Tagliamento 640x480.JPG
Der frei fliessende Tagliamento (Norditalien) gestaltet eine einzigartige Naturlandschaft
Text Aqua Viva & Verein biodivers
Review Robert Bänziger, Willy Müller, Bruno Schelbert & André Stapfer
Publikation Februar 2018
Aktuell Juni 2020 (Bericht BAFU)
Ergänzung Juli 2019 (neue Arbeitshilfe des Bundes)

Aktuell

Juni 2020

Die aquatische Biodiversität in der Schweiz ist besonders stark gefährdet. Die intensive Nutzung der Gewässer - unter anderem durch die Wasserkraft - beeinträchtigt diesen Lebensraum und die darin vorkommenden Lebensgemeinschaften. Das revidierte Gewässerschutzgesetz von 2011 verlangt, dass unsere Gewässer wieder lebendiger, artenreicher und damit naturnaher werden. Entsprechend sind auch die negativen Auswirkungen der Nutzung der Wasserkraft zur Energieproduktion zu reduzieren. Bis 2030 müssen bestehende Anlagen, welche die Fischwanderung beeinträchtigen, die natürliche Geschiebedynamik stören oder künstliche Abflussschwankungen (Schwall-Sunk) im Gewässer verursachen, saniert werden.

Die Kantone haben im 2019 das Bundesamt für Umwelt über den Stand der Umsetzung der Sanierungsmassnahmen per Ende 2018 informiert. Das Bundesamt für Umwelt hat die eingereichten Berichte und Daten ausgewertet und die wichtigsten Ergebnisse in einem kurzen Bericht zusammengefasst. Dieser Bericht ist auf der Webseite www.bafu.admin.ch/renaturierung (unter Dokumente) aufgeschaltet.

Juli 2019

Der Bund hat eine neue Arbeitshilfe zur Festlegung des Gewässerraums herausgegeben. Weitere Informationen zum Gewässerraum finden Sie hier

Zusammenfassung

Fliessgewässer gehören zu den artenreichsten Lebensräumen. Der Übergang von Land und Wasser ist besonders vielfältig. Als lineare Elemente vernetzen sie in der Landschaft. Etwa die Hälfte der in der Schweiz vorkommenden Pflanzen leben in den Auen. Unsere Bäche und Flüsse sind aber weitgehend monoton. Schnurgerade fliesst das Wasser meist durch die Landschaft. Kaum ein anderer Lebensraum ist denn auch so stark beeinträchtigt wie die Fliessgewässer. Die national bedeutenden Auen bedecken gerade mal ein halbes Prozent der Landesfläche. Mit dem 2011 revidierten Gewässerschutzgesetz wurde die Basis geschaffen, die Gewässer vermehrt zu revitalisieren, durch die Ausscheidung von Gewässerräumen den Einfluss aus dem Umfeld zu minimieren und die negativen Auswirkungen der Gewässernutzung zu reduzieren. Unterlagen und Literatur zu Fliessgewässern sind sehr zahlreich. Wir möchten Ihnen in den Artikeln zu den Fliessgewässern einen Überblick zur Ökologie und zur Aufwertung der Gewässer geben und Ihnen wichtige Grundlagen, wie rechtliche Aspekte, vermitteln. Zu jedem Thema hat es ausführliche Angaben zu Literatur und Links. Informationen zum Unterhalt werden wir Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung stellen. In den vergangenen gut 20 Jahren ist schon mancher Bach aus dem engen Korsett begleitet worden. Einige Projekte stellen wir Ihnen im Kapitel «Praxisbeispiele» vor. Wir wünschen uns mehr verschlungene Pfade und attraktive Erholungsräume an Bächen und Flüssen, die ihren Lauf frei gestalten dürfen.

Allgemeines

Franz Schubert schrieb Anfang 19. Jahrhundert das Lied «Die Forelle». Es beginnt mit «An einem Bächlein helle, da schoss in froher Eil, die launische Forelle, vorüber, wie ein Pfeil». Wasser zieht uns Menschen an. Wir halten uns gerne in seiner Nähe auf. Vielen Pflanzen und Tieren geht es ebenso. Das Wasser und der Übergangsbereich zum Land sind ökologisch enorm reichhaltig. Auen gehören denn auch zu den vielfältigsten Lebensräumen der Schweiz. Durch die lineare Struktur sind Fliessgewässer zudem wichtige Vernetzungskorridore.

Die Idylle, wie im Lied von Schubert angedeutet und von uns Menschen geschätzt, ist aber meist nicht mehr. Durch Verbauung, Begradigung, Gewinnung von Land und die Wasserkraftnutzung sind die Fliessgewässer in ihrer Morphologie stark beeinträchtigt. Durch Nährstoffeinträge und zunehmend durch Mikroverunreinigungen lässt die Wasserqualität an vielen Gewässern zu wünschen übrig. Viele Fische sind gefährdet und die Fliessgewässer zählen zu den stark beeinträchtigten Lebensräumen. Das BAFU konstatiert sogar, dass Gewässer jene Lebensräume in der Schweiz sind, welche sich «wohl am meisten von ihrem natürlichen Zustand entfernt haben». In den vergangenen Jahren mussten wir für die Einengung der Bäche und Flüsse teils teuer bezahlen. Mehrere Hochwasser führten zu grossen Sachschäden. Die Initiative «Lebendiges Wasser» des Fischerei-Verbands mündete 2011 in neue gesetzliche Grundlagen. Die Gewässer sind zu revitalisieren, Gewässerräume auszuscheiden und die Auswirkungen der Wasserkraft zu reduzieren. Die Kantone haben mittlerweile zu diesen Themen Planungen erarbeitet und die Gemeinden sind dabei die Gewässerräume auszuscheiden. Mit diesen Massnahmen, welche gesetzlich vorgeschrieben sind und den überfälligen Restwassersanierungen können Fliessgewässer aufgewertet werden und mit einem optimalen Unterhalt die Artenvielfalt erhalten und weiter gefördert werden.

BAFU Standbild Video Fliessgewaesser 640x480.jpg
Film des BAFU

In einem Film des BAFU werden die Situation und die Gefahren für die Fliessgewässer dargestellt, verschiedene Renaturierungs-Projekte vorgestellt sowie der Handlungsbedarf aufgezeigt. (Kurzfassung des Films)


Die praxisrelevanten Informationen zu den Fliessgewässern haben wir in folgenden Artikeln zusammengestellt: