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Anwendung und Bezug von Blumenwiesen-Standardsaatgut
| text = Ein monotoner Bestand lässt sich mit verschiedenen Methoden innert relativ kurzer Zeit in eine blüten- und artenreiche Wiese umwandeln. In diesem Artikel werden die verschiedenen Verfahren für die Aufwertung von Wiesen vorgestellt. Das Foto zeigt die Mahd einer Spenderfläche früh am Morgen bei feuchter Vegetation.
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=Einleitung=
Die Ansaatmethode der Direktbegrünung bzw. mit sog. autochthonem Saatgut wird oft als Wiesenkopierverfahren bezeichnet. Statt einzelne Arten zu vermehren, in Monokulturen anzubauen und dann als definierte Mischungen auf den Markt zu bringen, werden die Samen, welche in artenreichen Wiesen, den sogenannten '''Spenderflächen''', jedes Jahr produziert werden, direkt, ohne Zwischenvermehrung, genutzt. Die Ansaat dieser Samen auf die '''Ansaat- oder Empfängerfläche''' sollte möglichst in engem räumlichem Umkreis, im Idealfall lokal, d.h. im Umkreis von beispielsweise 15 km, erfolgen. Deshalb wird auch von lokalem Saatgut gesprochen <sup>19</sup>.
Ebenso wichtig wie dieses Prinzip '''«Aus der Region für die Region»''' ist das Prinzip '''Standortäquivalenz''': Spenderfläche und Ansaatfläche müssen sich standörtlich, also bezogen auf den Bodentyp, die Höhenlage, die Exposition, die Nutzung/Pflege etc., so weit als möglich entsprechen (vgl. dazu die Entscheidungshilfe von [https://www.regioflora.ch/de/startseite-de/ regioflora.chRegio Flora]).
Direktbegrünungsverfahren wurden in den letzten Jahren in der Schweiz, aber auch im Ausland <sup>20</sup> stark weiterentwickelt und verbessert und funktionieren mittlerweile bei fachgemässer Ausführung zuverlässig und erfolgreich.
Heute wird von einigen Firmen autochthones Saatgut für die meisten Teile der Schweiz angeboten <sup>21</sup>. Die von Pro Natura initiierte und zusammen mit Info Flora, AGRIDEA und verschiedenen Kantonen aufgebaute Plattform [https://www.regioflora.ch/de/startseite-de/ regioflora.chRegio Flora] beschreibt die Methoden von Direktbegrünungen, gibt ausführliche Literaturhinweise und enthält auch eine Zusammenstellung von verschieden Samenanbietern und Fachpersonen. RegioFlora unterhält auch eine – derzeit allerdings je nach Region noch lückenhafte – [https://www.regioflora.ch/app/de/index.html Spenderflächendatenbank], die Nutzern helfen soll, eine geeignete Spenderfläche für eine Direktbegrünung zu finden.
Entscheidend für Direktbegrünungsverfahren ist eine gute Zusammenarbeit mit den Besitzern und vor allem den Bewirtschaftern der Spenderflächen. Denn dank ihnen ist die gesuchte Artenvielfalt in diesen Flächen noch vorhanden. Die Nutzung einer Wiese als Spenderfläche bedeutet für die Bewirtschafter oft eine besondere Wertschätzung. Ihnen diese Wertschätzung bei einer Nutzung entgegenzubringen genügt aber nicht. Für die Erlaubnis, eine Ernte durchführen zu können, ist eine Entschädigung, die über den anfallenden Mehraufwand hinausgeht, angemessen.
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<sup>20</sup> Siehe ausführliche Literaturliste z.B. bei [https://www.regioflora.ch Regio Flora] und [https://www.holosem.ch/ HoloSem].
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===Mahdgutübertragung===
Die Spenderfläche wird zum Zeitpunkt der optimalen Samenreife der meisten Arten (Teigreife) in feuchtem Zustand gemäht <sup>22</sup> und das ganze Material auf die Ansaatfläche übertragen, meist etwa im Umfang 1:1. Die Praxis der Mahdgutübertragung wird im Merkblatt [https://wwwagridea.agrideaabacuscity.ch/oldde/deA~2591~1/publikationen3~410210~Shop/publikationenPublikationen/pflanzenbauPflanzenbau-umweltUmwelt-naturNatur-landschaftLandschaft/naturnaheNaturnahe-lebensraeumeLebensr%C3%A4ume-im-wieslandWiesland/direktbegruenungDirektbegr%C3%BCnung-artenreicher-wiesenWiesen-in-der-landwirtschaftLandwirtschaft/ Deutsch/Print-Papier «Direktbegrünung artenreicher Wiesen in der Landwirtschaft» (Agridea 2015)] detailliert beschrieben (s. auch [https://www.youtube.com/watch?v=IsI8ivNB9u0 FiBL-Infofilm]). Der Vorteil dieser Methode liegt in ihrer Durchführung mit Geräten, die auf jedem Landwirtschaftsbetrieb existieren, und den relativ geringen Kosten, wenn der Landwirt die Arbeiten selber durchführen kann. Zudem werden so auch Kleintierarten und Moose auf die Ansaatfläche übertragen, und die Mahdgutauflage schafft einen ersten Erosionsschutz und verbessert die Keimungsbedingungen.
Nachteile sind eine oft schwierige Logistik, ein relativ grosser Zeitaufwand und vor allem, dass das Ausbringen des Mahdgutes sogleich nach der Ernte im Sommer durchgeführt werden muss. Zum einen ist Sommer als Ansaatzeitpunkt oft nicht optimal, zum anderen stehen viele Flächen, beispielsweise bei Bauprojekten, nicht genau dann zur Ansaat bereit, wenn das Erntegut anfällt und ausgebracht werden muss. Ein weiterer Nachteil ist, dass verschiedene Erntezeitpunkte und verschiedene Spenderflächen nur beschränkt und mit stark erhöhtem Aufwand kombiniert werden können.
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<sup>24</sup> Das Naturwiesland der Schweiz und Mitteleuropas. Bosshard A. 2016. Haupt-Verlag, Bern. 265 S. [https://issuu.com/haupt/docs/9783258079738Inhaltsübersicht9783258079738 Inhaltsübersicht, Zusammenfassung und Leseprobe S. 1-34].
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* [https://www.regioflora.ch/de/startseite-de/ Regio Flora, Förderung der regionalen Vielfalt im Grünland]
* [http://www.holosem.ch/ HoloSem®]
* [https://www.regiosaat.ch/ www.regiosaat.ch]
* [https://www.conservationevidence.com/actions/133 Conservation Evidence] (englische Seite mit vielen wissenschaftlichen Hintergrundinformationen aus verschiedenen Studien)
Von den meisten artenreichen Mischungen besteht nur Saatgut mit Ökotypen aus der Biogeographischen Region Mittelland. Solches Saatgut sollte nicht im Jura, im Berggebiet oder in der Südschweiz ausgebracht werden. In diesen Regionen kommt für die meisten Anwendungszwecke mangels eines entsprechenden Standardsaatgutangebotes nur autochthones Saatgut in Frage.
Einige wenige Kantone (z.B. [https://lawa.lu.ch/-/media/LAWA/Dokumente/Landwirtschaft/Biodiversitaetsfoerderflaechen/Merkblaetter/MB_Blumenwiese_Neuansaat.pdf LU] und [https://www.ag.ch/mediade/kanton_aargauverwaltung/dfr/dokumente_3landwirtschaft/landwirtschaft_2programm-labiola/umweltprojekte/naturnahe_landwirtschaft_1/merkblaetter_labiola/20_Labiola_MB_Saat_und_Pflanzug_okt16.pdf aus-der-praxis?dc=8ede2663-6ddc-4778-bdec-29b103efb775_de AG]) haben für den Landwirtschaftsbereich in Zusammenarbeit mit dem Handel kantonal angepasste Blumenwiesenmischungen entwickelt. Diese weichen teilweise in der Artenzusammensetzung leicht ab von den gängigen Mischungen, teilweise stammt das Basissaatgut einzelner Arten aus dem betreffenden Kanton. Der Bezug erfolgt teils über den Handel, teils über den Kanton bzw. von ihm beauftragte Stellen.
== Qualitätssicherung ==
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