kann die Biomasse gewisser Arten stark zunehmen, während andere Arten seltener werden.

Quelle/Links

Ökologische Gilden

Arten einer Gilde besitzen ähnliche Strategien der Ressourcennutzung bzw. weisen ähnliche Lebensformtypen in Bezug auf Reproduktion, Ernährung, Migration, Habitatnutzung, Temperatur etc. auf. Sie haben also ähnliche Ansprüche an ihre Umwelt und reagieren daher ähnlich auf Veränderungen, zum Beispiel auf eine Revitalisierung. Die wichtigsten Parameter für die Gliederung der Fische in Gilden sind hier kurz erwähnt: Für den Schutz und die Förderung von Fischen ist es wichtig, ihre ökologischen Ansprüche zu kennen.

Temperatur

Fische sind wechselwarm (poikilotherm), das heisst sie können keine konstante Körpertemperatur aufrechterhalten. Daher entspricht ihre Körpertemperatur in etwa der Wassertemperatur. Die Wassertemperatur löst biochemische und physiologische Aktivitäten aus, von denen der Tod die Reaktion auf die ultimative äusserste Grenze des „nutzbaren“ Temperaturbereichs ist. Die ökologischen Randbedingungen schränken diesen Bereich jedoch ein. Für das längerfristige Überleben muss ein Lebewesen fähig sein, Nahrung zu sich zu nehmen, resistent gegen Krankheit und Parasiten zu sein, erfolgreich mit andern Lebewesen zu konkurrieren und Räubern zu entfliehen. All diese Aktivitäten sind direkt von der Körpertemperatur und somit bei vielen Lebewesen von der Temperatur des Wassers der Umgebung abhängig. Fische haben eine spezifische Vorzugstemperatur, bei der ihr Stoffwechsel optimal funktioniert. Die Wassertemperatur ist deshalb oft ein entscheidender Faktor für das Vorkommen einer Fischart, sowohl in Still- als auch in Fliessgewässern. Jede Fischart ist an ein bestimmtes Temperaturspektrum angepasst (Stenothermie). Entsprechend kann man sie in Gilden einteilen:

  • Kaltstenotherm: Gesamter Lebenszyklus auf relativ niedrigen Temperaturbereich beschränkt (z. B. Forelle (Salmo spp.), Äsche (Thymallus thymallus), Trüsche (Lota lota)).
  • Warmstenotherm: Gesamter Lebenszyklus auf relativ hohem Temperaturbereich beschränkt (keine Arten in der Schweiz).
  • Eurytherm: Grössere Varianz in den Temperaturansprüchen in Abhängigkeit von Lebensstadium und Jahreszeit (z. B. Mindesttemperaturen im Frühling/ Sommer für eine erfolgreiche Reproduktion, z. B. Nase (Chondrostoma nasus), Alet (Squalius cephalus), Barbe (Barbus barbus)).
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Forellen (hier abgebildet sind Atlantische Forellen (Salmo trutta), Äschen (Thymallus thymallus) und Trüschen (Lota lota) sowie ihre Begleitarten benötigen kühles Wasser.

Strömungspräferenz

Die Unterteilung basiert auf einer generellen Charakterisierung der Strömungsverhältnisse der bevorzugten Lebensräume: Generelle Strömungspräferenz:

  • Strömungsliebend - rheophil: Fische, die strömende Bereiche bevorzugen (z. B. Barbe (Barbus barbus), Forelle (Salmo spp.), Nase (Chondrostoma nasus).
  • Strömungsindifferent - indifferent: Fische, die keine deutliche Präferenz für strömende bzw. stehende Bereiche zeigen (z. B. Flussbarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (Rutilus rutilus))
  • Stillwasserliebend - limnophil: Fische, die stehende Bereiche bevorzugen (z. B. Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus), Felchen (Coregonus spp.))

Fliessgeschwindigkeitsbedingungen am Laichhabitat

  • Fliesswasserlaichend - rheopar: Fische, deren Reproduktionsareal sich im Fliesswasser befindet (z. B. Forelle (Salmo spp.), Groppe (Cottus gobio), Äsche (Thymallus thymallus), Nase (Chondrostoma nasus)).
  • Strömungsindifferent laichend - euryopar: Fische, die sowohl im Fliesswasser als auch im Ruhigwasser laichen (z. B. Flussbarsch (Perca fluviatilis), Elritze (Phoxinus phoxinus aggr.)).
  • Ruhigwasserlaichend - limnopar: Fische, deren Reproduktionsareal sich im Ruhigwasser befindet (z. B. Brachsmen (Abramis brama), Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)).

Strukturbezug/Strukturen

  • Strukturgebunden: Fische, die aufgrund ihrer Lebensweise in Strukturen leben bzw. starke Bindung an diese Strukturen aufweisen (z. B. Forelle (Salmo spp.), Groppe (Cottus gobio)).
  • Mässig strukturgebunden: Fische, die aufgrund ihrer Lebensweise hauptsächlich im Nahbereich von Strukturen im Gewässer zu finden sind (z. B. Äsche (Thymallus thymallus), Hasel (Leuciscus leuciscus)).
  • Strukturungebunden: Fische, die aufgrund ihrer Lebensweise an keine wesentlichen Strukturen gebunden sind (z. B. Felchen (Coregonus spp.), Laube (Alburnus alburnus)).
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Für die Groppe (Cottus gobio) sind nicht kolmatierte grobe Sedimente (Kies, Steine und Blöcke) als Strukturelemente besonders wichtig

Siehe auch: Fliessgewässer-Artikel, Strukturvielfalt

Reproduktion

Prädation und Sauerstoffverhältnisse haben während der ersten Entwicklungsstadien einen starken Einfluss auf das Überleben. Folglich werden die Strategie und der Erfolg der natürlichen Fortpflanzung massgebend vom Laichsubstrat bzw. vom Standort der Eiablage beeinflusst. Beide Faktoren werden zur Unterscheidung der Fortpflanzungsgilden verwendet:

  • Polyphil: keine besonderen Ansprüche an das Laichsubstrat (z. B. Blaubandbärbling (Pseudorasbora parva)).
  • Lithophil: Steine/Kies (z. B. Forelle (Salmo spp.), Äsche (Thymallus thymallus), Bachneunauge (Lampetra planeri), Barbe (Barbus barbus)).
  • Pelagophil: Freiwasser (z. B. gewisse Felchen Arten (Coregonus spp.)).
  • Phytophil: Pflanzen (z. B. Flussbarsch (Perca fluviatilis), die meisten Karpfenartigen).
  • Psammophil: Sand (Gründling (Gobio gobio)).
  • Ostracophil: Muscheln (z. B. Bitterling (Rhodeus amarus)).
  • Speleophil: Hohlräume/ Höhlen (z. B. Cagnetta (Salaria fluviatilis), Groppe (Cottus gobio)).
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Äschen (Thymallus thymallus) bei der Eiablage, dazu ist nicht kolmatierter feiner Kies notwendig

Nahrungsaufnahme

Folgende Nahrungsgilden werden aufgrund der Präferenzen bei der Nahrungsaufnahme unterschieden:

  • Detritivor: Algen und Detritus werden aus dem Sediment filtriert (z. B. Bachneunauge (Lampetra planeri)).
  • Benthivor/ insectivor: Bodennahrung und Insekten fressend (z. B. Forelle (Salmo spp.), Äsche (Thymallus thymallus)).
  • Piscivor: Fischfresser/Raubfische. V.a. Fische, aber auch geringer Anteil an anderer aquatischer und terrestrischer (Anflug) Nahrung (z. B. Hecht (Esox lucius), Zander (Sander lucioperca), Wels (Silurus glanis)).
  • Planktivor: Vorwiegend Zooplankton und teilweise Phytoplankton (z. B. Felchen (Coregonus spp.)).
  • Omnivor/ euryphag: Allesfresser/breites Nahrungsspektrum (z. B. Alet (Squalius cephalus), Hasel (Leuciscus leuciscus)).
  • Herbivor: Pflanzenfresser (z. B. Nase (Chondrostoma nasus ), Bitterling (Rhodeus amarus)).
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Das Bachneunauge (Lampetra planeri) lebt als Larve (augenlos) mehrere Jahre in feinem Sediment vergraben und filtert Algen und Detritus aus dem Wasser. Oben abgebildet ist die adulte Form mit ausgebildetem Auge auf einem Laichplatz. Dazu benötigen sie nicht kolmatierten Kies. Nach dem Ablaichen sterben alle Bachneunaugen, da sie sich nicht mehr ernähren können.

Migrationstyp

Aufgrund des Wanderbedürfnisses werden folgende Migrationsgilden unterschieden:

  • Kurz: Kurzstreckenwanderer. Ortsveränderung auf wenige Hundert Meter oder einige Kilometer beschränkt. Laichwanderung ausschliesslich im Süsswasser (z. B. Elritze (Phoxinus phoxinus aggr.), Groppe (Cottus gobio)).
  • Mittel: Mittelstreckenwanderer. Ortsveränderung bis über 100km. Laichwanderung ausschliesslich im Süsswasser (potamodrome Fische, z. B. Barbe (Barbus barbus), Alet (Squalius cephalus), Forelle (Salmo spp.)).
  • Lang: Langstreckenwanderer. Ortsveränderung über mehrere 100km mit Laichwanderung zwischen Süss- und Salzwasser (diadrome Fische, z. B. Lachs (Salmo salar), Aal (Anguilla anguilla), Meerneunauge (Petromyzon marinus)).
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Der Atlantische Lachs (Salmo salar) ist ein Beispiel eines Langstreckenwanderers der früher in der Schweiz weit verbreitet vorkam. Heute gilt der Lachs in der Schweiz als ausgestorben. Wiederansiedlungsbemühungen sind aber im Gange.

Links

Lebenszyklus

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Fische haben einen komplexen Lebenszyklus, den es bei deren Schutz und Förderung zu berücksichtigen gilt (Abbildung: Äscheneier)

Alle Fischarten durchlaufen einen mehr oder weniger komplexen Lebenszyklus, während dem sich die Ansprüche an die Umwelt mehrmals verändern. Als Beispiel dafür wird hier derjenige der atlantischen Forelle (Salmo trutta) kurz beschrieben:

  1. Die Eiablage erfolgt im Spätherbst. Die Forellenweibchen schlagen eine Laichgrube und entfernen dabei Feinsediment aus der gut durchströmten Kiessohle. Die Eier entwickeln sich über mehrere Monate geschützt im Kies, bis sie im Frühling schlüpfen. Forellen sind also darauf angewiesen, dass die Gewässersohle im Winter nicht umgelagert wird. Auch die Verstopfung (Kolmation) der Sohle durch Feinsedimente kann sich fatal auf die Eier auswirken, da die Durchströmung des Kieses und damit die Sauerstoff-Versorgung der Eier zusammenbricht.
  2. Nach dem Schlüpfen leben die Larven mehrere Wochen im Kies, bis der Dottersack aufgebraucht ist. Danach emergieren sie aus dem Kies und besiedeln seichte, strömungsberuhigte Uferbereiche, wo sie mit der Aufnahme kleiner Nährtierchen beginnen.
  3. Mit zunehmender Grösse wandern die Forellen in schneller fliessende Bereiche des Gewässers ab, wo sie nun grössere Insekten fressen.
  4. Im Verlauf des ersten oder zweiten Lebensjahres entwickeln die Forellen unterschiedliche Lebensstrategien. Ein Teil der Forellen wandert ab und besiedelt grössere Flüsse oder Seen. Der andere Teil bleibt im Geburtsgewässer.
  5. Die Forellen in grösseren Flüssen oder Seen wachsen schnell zu grossen Fischen heran, die sich vermehrt von anderen Fischen (piscivor) ernähren. Die in den kleineren Fliessgewässern verbleibenden Forellen sind auf gute Versteckmöglichkeiten wie tiefe Kolke, unterspülte Ufer oder Totholzansammlungen angewiesen. Sie leben in Territorien, die sie gegen Artgenossen und andere Arten verteidigen.
  6. Vor der Fortpflanzung wandern die adulten Forellen aus den Seen und Flüssen oder aus den Bächen in die Laichgebiete ihres Geburtsgewässers zurück (Homing).

Der Lebenszyklus der atlantischen Forelle (Salmo trutta) zeigt, wie vielfältig die Ansprüche im Verlauf des Lebenszyklus sind, auch innerhalb einer Art. Die Forelle ist dabei keinesfalls einzigartig. Generell gilt, dass Fische auf vielfältige und vernetzte Lebensräume angewiesen sind.

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Lebenszyklus der Forelle (Salmo trutta) in einem Seezufluss

Links

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Bachforelle (Salmo trutta)

Wanderverhalten

Longitudinale Wanderungen

Im Laufe seines Entwicklungszyklus unternimmt der Fisch teilweise mehrfach Wanderungen entlang des Flusslaufes. Die spektakulärsten Wanderungen sind diejenigen der diadromen Arten (Langstreckenwanderer), deren Lebenszyklus zwischen einer Phase im Süsswasser und einer Phase im Meer wechselt. Die anadromen Arten wie zum Beispiel der Atlantische Lachs (Salmo salar) verlassen das Meer, in dem sie über Jahre bereits lange Distanzen gewandert sind, und schwimmen flussaufwärts, um sich in einem Fliessgewässer fortzupflanzen. Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist eine katadrome Art und macht den umgekehrten Weg: Er verlässt die Flüsse, um sich in der Sargasso-See im Atlantischen Ozean östlich der Karibik fortzupflanzen. Die potamodromen Arten (Mittelstreckenwanderer) unternehmen kürzere Wanderungen innerhalb eines Gewässers. So steigt die Nase (Chondrostoma nasus) zur Fortpflanzung flussaufwärts und kann dabei Distanzen von mehr als 100 km zurücklegen. Generell wandern alle Fischarten entlang des Flusslaufs mehr oder weniger regelmässig. Diese Bewegungen flussaufwärts und flussabwärts kommen in verschiedenen Entwicklungsphasen des Fisches vor. Oft haben sie Habitatwechsel zum Ziel, die für den Ablauf des Lebenszyklus unerlässlich sind. Mit diesen Wanderungen zwischen Lebensräumen suchen die Fische aktiv Fortpflanzungs-, Nahrungs-, Wachstums-, Überwinterungs-, Ruhe- oder Schutzzonen auf. Passive oder aktive Wanderungen flussabwärts finden oft aufgrund natürlicher oder künstlicher Störungen des Lebensraumes statt (zum Beispiel bei Hochwasserereignissen). Kompensationswanderungen dienen der Wiedereroberung weiter aufwärts gelegener Gebiete z. B. nach einer passiven Verdriftung. Ausdehnungswanderungen dienen der Neu- oder Wiederbesiedlung von Lebensräumen.

Laterale Wanderungen

Die Laterale Vernetzung spielt insbesondere bei Hochwasserereignissen eine wichtige Rolle. Fische reagieren auf Hochwasser, indem sie seitlich ausweichen und überflutete aber weniger stark durchströmte Bereiche aufsuchen. Geht das Hochwasser zurück, wandern sie zurück in die Niederwasserrinne. In verbauten Gewässern ist diese laterale Vernetzung oft nicht mehr vorhanden. Viele Fische werden dann bei Hochwasser flussabwärts verdriftet.

Vertikale Wanderungen

In Seen unternehmen gewisse Fischarten, wie z. B. die Felchen (Coregonus spp.), tages- und jahreszeitliche Vertikalwanderungen. Dabei folgen sie den Wanderungen der Nahrungsorganismen oder weichen in Tiefen mit geeigneter Wassertemperatur aus. Auch in Fliessgewässern kommen in geringem Ausmass Vertikalwanderungen vor. beispielsweise überwintern Jungforellen teilweise im Lückensystem der Kiessohle.

Links

Bioindikation

Fische sind hervorragende Indikatoren für den Zustand eines Gewässers. Dies gilt insbesondere auch für den strukturellen Zustand. Sie werden daher als Indikatoren eingesetzt, z. B. um den Erfolg von Revitalisierungen zu messen.

Links

Erhaltung und Förderung

Die Erhaltung und die Förderung von Fischen laufen hauptsächlich über den Lebensraumschutz. Falls die überlebenswichtigen Habitate nicht erhalten oder wiederhergestellt werden können, dann sind Wiederansiedlungsversuche aussichtslos. Dieses Kapitel fokussiert daher auf den Erhalt und die Wiederherstellung des Lebensraumes der Fische.

Revitalisierung/Renaturierung

Dank der Revision des Gewässerschutzgesetzes (GschG) von 2011 sollen in Zukunft vermehrt Gewässer revitalisiert werden. Idealerweise wird ein Gewässer renaturiert, also in den ursprünglichen natürlichen Zustand zurückversetzt. Davon profitieren alle standorttypischen Lebewesen in und am Gewässer gleichermassen. Da erfahrungsgemäss eine Renaturierung, nur in den seltensten Fällen erreicht werden kann, werden oft Kompromisslösungen umgesetzt. Bei solchen Revitalisierungen werden strategische Entscheide getroffen, die für den Erfolg oder Misserfolg entscheidend sind – insbesondere auch für die Fische, die auf vielfältige und attraktive Lebensräume angewiesen sind. Als hervorragenden Indikator für den strukturellen Gewässerzustand müssen ihre Ansprüche von Anfang an in die Überlegungen einbezogen werden. Gemäss Zweckartikel des Bundesgesetzes über die Fischerei (Abs. 1 Bst. a BGF) soll dabei die natürliche Artenvielfalt eines Gewässers gefördert werden. Folgende Punkte sind für eine für Fische erfolgreiche Revitalisierung von zentraler Bedeutung:

  • Vorgängige Abklärung über den historisch morphologischen Zustand und das historische Artenspektrum im Zielgewässer. Die Massnahmen sollten diese Bedingungen soweit als möglich wiederherstellen.
  • Falls dies nicht möglich ist, sollten naturnahe Bedingungen geschaffen werden, die dem Gewässertyp und den Ansprüchen der standorttypischen Arten entsprechen.

Für Fische ist eine hohe Variabilität der Wassertiefen, Fliessgeschwindigkeiten und Korngrössen sowie der morphologischen Strukturen (Kolke, Kiesbänke, Totholzansammlungen usw.) wichtig. Fische profitieren nur dann von Revitalisierungen, wenn im Gewässer das Gerinne soweit aufgeweitet wird, dass die überschwemmten Uferbereiche bei Hochwasser als Rückzugsraum dienen und sich auenähnliche Biozönosen ausbilden können. Oft reicht der für eine Aufweitung zur Verfügung stehende Raum nicht aus, um solche Strukturen allein durch natürliche eigendynamische Prozesse entstehen zu lassen. Dann sind bauliche Eingriffe notwendig.

Wird dabei aber die Niederwasserrinne zu breit gestaltet, führt dies zu geringen Wassertiefen und geringen Fliessgeschwindigkeiten, was wiederum zu erhöhten Wassertemperaturen führen kann. Ist hingegen das Hochwassergerinne zu schmal, kommt es zu hohen Fliessgeschwindigkeiten entlang der Ufer, die eigentlich als Refugien dienen sollten. Es ist aber nicht das Ziel, die notwendigen Strukturen zu bauen. Vielmehr sollen sie durch das Einbringen von strukturgebenden Elementen und unter Ausnützung der Strömung induziert werden. Mittels dieser sogenannten Instream-Massnahmen kann für Fische viel erreicht werden. Der Einsatz von Buhnen, Faschinen, Raubäumen, Wurzelstöcken, Findlingen, usw. sorgt bei richtiger Anwendung dafür, dass die Strömung- und Tiefenvielfalt stark zunimmt und attraktive Habitate entstehen. Eine Revitalisierung lohnt sich deshalb auch im stark besiedelten Raum.

Dieses Zusammenspiel von künstlich eingebrachten strukturierenden Massnahmen und der Bewahrung bzw. Förderung der Eigendynamik des Fliessgewässers ist eine grosse Herausforderung, aber eben auch der Schlüssel zum Erfolg, insbesondere für die Fische.

Links

Fischwanderung

Bis 2030 muss die Fischgängigkeit an den Wasserkraftanlagen in der Schweiz wiederhergestellt sein. Nebst Wasserkraftanlagen, behindern auch viele andere Hindernisse die Fischwanderung. So zum Beispiel Schwellen, Durchlässe, nicht sanierte Restwasserstrecken, fehlende Niederwasserrinnen usw. Die Wiederherstellung der Fischwanderung an einer künstlichen Barriere kann durch den Rückbau des Hindernisses oder durch den Bau einer Wanderhilfe bewerkstelligt werden. Sofern ein Rückbau möglich ist, sollte diese Massnahme immer bevorzugt werden. Denn nur dadurch wird ein uneingeschränkter Auf- und Abstieg ermöglicht.

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Rückgebautes Wehr an der Surb unterhalb von Tegerfelden vor, während und nach dem Rückbau. Alle Fischarten können nun problemlos wandern.
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Rückbau eines Wehrs in der Aare im Kanton Solothurn

Fischaufstiegshilfen

Das Ziel besteht darin, möglichst allen wanderwilligen Fischen am Fuss des Hindernisses eine leicht und schnell auffindbare Wanderhilfe anzubieten (siehe auch). In der Regel geschieht dies über ein parallel zum Fluss geführtes beckenartiges Gerinne, das naturnahe (z. B. ein Raugerinne) oder technisch (z. B. Schlitzpass) ausgestaltet sein kann. Man kann die Fische aber auch mittels Fischlift oder Fischschleuse direkt ins Oberwasser führen. Es können keine generellen Empfehlungen hinsichtlich des Typs (Schlitzpass, Umgehungsgerinne usw.) abgegeben werden. Die Wahl des Typs ist stark von den lokalen Möglichkeiten abhängig. Naturnahe Bauweisen, insbesondere was die Sohle betrifft, werden bevorzugt. Hinsichtlich Platzierung des Einstiegs, des Ausstiegs, der Dimensionierung, der Hydraulik und der geforderten Betriebssicherheit gibt es klare Vorgaben die eingehalten werden müssen damit eine Wanderhilfe auch von den Fischen genutzt wird.

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Schlitzpass als Einstieg zum Fischlift la Maigrauge an der Saane bei Freiburg
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Umgehungsgerinne beim Wehr des Kraftwerks Albbruck-Doggern am Hochrhein
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Ein Fischlift befördert die Fische aus der Saane in den Lac de Pérolles

Fischabstiegshilfe

Mittels einer Abstiegshilfe sollen die Fische an den Turbinen, die zu hohen Mortalitäten führen können, vorbei geführt werden (siehe auch). Abstiegshilfen bestehen immer aus einem Schutzsystem und einem Wanderkorridor ins Unterwasser. Dazu werden Leitsysteme wie horizontale Feinrechen verwendet, welche die Fische in einen Bypass leiten. Für grössere Gewässer sind solche Lösungen derzeit technisch kaum umzusetzen. Auch die Entwicklung „fischfreundlichere“ Turbinen, welche die Mortalitäten beim Turbinendurchgang verringern sollen, steht noch am Anfang. Beim Fischabstieg besteht daher noch ein grosser Forschungsbedarf (vgl. Kap. Wissenslücken).

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Horizontalrechen beim Kraftwerk Aue an der Limmat

Links

Feststoffhaushalt

Mit dem neuen Gewässerschutzgesetz von 2011 und der geplanten Sanierung Geschiebehaushalt werden Defizite im Geschiebetrieb angegangen (siehe auch). Die Aufhebung von Kiessammlern, die Reaktivierung von Ufererosion (Gewässerdynamik) und Geschiebetransport via Stollen bei Talsperren sind die nachhaltigsten Lösungen für die Sanierung des Geschiebetriebs. Auch Kiesschüttungen können sich positiv auswirken. Der Nutzen einer Schüttung nimmt aber mit der Zeit auch wieder deutlich ab – meist aufgrund der Kolmation. Um den Effekt zu erhalten muss regelmässig und in signifikanten Mengen Geschiebe eingetragen werden.

Fische profitieren rasch vom reaktivierten Geschiebetrieb. Die zum Beispiel an der Aare durchgeführten Schüttungen führten mit den ersten Hochwasser zu Strukturen, wie sie im unbeeinflussten Zustand bestanden, wenn auch mit kleinerer räumlicher Ausdehnung. Der Fortpflanzungserfolg der Äsche (Thymallus thymallus), deren Bestand in der Schweiz stark rückläufig ist, nahm um ein Vielfaches gegenüber der Situation vor der Schüttung zu.

Eine starke Kolmation der Gewässersohle, die das Gewässer natürlicherweise nicht mehr aufbrechen kann, kann punktuell und zeitlich begrenzt durch eine mechanische Auflockerung der Sohle behoben werden.

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Kiesschüttung an der Aare

Nebst dem Geschiebe von grobem Kies sollten auch andere Feststoffe wie Totholz vermehrt im Gewässer verbleiben. Heute wird Totholz oft aus Hochwasserschutzgründen aus den Gewässern entfernt.

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Wasserqualität

Die Verbesserung der Wasserqualität ist nach wie vor eine der Hauptaufgaben für die Förderung der Fische. Um eine bessere Wasserqualität zu erreichen, ist eine drastische Reduktion des Eintrags von Chemikalien notwendig. Die vom Bund geplante Reduktion im Einsatz von Pestiziden wird nicht ausreichen. Zudem müssen Mikroverunreinigungen in Kläranlagen deutlich besser behandelt werden. Die Aufrüstung der ARAs auf die vierte Stufe ist ein erster Schritt in diese Richtung.

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Hydrologie

Im Rahmen der Festlegung von Mindestrestwassermengen und der Schwall-Sunk Sanierung Wasserkraft sollen die Konsequenzen der hydroelektrischen Nutzung der Gewässer reduziert werden. Verschiede Massnahmen sind möglich (strukturelle Aufwertung der Gewässer, Bau von Ausgleichsbecken, Umleitung des Schwalls in untenliegende Stillgewässer, betriebliche Massnahmen).

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Bewirtschaftung/Nutzung

Die Nutzung der Fische ist durch das Bundesgesetz über die Fischerei (BGF) und durch kantonale Gesetze geregelt. So gelten für intensiv befischte Fischarten verschiedene Schonbestimmung wie z. B. Fangmindestmasse und Schonzeiten (i.d.R. werden Fische während der Fortpflanzungszeit geschont). Die zugelassenen Fangmethoden sind durch die kantonalen Gesetze geregelt. Zudem wird versucht, die Populationen von stark befischten Arten mit Fischbesatz zu stützen. Es dürfen nur einheimische (Art 6, Abs. 1, Bst. a, BGF) und standortgerechte (Art 6, Abs. 1, Bst. b, BGF) Fischarten ausgesetzt werden. Ausnahmen sind nur möglich, wenn die einheimische Tier- und Pflanzenwelt nicht gefährdet wird (Art 6, Abs. 2, Bst. a, BGF) und keine unerwünschten Veränderungen der Fauna erfolgt (Art 6, Abs. 2, Bst. b, BGF). Die Bewirtschaftung der Fische wird regelmässig den neuen Erkenntnissen und Bedürfnissen angepasst. Besatzmassnahmen werden zum Beispiel in vielen Schweizer Gewässern reduziert, da sich gezeigt hat, dass gerade in Fliessgewässern die Besätze nicht oder nur marginal zur Erhöhung des Bestandes beitragen. Die natürliche Fortpflanzung ist in der Regel der massgebende Prozess zur Rekrutierung der Bestände. Um die fischereilich induzierte Evolution zu verringern, werden neuerdings angepasste Schonbestimmung wie Fangfenster geprüft. Bei einem Fangfenster sollen ältere und grössere Fische geschont werden indem diese nicht mehr gefangen werden dürfen.

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Artenschutz

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Die Nase (Chondrostoma nasus) ist vom Aussterben bedroht. Sie lebt in grösseren Flüssen und ist ein strömungsliebender Diatomeenfresser (braune Algen, die auf Steinen wachsen), die eher warme Gewässertemperaturen braucht. Sie ist ein Mittelstreckenwanderer und kann Distanzen von mehr als 100 km zurücklegen.

Die Artenförderung und der Artenschutz bei Fischen laufen insbesondere über den Lebensraumschutz, teilweise auch über Wiederansiedlungen. Letztere machen aber nur Sinn, wenn die genauen Ursachen für das Verschwinden einer Art bekannt sind und behoben wurden. Ansonsten sind solche Massnahmen oft nicht erfolgreich, wie Wiederansiedlungsversuche der Nase (Chondrostoma nasus ), des Strömers (Telestes souffia) und der Äsche (Thymallus thymallus) gezeigt haben.

In der Liste der National Prioritären Arten sind 34 Fischarten aufgeführt. Für diese besteht vordringlicher Handlungsbedarf. Als prioritär (Klasse 1) werden folgende Arten eingestuft:

  • Nase (Chondrostoma nasus)
  • Savetta (Chondrostoma soetta)
  • Sofie (Parachondrostoma toxostoma)
  • Marmorierte Forelle (Salmo marmuratus)
  • Rhonestreber (Zingel asper)

Die Datenbank «Virtual Data Center VDC» enthält u. a. die Vorkommen der Fische, damit sie bei naturschutzrelevanten Projekten berücksichtigen werden. Diese Daten sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, werde aber durch die kantonalen Ämter häufig verwendet. Das CSCF bietet öffentlich zugänglich Daten zur Verbreitung der einzelnen Fischarten.

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Rhonestreber (Zingel asper) aus der Loue

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Gefährdung

Gemäss der aktuellen Artenliste der Verordnung zum Bundesgesetz über die Fischerei (VBGF) sind neun Fischarten in der Schweiz ausgestorben. Wird die aktuelle Taxonomie betrachtet (Forellen (Salmo spp.), Felchen (Coregonus spp.) und Seesaiblinge (Salvelinus spp.) getrennt in verschiedene Arten) sind es noch deutlich mehr. Von den heute noch vorkommenden Arten sind neun Arten vom Aussterben bedroht. Vierzehn weitere sind stark gefährdet. Die Anfälligkeit für Bestandsrückgänge ist umso grösser ist, je spezialisierter die Lebensweise einer Art ist. Dies zeigt sich sowohl bei den verschiedenen Ernährungsgilden, als auch bei der Bindung an spezifische Laichsubstrate oder bei den Wanderdistanzen. Sechs von sieben Langdistanzwanderern sind in der Schweiz ausgestorben. Generell sind Arten, die bevorzugt in Fliessgewässern leben, am stärksten gefährdet.

Die Rote Liste wird derzeit überarbeitet. Sie soll in Zukunft auch die heute bekannte endemische Felchenvielfalt auflisten, für welche die Schweiz im Artenschutz eine besondere Verantwortung trägt.

Eine Vielzahl von anthropogenen Faktoren wirkt negativ auf Fische ein. Im Rahmen eines grossangelegten Forschungsprojektes wurde der Bestandsrückgang der Forellen (Salmo spp.) in der Schweiz vertieft untersucht. Als Haupterkenntnis der Forscher hat sich herauskristallisiert, dass der Rückgang nicht einer, sondern mehreren Ursachen und ihrer kombinierten Wirkung zuzuschreiben ist. Was für die Forellen (Salmo spp.) gilt, gilt auch für die meisten anderen Fischarten. Der Netz Natur Film, der 2017 vom SRF ausgestrahlt wurde, zeigt dies für Fliessgewässer sehr umfassend und auf eine eindrückliche Art und Weise.

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Habitate

Die Zerstörung der Habitate ist in Fliessgewässern und teilweise auch in Seen eine der Hauptursachen für den Rückgang der Fische. 22 % der Schweizer Fliessgewässer sind morphologisch stark beeinträchtigt bis naturfremd. Wird nur das Flachland betrachtet, wo die grösste Artenvielfalt der Fische lebt, sind gar 38 % in einem schlechten Zustand. Grosse Fliessgewässer, die in natürlichem Zustand Biodiversitätshotspots der Fische wären, sind ebenfalls überdurchschnittlich stark verbaut (40 % mind. stark beeinträchtigt). Hautpursachen sind die Siedlungen, die Landwirtschaft und die Wasserkraftnutzung.

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Anteil der Gewässer in einem schlechten morphologischen Zustand nach Höhenstufen. Siehe S. 37 des unten aufgeführten Berichts.

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Vernetzung

In Fliessgewässern wird die Längsvernetzung vielerorts durch Wehre, Staudämme, künstlichen Abstürze, Kiessammler, Restwasserstrecken usw. erschwert oder verunmöglicht. Allein die Zahl kraftwerkbedingter Wanderhindernisse liegt bei ca. 1000. Die Gesamtzahl der Wanderhindernisse liegt gar bei ca. 10'000. Die laterale Vernetzung wird vielerorts durch den Uferverbau und die Tieferlegung der Gewässer unterbrochen. Die vertikale Vernetzung schliesslich wird vor allem durch die Kolmation der Sohle reduziert, verursacht durch zu hohe Feinsedimentfrachten, durch Geschiebemangel und Mangel in der Abflussdynamik. Die Kolmation verhindert, dass kieslaichende Fischarten ihre Eier in den Kies einbringen können oder führt zum Ersticken der Eier durch mangelhafte Versorgung mit Sauerstoff. Kolmation führt zudem zu einem Verlust des Kieslückenraumes durch Verfüllung mit Feinstoffen. Der Kieslückenraum ist Lebensraum und Rückzugsgebiet der Wirbellosen des Gewässergrundes. Diese Wirbellosen (Benthos) stellen die Haupt-Nahrung der Fische dar.

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Wasserqualität

Im 20 Jahrhundert waren insbesondere chronische Belastungen mit Nährstoffen die zu starken Algenwachstum, Kolmation und Sauerstoffmangel führten, die auffälligsten Defizite in der Wasserqualität. Gerade in Stillgewässern führte die Eutrophierung zu Sauerstoffmangel mit massiven Folgen für das Artengefüge dieser Seen, so auch bei den Felchen (Coregonus spp.). Um diesen Zustand zu beheben, wurden landesweit Kläranlagen gebaut. Dadurch und dank Massnahmen in der Landwirtschaft nahm die Nährstoffbelastung in vielen Gewässern wieder ab.

Die Probleme mit anderen chemischen Belastungen, den Mikroverunreinigungen durch zum Beispiel Arzneirückstände und Pestizide, haben hingegen zugenommen. Diese schwächen die Fische direkt, was zu einer Verringerung der Resistenzen gegenüber anderen Stressoren wie Verpilzungen (Saprolegnia parasitica) oder der proliferativen Nierenkrankheit (PKD) führt. Hormonell aktive Substanzen führen zu Fehlentwicklungen bei den Geschlechtsorganen der Fische. Indirekt schädigen Mikroverunreinigungen, indem sie zum Beispiel die Nahrungsgrundlage von vielen Fischen, das Phytobenthos oder das Makrozoobenthos negativ beeinflussen.

Nach wie vor führen Unfälle mit Gülle oder der Eintrag von Baustellenabwasser häufig zu akuten Fischsterben. Im Durchschnitt tritt schweizweit ca. an jedem dritten Tag ein akutes Fischsterben in einem Gewässer auf.

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Temperatur/Klimaerwärmung

Die Temperatur der Fliessgewässer wird durch die klimatischen Bedingungen, den Einfluss des Grundwassers, den Typ und die Grösse des Gewässers, Wasserentnahmen, Einleitungen (zum Beispiel bei AKW’s, ARA-Ausflüssen, Wärmepumpen, Strassenabwasser), die Wasserkraftnutzung und die Beschattung der Gewässer auf eine sehr vielfältige Art und Weise beeinflusst. Die Summe dieser Faktoren führt in den meisten Gewässern der Schweiz, speziell ausgeprägt aber im Mittelland, zu einer Erhöhung der Wassertemperatur.

Da die Wassertemperatur für die Fische eine sehr wichtige Rolle spielt (vgl. Kapitel Temperaturgilden), hat diese Erhöhung Auswirkungen auf den Lebenszyklus (z. B. schnellere Eientwicklung) und führt zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung. Zudem fördert sie gewisse Krankheiten, wie zum Beispiel die proliferative Nierenkrankheit (PKD) bei den Forellen (Salmo spp.).

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Hydrologie/Abflussdynamik

Schwall-Sunk

Der durch einige Kraftwerke verursachte Schwall-Sunk-Betrieb führt zu einer stark erhöhten Frequenz von Hoch- und Niederwasserzuständen im Gewässer. Dies bewirkt eine Verminderung und eine veränderte Zusammensetzung des Makrozoobenthos- und des Fischbestandes. Die Ursache sind unter anderem das Abdriften und das Stranden von Nährtieren und Fischen. Beides nimmt bei Schwall-Sunk gegenüber dem natürlichen Zustand um ein Vielfaches zu (Siehe auch).

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Gestrandete Fische verursacht durch Schwall-Sunk am Doubs

Restwasser

Restwasserstrecken entstehen unterhalb von Stauwehren oder Talsperren wenn Wasser zur Stromproduktion ausgeleitet wird. Die Restwassermenge bestimmt den zur Verfügung stehende Lebensraum. Sie entspricht sehr oft einem tiefen Niederwasserabfluss, der dann den grössten Teil des Jahres herrscht. Ist die Wassermenge zu gering angesetzt, können gewisse Fischarten nicht mehr überleben. Der Grund liegt dabei vor allem bei einer generellen Reduktion des Habitatangebotes aufgrund des geringen Wasservolumens. Zudem sind die Wandermöglichkeiten eingeschränkt. Aber auch Veränderungen des Temperaturregimes (Wasser aus dem Grundablass in Stauseen ist unnatürlich kühl, geringe Restwassermenge erwärmt sich im Sommer stark) können das Überleben empfindlicher Arten beeinflussen.

Natürliche Hochwasserdynamik

Hochwasserereignisse sind die natürlichen, treibenden Kräfte eines Fliessgewässers. Sie garantieren den Transport von Geschiebe und Schwemmholz. Dabei kommt auch die Gewässersohle in Bewegung, was der Kolmation entgegenwirkt. Lithophile Fischarten und Fischnährtiere des Interstitials sind auf diese Dynamik angewiesen. Zudem sind Hochwasser und die mit ihnen verbundenen Überschwemmungen essentiell für die Erhaltung der Still- und Fliessgewässer begleitenden Auengebiete. Alle Lebewesen der Auen profitieren von diesen Überflutungen, auch Fische, die diesen Lebensraum, zum Beispiel zur Fortpflanzungszeit während den Frühlingshochwassern in Seen und grösseren Flüssen nutzen. Insbesondere Speicherkraftwerke und regulierte Seen berauben die abwärts liegenden Fliessgewässer ihrer Dynamik und damit ihrer Lebenskraft.

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Feststoffe

Unter den Feststoffen eines Fliessgewässers versteht man das Geschiebe (Kies und Steine), das Feinmaterial (Sand und Silt) und das Schwemmholz. Ein naturnaher Feststoffhaushalt ist ein elementarer Bestandteil der Gewässerdynamik. Ist dieser gestört (zum Beispiel durch Kies- und Schwemmholzsammler, Kiesentnahmen, Kraftwerke, Entfernung von Totholz durch den Gewässerunterhalt) verschwindet die Modelliermasse des Fliessgewässers, die zusammen mit der Abflussdynamik das Gerinne gestaltet. So verschwinden oder kolmatieren beispielsweise die Kiesbänke, die für alle litophilen Fischarten überlebenswichtig sind.

Künstlich erhöhte Transporte von Feinsedimenten können aber negative Folgen haben. Spülungen und Entleerungen von Stauräumen bedeuten eine grosse Belastung für die Fliessgewässer unterhalb der Stauhaltungen. Am stärksten davon betroffen sind die Makroinvertebraten und damit auch die Fische.

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Auswirkungen der Fischerei/Bewirtschaftung

Die Fischerei kann sich auf verschiedene Art und Weise auf den Fischbestand auswirken. Einerseits kann eine zu starke Entnahme den Bestand so stark reduzieren, dass dieser nicht mehr lebensfähig ist. Andererseits kann es auch zu einer fischereilich induzierten Evolution kommen, wenn zum Beispiel schnellwachsende Fische früher gefangen werden als langsam wachsende Fische, was ersteren einen evolutionären Nachteil beschert. Da sich langsam wachsende Fische häufiger und erfolgreicher fortpflanzen, kann diese Fangpraxis mit der Zeit in der gesamten Population zu einem Rückgang des Längenwachstums führen. Dies wurde zum Beispiel im Nordatlantik beim Dorsch nachgewiesen. Bei der Felchenfischerei wird dieser Effekt in einigen Seen als massgebender Faktor für den Rückgang im Felchenwachstum angesehen. Insbesondere bei stark befischten Arten wird vermutet, dass die fischereilich induzierte Evolution einen grossen Einfluss auf den Fischbestand hat.

Im Rahmen der fischereilichen Bewirtschaftung wird zudem versucht, den Bestand von stark genutzten Fischarten wie z.B der atlantischen Forelle (Salmo trutta) und der verschiedenen Felchenarten (Coregonus spp.) durch Besatzmassnahmen zu stützen. Diese Praxis beherbergt ebenfalls Risiken, wie zum Beispiel die Verbreitung von Krankheiten oder der Verlust von lokaler Anpassung. Der Nutzen von Besatzmassnahmen zur Bestandserhaltung wird daher zunehmend in Frage gestellt.

Zudem kann Besatz in bisher fischlose Gewässer für andere Artengruppen schwerwiegende Auswirkungen haben, so z. B. für die Libellen oder sehr oft auch für Amphibien.

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Invasive Arten

2002 wurden die (invasiven Fischarten) im Detail beschrieben. Die aktuellste Liste ist der Verordnung zum Bundesgesetz über die Fischerei (VBGF, siehe unten) zu entnehmen. Demnach umfasst die Fischfauna der Schweiz offiziell 14 landesfremde Fischarten, die zumeist etablierte Bestände bilden konnten. 13 Arten gelangten durch gezielten Besatz oder das Einschleppen via Besatzmaterial, zwei Arten über die Zierfischhaltung in die Gewässer.

Allochthone Fischarten können in vielerlei Hinsicht negative ökologische Auswirkungen haben. So ist beispielsweise ein Konkurrenz- oder Prädationsdruck auf einheimische Arten möglich. Die Ausbreitung des standortfremden Stichlings (Gasterosteus gymnurus) wird zum Beispiel als ein möglicher Grund für den Bestandsrückgang der Felchen (Coregonus spp.) im Bodensee angesehen und aktuell im Rahmen eines vertieften Forschungsprojekts untersucht. Auch eine Hybridisierung mit nah verwandten Vertretern der lokalen Fauna oder das Einschleppen von Krankheiten und Parasiten kann zu Beeinträchtigungen führen. Es ist damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren weitere allochthone Fischarten in Schweizer Gewässer gelangen werden. Die Situation im Einzugsgebiet des Rheins steht dabei im Zentrum der Betrachtung. Die letzte bekannte Einwanderung betrifft die invasiven Grundeln, die um 2011 in den Rhein bei Basel eingewandert sind und sich seither massiv rheinaufwärts ausbreiten.

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Wissenslücken

  • Ein effizienter Fischschutz beim Abstieg ist heute an vielen Anlagen nicht umgesetzt. Insbesondere für Anlagen in grösseren Gewässern besteht ein grosser Forschungsbedarf (Siehe auch)
  • Auch das Verhalten der Fische vor und in Fischaufstiegshilfen ist trotz bereits jahrzehntelangem Bau von Fischpässen nur in Ansätzen bekannt.
  • Dass sich die Wasserqualität auf Fische auswirkt ist allgemein bekannt. Wie sich chronische Verschmutzungen und Temperaturveränderungen direkt oder indirekt auf die Fischfaune Auswirkungen, ist aber wenig verstanden.
  • Revitalisierungen bringen Fischen viel, aber nicht jede Revitalisierung ist gleich erfolgreich. Damit aus bereits durchgeführten Projekten gelernt werden kann, braucht es zielgerichtete, adäquat ausgelegte und standardisierte Erfolgskontrollen.
  • Standardisierte Erfolgskontrollen braucht es auch für andere Massnahmen, wie die Sanierung von Schwall und Sunk oder des Geschiebehaushalts sowie im Bereich Fischwanderung (Auf- und Abstieg) und Fischbesatz.
  • Besatzmassnahmen werden von der Forschung zunehmend kritisch beurteilt. Bisherige Erfolgskontrollen lassen vermuten, dass diese Massnahmen nicht so erfolgreich sind wie erhofft. Der Nutzen dieser Massnahmen sollte vermehrt und systematisch untersucht werden.
  • Der Einfluss der fischereilich induzierten Evolution wurde bisher nicht vertieft untersucht. Neue genomische Methoden erlauben es, diesen Fragen vertieft nachzugehen.
  • Mehrere Neozoen besiedeln die Schweiz. Es ist aber nur wenig bekannt, ob und wie diese die einheimische Fischfauna beeinflussen.

Aus- und Weiterbildung

Allgemeine, praxisrelevante Links

Literaturempfehlungen

Für einen allgemeinen Einblick in die Fischökologie kann das Buch „Angewandt Fischökologie in Fliessgewässern“ empfohlen werden. Als Fischbestimmungswerk wird das sehr umfassende Buch „Handbook of European Freshwater Fishes“ empfohlen:

  • Jungwirth, M., Angewandte Fischökologie an Fließgewässern. 2003: Facultas-Verlag.
  • Kottelat, M., Freyhof, J. 2007: Handbook of European Freshwater Fishes
  • Welcomme, RL. Inland Fisheries: 2001 Ecology and Management. FAO/ Blackwell Science.
  • Schweizer Vogelschutz - Verband für Vogel- und Naturschutz, 2007. Fische der Schweiz. Feldführer. Schweizer Vogelschutz, Zürich.
  • Shop CSCF: Zaugg B., Huguenin K. 2018. Pisces - Atlas und Bestimmungshilfe . Fauna Helvetica 30, info fauna CSCF & SEG, Neuchâtel.

Rechtliches

Verschiedenes

Fischbeobachtungen melden

  • Für den Schutz und die Förderung der Fische ist es wichtig, dass Sie Ihre Beobachtungen melden. Dafür steht Ihnen das online-Tool des CSCF zur Verfügung. Informationen zur Meldung findet man zudem auf der Webseite des CSCF (Webfauna).

Autoren

Text Pascal Vonlanthen Aquabios GmbH
Werner Dönni Fischwerk GmbH
Review Joachim Guthruf Aquatica GmbH, info@aquatica-gmbh.ch
Diego Dagani BAFU, Sektion Lebensraum Gewässer