Cypripedium calceolus 53, Vrouwenschoentje, Saxifraga-Willem van Kruijsbergen 96 dpi.jpg
Text Kaspar Zirfass
Review Christoph Käsermann, Daniel Winter
Publikation Juli 2019


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

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Die Schachblume (Fritillaria meleagris) kommt in Feuchtwiesen des Jura vor. Sie ist stark gefährdet.

In der Schweiz kommen rund 2700 einheimische Gefässpflanzenarten vor (Rote Liste 2016). Davon sind 44% auf der Roten Liste (2016) als gefährdet oder potenziell gefährdet eingestuft. Ihre Vielgestaltigkeit hat es den Pflanzen erlaubt, praktisch alle Lebensräume von der Moorschlenke bis zum Gletschervorfeld zu erobern. Diese Vielfalt macht es schwierig, allgemeingültige Fördermassnahmen zu formulieren. Als Grundsatz gilt auch bei den Pflanzen, dass in erster Linie ihre angestammten Lebensräume bezüglich Ausdehnung und Qualität zu erhalten, zu fördern und zu vernetzen sind. Dies kommt im Artenförderungskonzept des Bundes zum Tragen. Bei besonders stark gefährdeten Arten mit schwachen Populationen und engen Lebensraumansprüchen kann es sich lohnen, Fördermassnahmen auf Artebene zu ergreifen. Für einige Arten wurden solche Massnahmen in Merkblättern und Aktionsplänen zusammengefasst. Wir haben diese für die Schweiz und das nahe Ausland zusammengetragen und in einer übersichtlichen Tabelle publiziert.

Einführung

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Der Wiesen-Gelbstern (Gagea pratensis) wird in mehreren Kantonen gefördert. Das Wissen dazu wurde in einem Workshop zusammengetragen (http://kbnl.ch/nl-praxis/biotop-und-artenschutz/)

Dieser Artikel liefert Grundlagen und Informationen zur Förderung der Gefässpflanzen soweit sie bekannt und verfügbar sind. Dabei ergeben sich insbesondere zwei Schwierigkeiten. Einerseits umfasst diese Artengruppe eine sehr grosse Anzahl Arten und andererseits fehlt eine Einteilung der Gefässpflanzen hinsichtlich ihrer Reaktion auf bestimmte Fördermassnahmen. Der Bund ist zusammen mit InfoSpecies und weiteren Akteuren aktuell dabei, Artengruppen (Gilden) mit ähnlichen Lebensraumansprüchen zusammenzustellen. Dies wird insbesondere für die Pflanzen sehr wertvoll sein, weil dadurch überschaubare Gruppierungen entstehen, für welche auch geeignete Fördermassnahmen konkretisiert werden können. Die Website von Info Flora enthält bereits sehr viele relevante Informationen zur Schweizer Fora und zu einzelnen Arten und wird laufend weiter ausgebaut. Insbesondere soll in absehbarer Zeit auch das Thema der Förderung erweitert werden. Mit diesem Artikel sollen ergänzende Informationen zu denen von Info Flora zur Verfügung gestellt werden.

Systematik

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In diesem Artikel werden prioritär die Samenpflanzen behandelt. Auf die rund 80 Farnpflanzen wird nicht eingegangen. Links die Kornrade (Agrostemma githago), rechts das Venushaar (Adiantum capillus-veneris).

Zu den Gefässpflanzen werden traditionellerweise die Samenpflanzen (Spermatophyta) und die Farne (Pteridophyta) gezählt. In der Schweiz kommen rund 80 Farnarten und rund 2600 einheimische Samenpflanzen vor (Rote Liste 2016). Die Biologie der Farne unterscheidet sich massgeblich von derjenigen der Samenpflanzen insbesondere durch einen spezifischen Generationenwechsel. Der Fokus dieses Artikels liegt auf der Förderung der Samenpflanzen. Die systematische Einteilung der Gefässpflanzen in taxonomische Gruppen, wie Familien und Gattungen, bildet die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Arten untereinander ab. Ein allgemeingültiger Bezug zwischen Systematik und Biologie oder Ökologie besteht nicht. Arten aus der gleichen systematischen Einheit können sich z.B. in Wuchsform und Lebensraumansprüchen stark unterscheiden. Vertiefte Kenntnisse der Systematik sind sehr wohl für die Bestimmung von Arten von Vorteil, für die Arten-Förderung sind sie jedoch zweitrangig. Eine gute Übersicht über die Systematik liefert das Buch "Systematische Botanik: einheimische Farn- und Samenpflanzen" von Baltisberger et al.. Wichtige taxonomische Grundlagen sind die Checkliste und der Synonymieindex. Beide können bei Info Flora heruntergeladen werden.

Praxisrelevante Ökologie

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Der Schweizer Mannsschild (Androsace helvetica) und der Mittlere Wasserschlauch (Utricularia intermedia) sind Beispiele von Spezialisten mit enger ökologischer Nische. Der Wasserschlauch besiedelt Moortümpel und -schlenken, der Mannsschild wächst auf Kalkfelsen.

Bei der Artenförderung ist es von zentraler Bedeutung, dass die spezifische Biologie und Ökologie der Zielarten bekannt sind. In diesem Kapitel sollen diejenigen Eigenschaften und Einflussfaktoren beleuchtet werden, welche für die Förderung grosse Relevanz haben.

Allgemeines

Durch ihre Immobilität sind Pflanzen den Umwelteinflüssen an ihrem Standort ausgesetzt. Die wichtigsten Einflussfaktoren sind das Klima, der Boden, die Verfügbarkeit von Nährstoffen und die anderen Lebewesen. Die Gefässpflanzen haben im Laufe der Evolution fast alle Standorte besiedelt. Einige Arten haben sehr unspezifische Standortansprüche und eine entsprechend grosse ökologische Nische, andere wiederum können nur unter spezifischen Umweltbedingungen bestehen und sind daher in ihrem potenziellen Verbreitungsgebiet stark eingeschränkt. Gefährdete Arten kommen in allen Lebensräumen vor. Besonders stark gefährdet sind jedoch Arten mit kleinen Populationen, engen ökologischen Ansprüchen und einem kleinen Verbreitungsgebiet, deren Lebensräume punkto Ausdehnung und Qualität abgenommen haben (Rote Listen der Gefässpflanzen 1991 und 2016, Rote Liste der Lebensräume 2013).

Fortpflanzung

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Das Sumpf-Straussgras (Agrostis canina) macht oberirdische Ausläufer und kann dadurch einen weichen «Teppich» ausbilden. Ähnliches macht das Langhaarige Habichtskraut (Hieracium pilosella).

Bei der Fortpflanzung kann zwischen vegetativer und sexueller Fortpflanzung unterschieden werden.

Vegetative Vermehrung

Die vegetative Vermehrung ist im Pflanzenreich weit verbreitet und stellt eine Vermehrung auch beim Misslingen oder Fehlen der sexuellen Reproduktion sicher. Für zahlreiche Arten ist sie sogar der wichtigere Vermehrungstyp, in jedem Fall aber eine gute Ergänzung zur sexuellen Fortpflanzung. Mögliche Formen der vegetativen Vermehrung sind:

  • Ausläufer (z.B. Langhaariges Habichtskraut Hieracium pilosella, Zierliches Wollgras Eriophorum gracile)
  • Brutknospen (z.B. Feuerlilie Lilium bulbiferum subsp. bulbiferum)
  • Brutzwiebeln (z.B. Arten der Gattungen Allium, Gagea, Dactylorhiza)
  • Legtriebe (z.B. Scharbockskraut Ranunculus ficaria)

Die Flora Indicativa macht Angaben zum Fortpflanzungstyp und zur vegetativen Vermehrung.

Sexuelle Vermehrung

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Das Gelbe Berg-Veilchen (Viola biflora) hat jeweils 2 Blüten. Die auffällig gelbe wird fremdbestäubt. Ein zweite unscheinbare öffnet sich gar nicht und ist so genannt kleistogam, d. h. sie bestäubt sich selber.

Je breiter die bei der sexuellen Vermehrung entstehende genetische Variabilität und je vielfältiger die Genotypen, umso grösser ist die Reaktionsfähigkeit einer Population auf sich verändernde Umwelteinflüsse. Dies trägt massgeblich zur Stabilität und Resilienz einer Population bei. Die sexuelle Vermehrung läuft nach folgenden Schritten ab:

  • Bestäubung (Wind, Wasser oder Tiere; Selbstbestäubung)
  • Befruchtung
  • Ausbildung von Früchten und Samen
  • Ausbreitung von Früchten und/oder Samen (Selbstausbreitung, diverse Vektoren)
  • Keimung und Wachstum
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Fortpflanzungszyklus der Samenpflanzen.

Beide Vermehrungsstrategien beinhalten für die sonst immobilen Pflanzen die Möglichkeit, sich über eine gewisse Distanz auszubreiten. Vegetativ werden in der Regel nur kurze Strecken überwunden. Bei der sexuellen Vermehrung können sowohl bei der Übertragung von Pollen als auch bei der Ausbreitung von Samen und Früchten die Gene einer Art im Raum verbreitet werden. Bei der Förderung von Pflanzenarten ist es zentral sowohl ihre Möglichkeiten zur vegetativen Vermehrung als auch ihren sexuellen Lebenszyklus zu berücksichtigen. LINK: die Flora Indicativa macht Angaben zur Bestäubungsart (Hauptbestäuber) sowie zur Diasporenausbreitung.

Lebensformen

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Beispiele von Pflanzen mit unterschiedlichen Lebensformen: Der Natternkopf (Echium vulgare) überwintert als Samen, während der Bärlauch (Allium ursinum) dies als Zwiebel tut. Der Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) verbringt die kalte Jahreszeit auf der Bodenoberfläche, währenddem sich die Weisse Seerose (Nymphaea alba) als Knospe ins Wasser zurückzieht.

Ein weiterer zentraler Aspekt in der Biologie der Gefässpflanzen ist die Überdauerung ungünstiger Verhältnisse, insbesondere des Winters oder von Trockenperioden. Hier haben Pflanzen unterschiedliche Strategien entwickelt, welche sich unter anderem in ihren Wuchs- und Lebensformen äussern. Die häufigsten Lebensformen sind:

  • Ein-/Zweijährige (Therophyten): Pflanzen, die nur während einer Vegetationsperiode gedeihen, nach dem Blühen absterben und die kalte Jahreszeit bei Sommeranuellen als Samen und bei Winteranuellen oder Zweijährigen als Rosette oder Hemikryptophyt überleben. Bsp.: Natternkopf Echium vulgäre
  • Erdpflanze (Geophyten): Pflanzen, die mit Knospen unter der Erdoberfläche überwintern (z.B. mit Rhizomen, Knollen, Zwiebeln, unterirdischen Ausläufern). Bsp.: Weinberg-Tulpe Tulipa sylvestris.
  • Erdschürfepflanzen (Hemikryptophyten): Pflanzen, die mit Knospen auf oder direkt unter der Erdoberfläche überwintern (Rosetten, Horste). Bsp.: Wiesen-Salbei Salvia pratensis.
  • Oberflächenpflanzen (Chamaephyten): Pflanzen, die mit Knospen über der Erdoberfläche überwintern. Bsp.: zahlreiche Steinbrech-Arten Saxifraga sp.
  • Luftpflanzen (Phanerophyten). Holzpflanzen die Strauch- oder Baumförmig sind.
  • Wasserpflanzen (Hydrophyten): Pflanzen, die im Gewässergrund wurzeln und deren Knospen im Winter im Boden unter Wasser überleben. Bsp.: Laichkräuter (Potamogeton sp.), Seerosen (Nuphar sp., Nymphaea sp.).
  • Schwimmpflanzen (Pleustophyten): Wasserpflanzen, die nicht im Boden wurzeln. Überwinterung als Knospe (Turion) oder Spross auf dem Boden des Gewässers. Bsp.: Wasserlinsen (Lemna sp.).
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Genaue Kenntnis der Lebensform einer Art ist oft wesentlich, um diese erfolgreich fördern zu können, da in vielen Fällen ein enger Zusammenhang mit der Bewirtschaftungstoleranz besteht. Der Acker-Gelbstern (Gagea villosa) ist beispielsweise ein mehrjähriger Zwiebelgeophyt mit Verbreitungsschwerpunkt in Rebbergen. Er verbreitet sich überwiegend vegetativ durch die Verteilung der Nebenzwiebeln bei der traditionellen landwirtschaftlichen Bearbeitung (Hacken). Durch die Umstellung von der manuellen auf eine maschinell-chemische Bewirtschaftung der Rebberge ist der Acker-Gelbstern stark zurückgegangen (Quelle: Aktionsplan des Kt. ZH).

Zeigerwerte

Die physiologischen Möglichkeiten einer Art und die Konkurrenzbedingungen am Standort entscheiden darüber, ob sie bestehen kann. Das Konzept der Zeigerwerte versucht dieses Phänomen grob zu quantifizieren. Sie beschreiben unter welchen Standortbedingungen eine Pflanzenart in der ungestörten Vegetationsdecke am häufigsten vorkommt. Die Zeigerwerte umfassen die Bodenfaktoren Feuchtigkeit, Reaktion (pH), Nährstoffgehalt, Salztoleranz, Humusgehalt und Durchlüftung sowie die Klimafaktoren Temperatur, Kontinentalität und Licht. Jeder dieser Faktoren wird im Wesentlichen auf einer 5-stufigen Skala quantifiziert, wobei kleine Werte (1, 2) geringe und hohe Werte (4, 5) grosse Ansprüche bezüglich des betreffenden Faktors bedeuten. Sie basieren auf der Erfahrung und den Beobachtungen zahlreicher Autoren und wurden von Ellenberg 1974 erstmals erfasst und von Landolt für die Schweiz angepasst. Es ist zentral, dass die Zeigerwerte die Realität widerspiegeln (statistische Werte) und nicht angeben, unter welchen Bedingungen eine Art am besten gedeihen würde. D.h. sie beinhalten die gegenseitige Beeinflussung der Pflanzen an einem Standort (Konkurrenz) genauso wie die physiologischen Möglichkeiten einer Art. So erhält die Aufrechte Treppe (Broms erectus) die Feuchtigkeitszahl 2, was sie als Trockenheitszeiger offenbart. Allerdings gedeiht sie weit besser, wenn sie genügend Wasser zu Verfügung hat, wird an entsprechend gut versorgten Standorten jedoch von konkurrenzstärkeren Arten verdrängt.
Die Zeigerwerte sind somit gute Indikatoren für die grundlegenden Standortansprüche der Arten. Sie sind in der Flora Indicativa publiziert und können auf Infoflora abgerufen werden.

Störung/Dynamik und Sukzession

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Der Erdbeerklee (Trifolium fragiferum) wächst auf feuchten Trittfluren, die Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus) auf sehr trockenen Ruderalfluren.


Zahlreiche Pflanzenarten sind auf regelmässige Störungen ihres Lebensraums angewiesen. Es handelt sich dabei vorwiegend um Ruderal-Strategen, also Arten mit Pioniercharakter: kurzlebige, meist krautige Arten mit hoher Samenproduktion, rascher Ausbreitungsfähigkeit und hohem Lichtbedarf (Quelle: Flora Indicativa). Bespiele sind der Kleinlich (Anagallis minima) oder die Echte Kamille (Matricaria chamomilla). Diese sind konkurrenzschwach und demnach für ihre Verbreitung auf neue, offene Flächen angewiesen. Im Rahmen der natürlichen Vegetationsentwicklung (Sukzession) gehen Pionierstandorte rasch verloren bzw. deren Arten werden durch konkurrenzkräftigere, meist ausdauerndere Arten, abgelöst. Dies kann sehr schnell gehen: so verschwinden z.B. Pionierarten der Zwergbinsengesellschaften oft bereits 2-4 Jahre nach der Schaffung eines geeigneten Lebensraums bereits wieder. Natürlicherweise treten Störungen in dynamischen Flussläufen (Auen) und in Gebieten mit instabilem Untergrund (Hangrutsche, Schutthalden, Steinschlaggebiete) auf. Während diese Dynamik im Gebirge noch weitgehend gegeben ist, wurden solche Störungen im Mittelland in der Vergangenheit vom Menschen weitgehend unterbunden und die entsprechenden Pionierlebensräume sind seltener geworden. Anthropogene Ersatzstandorte sind z.B. in Kiesgruben, an Weg- und Strassenrändern, auf extensiven Äckern oder im Rahmen von Renaturierungen entstanden. Auch im Bereich der Wälder sind zahlreiche Arten auf frühe (Pionierphasen) oder späte (Klimax- oder Zerfallsphase) Stadien der Vegetationsentwicklung (=Sukzessionsstadien) angewiesen. Beide Phasen sind zugunsten monotoner Waldbestände mit einer mittleren Baum-Altersklassen Verteilung stark zurückgegangen.

Weiterführende Informationen

Info Flora

Auf der Website von Info Flora sind Angaben zur Morphologie, zum Blühzeitpunkt und zu den Zeigerwerten für die in der Schweiz vorkommenden Arten verfügbar.

Flora Indicativa

Die physiologischen Möglichkeiten und die Konkurrenz mit anderen Lebewesen gestatten es den Pflanzen in der Natur nur unter ganz bestimmten Umweltbedingungen zu gedeihen. Mit den Zeigerwerten und weiteren Angaben zu ökologisch-biologischen Merkmalen der einzelnen Arten werden diese Bedingungen und die Reaktionen der Pflanzen darauf zu charakterisiert. Der Vorteil der Zeigerwerte und biologischen Kennzeichen liegt in der Kürze und der raschen Vergleichbarkeit. Ein bedeutender Nachteil ist, dass ein biologisches Kontinuum auf einer diskreten Werteskala abgebildet wird, wodurch eine Genauigkeit und Eindeutigkeit vorgetäuscht wird, die oft nicht gegeben ist.
Die Flora Indicativa umfasst in Tabellenform zusammengefasst die ökologischen und biologischen Eigenschaften von 5500 Pflanzentaxa aus der Schweiz und dem Alpenraum. Sie macht Angaben zu Klima- und Bodenindikatoren (Zeigerwerte), Wachstums- und Nutzungsstrategien, Bestäubungs- und Verbreitungstypen, biologischem Verhalten, zur Mahdverträglichkeit, zum Vorkommen, zur Gefährdung und zur Bindung an bestimmte Vegetationseinheiten.
Die Hauptpublikation liegt in Buchform vor. Durch den Kauf des Buchs erhält man einen Zugangscode für die elektronische Applikation, welche Datenbankabfragen zulässt. Dies ermöglicht es dem Nutzer, Exporte zu machen, welche in herkömmlichen Tabellenkalkulationsprogrammen (z.B. Excel) oder auch mit Statistikprogrammen (z.B. der Statistik-Software R) weiterbearbeitet werden können.
Das Nachschlagen der gesuchten Grössen im Buch und die Abfragen in der elektronischen Applikation sind umständlich. Die Angaben können jedoch als Ganzes in eine Excel Tabelle exportiert und dort durchsucht oder gefiltert werden. Ohne Kauf des Buches sind die Daten (im Gegensatz zur Fauna Indicativa) nicht öffentlich zugänglich.
Weiterführende Informationen

Vegedaz

VEGEDAZ ist ein Programm für die Erfassung und Auswertung von Vegetationsdaten. Die Software ist frei zugänglich und umfasst verschiedene Komponenten:

  • Editor mit besonderen Funktionen und Eingabehilfen, die auf die Eigenheiten der Vegetationskunde zugeschnitten sind
  • Datenbanksystem für Vegetationsaufnahmen und vorkommende Arten
  • Analyseteil mit dem Hauptgewicht auf Auswertungen mit Verwendung ökologischer Zeigerwerte
  • Zeigerwerte-Teil für das Modifizieren oder Neudefinieren von ökologischen Zeigerwerten
  • Interaktive Verbreitungskarte
  • Schnittstelle zu Statistik-Paket, dazu eine Sammlung von R-Skripts

Weiterführende Informationen und Software Download

Arteigenschaften.ch

Arteigenschaften.ch ist ein Werkzeug der Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich (FNS). Es handelt sich dabei um eine dynamische Datenbank, welche Informationen zu Arten und Lebensräumen aus bestehenden Datenquellen zusammenführt. Diese Informationen bestehen einerseits aus Eigenschaften (z.B. Zeigerwerte, Artwert, Rote-Liste-Status, nationale Priorität) andererseits aus Beziehungen (z.B. Bindung von Arten an Biotope, Frasspflanzen von Insekten, Wirte von Parasiten, Beutespektrum von Räubern). Die Eigenschaften umfassen unter anderem alle Informationen, welche in der Flora Indicativa aufgeführt sind.
Mit Abfragen können nutzerspezifische Datenauszüge heruntergeladen und als Tabelle (.xls oder .csv) exportiert werden. Der Datenbezug erfolgt zweistufig:

  • Die Artenliste kann nach Eigenschaften und/oder Beziehungen gefiltert werden
  • Danach werden diejenigen Eigenschaften und/oder Beziehungen ausgewählt, welche exportiert werden sollen.

Arteigenschaften bietet den Vorteil, dass auf umfassende und aktuelle Informationen flexibel und nutzerspezifisch zugegriffen werden kann. Durch die grossen Datenmengen ist die Übersichtlichkeit jedoch eingeschränkt und es muss mit längeren Ladezeiten gerechnet werden.
Weiterführende Informationen

Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs

Detaillierte Pflanzenportraits zu Morphologie, Biologie, Ökologie und Gefährdung. Hauptpublikation in Buchform (8 Bände). Siehe Literaturempfehlungen

Biological Flora of the British Isles

Detaillierte Beschriebe der Biologie und Ökologie von 349 Pflanzenarten der britischen Inseln (Allgemeine Übersicht, Datenbank mit Liste der abgehandelten Arten). Publikationen neuer als 1999 sind gratis als PDF herunterladbar, ältere Publikationen sind über JSTOR erhältlich. Englisch.
Bei der Verwendung dieser Informationen ist zu berücksichtigen, dass diese für eine andere Region erarbeitet wurden. Nichtsdestotrotz sind die Angaben zu Biologie und Ökologie vermutlich weitgehend auf die Schweiz übertragbar.

Erhalt und Förderung

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Die Schnurwurzel-Segge (Carex chordorrhiza) kann durch den Unterhalt von Torfstichen gefördert werden.

Aufgrund der grossen Zahl der Gefässpflanzenarten und ihrer variablen Lebensraumansprüche ist die Definition von einfachen und allgemeingültigen Massnahmen zu Artenförderung nicht möglich. Ebenfalls fehlt es an Literatur, welche die konkrete Förderung der Arten umfassend beschreibt. In diesem Kapitel wird daher die Förderung nach Lebensräumen und am Standort beschrieben. Im Kapitel Artenschutz sind Hinweise zu artspezifischen Publikationen in Form von Aktionsplänen und Merkblättern aufgelistet, bzw. verlinkt.

Förderung nach Lebensräumen

Höchste Priorität im Artenschutz geniesst der Erhalt der Lebensräume in ausreichender Grösse und Qualität. Erst wenn Massnahmen auf Ebene der Lebensräume zu kurz greifen, machen Spezialmassnahmen auf Artebene Sinn. Dies insbesondere, weil durch die Förderung der bedrohten Lebensräume ganze Pflanzengesellschaften zusammen mit ihren typischen faunistischen Begleitern erhalten werden können und somit das Kosten/Nutzen Verhältnis solcher Massnahmen deutlich besser ausfällt als bei der Förderung einzelner Arten.
Gefährdete Arten finden sich in allen Lebensräumen. Besonders hoch ist deren Anteil (an den jeweils lebensraumtypischen Arten) jedoch in Gewässern, Ufern und Mooren, in Trockenwiesen tieferer Lagen sowie in Äckern und Weinbergen. Am geringsten ist der Anteil in Wäldern, alpinen Lebensräumen und in Fettwiesen. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass an erster Stelle der Lebensraumverlust respektive der Rückgang der Lebensraumqualität für den Artenrückgang verantwortlich ist.
Die Rote Liste Gefässpflanzen formuliert für die einzelnen Lebensräume allgemeine Empfehlungen für die Förderung gefährdeter Arten. Für alle Lebensräume gilt der Grundsatz, dass Ziel- und Leitarten für den Lebensraum definiert werden sollen. Anhand der Vorkommen dieser Arten kann die Relevanz eines Gebiets beurteilt und daraus eine Priorisierung abgeleitet werden. Die wichtigsten Massnahmenvorschläge sind im Folgenden zusammengefasst und mit Beispielen von Arten, die davon profitieren können, illustriert.


Stillgewässer:

  • Stoffeintrag reduzieren
  • Fokus auf kleine Wasserflächen legen (Hotspots für Biodiversität)
  • Neue Gewässer (insbesondere temporäre) schaffen
  • Periodischer Unterhalt nach dem Rotationsprinzip: möglichst viele Sukzessionsstadien nebeneinander schaffen.

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Laichkräuter Potamogeton sp., Wasserschlauch-Arten Utricularia sp., Schnurwurzel-Segge Carex chordorrhiza, Teichlinse Spirodela polyrhiza, Raues Hornblatt Ceratophyllum demersum.

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Kleine Stillgewässer können Lebensraum für verschiedene seltene Pflanzen bieten wie Seggen (Carex sp.), Wasserschlauch-Arten (Utricularia sp.) oder Wasserfeder (Hottonia palustris).

Fliessgewässer:

  • Gewässerschutzgesetz umsetzen
  • Pufferzonen gegenüber Landwirtschaft umsetzen
  • Revitalisierung Fliessgewässer (auch abschnittweise)

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Laichkräuter Potamogeton sp., Flutender Wasserhahnenfuss Ranunculus fluitans, Wasserstern-Arten Callitriche sp.

Quellen und Sickerstellen:

  • Zerstörung durch Quellfassungen verhindern
  • Negative stoffliche Einflüsse eliminieren

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Fettblatt-Arten Pinguicula sp. Haselwurzblättriges Schaumkraut Cardamine asarifolia, Moor-Mauerpfeffer Sedum villosum, Bewimperter Steinbrech Saxifraga aizoides

Pinguicula vulgaris 13, Vetblad, Saxifraga-Willem van Kruijsbergen 96 dpi.jpg
Das Gemeines Fettblatt (Pinguicula vulgaris) braucht quellige, permanent feuchte Stellen.

Ufer von Still- und Fliessgewässern:

  • Rückbau von Uferverbauungen fördern und Renaturierungen umsetzen
  • Pufferzonen ausscheiden
  • Umsetzung des Gewässerraums (gemäss Gewässerschutzgesetz)
  • Lenkung von Freizeitaktivitäten

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Zypergras-Segge Carex pseudocyperus, Zungen Hahnenfuss Ranunculus lingua, Gemeiner Froschlöffel Alisma plantago-aquatica, Strandling Littorella uniflora

Moore:

  • Bei entwässerten Mooren soll die Hydrologie wieder Instand gestellt werden
  • Pufferzonen ausscheiden
  • Bedürfnisse spezieller, gefährdeter Arten bei der Pflege berücksichtigen
  • Verbuschung durch standortgerechte Nutzung vermeiden

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Diverse Seggen-Arten Carex sp., Sibirische Schwertlilie Iris sibirica, Wollgräser Eriophorum sp., Sonnentau-Arten Drosera sp., Rotbraune Schnabelbinse Rhynchospora fusca, Traunsteiners Knabenkraut Dactylorhiza traunsteineri, Einspelzige Sumpfbinse Eleocharis uniglumis, Sumpf-Greiskraut Senecio paludosus

Trockenwiesen und –weiden der tieferen Lagen:

  • Ökobeiträge vertraglich langfristig sichern (Gefahr der Intensivierung bannen)
  • Düngung verhindern
  • Zielartenspezifische Pflege sichern
  • Überweidung vermeiden durch angepasste Wahl der Weidetiere und Bestossung
  • Bewässerung verhindern
  • Terrainbereinigung (insbesondere in strukturreichen Weiden) vermeiden

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Helm-Knabenkraut Orchis militaris, Hummel-Ragwurz Ophrys holosericea, Herbst-Wendelähre Spiranthes spiralis, Gewöhnliches Sonnenröschen Helianthemum nummularium, Kreuzblättriger Enzian Gentiana cruciata, Gewöhnliche Knäuel-Glockenblume Campanula glomerata.

Artenreiche Fettwiesen und –weiden der tieferen Lagen:

  • Angepasste Bewirtschaftung, keine Intensivierung
  • Sicherung über Inventarisierung
  • Fördermassnahmen wie Schnittgutübertragung und Heugrassaaten (lokales Saatgut verwenden)

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Wiesen-Glockenblume Campanula patula, Wiesen-Storchschnabel Geranium pratense, Wiesen-Bocksbart Tragopogon pratensis.

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Durch Direktbegrünung lassen sich arten- und blütenreichen Wiesen schaffen. Dadurch kann z. B. der Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) gefördert werden.


Gebirgsrasen:

  • Offenhaltung durch finanzielle Anreize garantieren (Verbuschung, insbesondere durch die Grünerle (Alnus viridis), vermeiden)
  • Nutzungsverträge abschliessen
  • Mähwiesen als solche erhalten. Umwandlung in Weiden durch Beiträge vermeiden
  • Wildheunutzung angemessen fördern und entschädigen

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Männertreu Nigritella sp., Grossblütiges Sandkraut Arenaria grandiflora, Enzian-Arten Gentiana sp., Schildblättriger Hahnenfuss Ranunculus thora, Alpen-Helmkraut Scutellaria alpina, Alpen-Pechnelke Silene suecica, Bulbillenlose Feuerlilie Lilium bulbiferum subsp. croceum

Krautsäume und Staudenfluren:

  • Identifikation der wertvollsten Krautsäume
  • Angepasste Pflege zur Erhaltung der Standortsqualitäten (mosaikartige Nutzung mit sporadischen Pflegeschnitten) oder von gefährdeten Arten.
  • Standorte mit gefährdeten Arten in Vernetzungsprojekte integrieren
  • Neophyten bekämpfen
  • Regelmässige Säuberungsschnitte auf Weiden vermeiden

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Diptam Dictamnus albus, Knollige Spierstaude Filipendula vulgaris, Schweizer Alant Inula helvetica, Echter Steinsame Lithospermum officinale, Färber-Waldmeister Asperula tinctoria, Kleiner Odermennig Agrimonia eupatoria

Gebüsche, Hecken und Waldränder:

  • Besondere Beachtung gilt den gefährdeten Straucharten (insbesondere den Wildrosen)
  • Für Pflanzungen autochthones Material verwenden
  • Pflege abschnittweise und abgestimmt auf gefährdete Krautarten vornehmen

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Wildrosen Rosa sp., Strauchwicke Hippocrepis emerus, Pfaffenhütchen Euonymus europaeus, Sal-Weide Salix caprea

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Durch die Förderung von Lichtem Wald wird z. B. der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) gefördert.

Wälder:

  • Bekanntmachung der Standorte von zerstreut vorkommenden, gefährdeten Waldarten und zielartenkonforme Pflege
  • Lichte Wälder sind zu fördern und so zu pflegen, damit sie offen bleiben

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Flaumiger Seidelbast Daphne cneorum, Frauenschuh Cypripedium calceolus, Purpur-Knabenkraut Orchis purpurea, Widerbart Epipogium aphyllum, Gewöhnliches Lungenkraut Pulmonaria officinalis, Wunder-Veilchen Viola mirabilis

Ruderalfluren:

  • Schaffung, Erhalt von grossflächigen Ruderalfluren (auch Verbünde aus zahlreichen kleinen Flächen sind wertvoll) zum Erhalt der Samenbank
  • Nutzungswechsel nicht zu rasch vornehmen, so dass sich die ersten Sukzessionsphasen entwickeln können
  • Die gefährdeten Ruderalarten profitieren insbesondere in trockenwarmen Gebieten und in den städtischen Wärmeinseln von grosszügigeren und etwas dauerhafteren Flächen.
  • Bei Planungen und Flächennutzungen, sowie bei der Weg- und Strassenrandpflege muss mehr auf das Vorhandensein gefährdeter Ruderalarten geachtet werden.

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Sophienkraut Descurainia sophia, Kleine Malve Malva neglecta, Echte Hundszunge Cynoglossum officinale, Natternkopf Echium vulgare

Äcker und Weinberge:

  • Den Begleitarten genügend grosse Anteile an Kulturflächen zugestehen
  • Traditionelle Bodenbearbeitung in ausgewählten Weinbergen aufrechterhalten
  • Nützlingsförderung durch gezielte Ansaaten
  • Förderung weiterer Ackerflora-Reservate (vgl. Reservate in Brentjong VS, Biela VS, Reinach BL)
  • Förderung herbizidfreier Blühstreifen (Rand- und Mittelstreifen)
  • Auf wechselfeuchten Äckern, insbesondere an zeitweise überschwemmte Stellen, sind Flächen mit Pionierfluren zu erhalten oder zu fördern.

Arten, die von solchen Massnahmen profitieren können: Acker-Windhalm Apera spica-venti, Saat-Mohn Papaver dubium, Acker-Rittersporn Consolida regalis, Acker-Hahnenfuss Ranunculus arvensis, Kornrade Agrostemma githago, Weinberg-Tulpe Tulipa sylvestris

Ackerschonstreifen VersucheAgroscope orig0232 RegulaBenz 96 dpi.JPG
Blütenreiche Ackerbegleitflora

Ressourcenprojekt Ackerbegleitflora
Acht Kantone und der Bund haben 2012 das «Ressourcenprojekt Ackerbegleitflora» gestartet. Informationen dazu findet man auf der Webseite der KBNL. Weitergehende Angaben hat es auf den Webseiten von Agrofutura und Hintermann und Weber und im Artikel «Schlummernde Raritäten auf dem Acker, Ein Projekt zur Erhaltung der Segetalflora». In mehreren Kantonen wurde 2018 der Biodiversitätfördertyp bewilligt, der den Anforderungen des Ressourcenprojekts Ackerbegleitflora entspricht. Der Kanton Aargau hat dazu ein Merkblatt veröffentlicht.

Förderung am Standort

Zahlreiche Standortfaktoren können kaum bzw. nur mit grossem Aufwand beeinflusst werden. So ist es nicht möglich, das Klima eines Standortes zu beeinflussen. Die Bodenverhältnisse können über Vernässungen oder über einen Bodenabtrag verändert werden. Die wichtigste und einfachste Möglichkeit Einfluss auf das Gedeihen von Pflanzen an einem Standort zu nehmen ist daher die Bewirtschaftung und Pflege. Um die optimale Pflege für eine zu fördernde Pflanzenart festzulegen, ist es von grosser Bedeutung möglichst viel über ihre ökologischen Ansprüche zu wissen (vgl. Kapitel Praxisrelevante Ökologie).

Grundsätze

Nährstoffe

Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist die (in den letzten Jahrzehnten massiv gesteigerte) Nährstoffzufuhr über Düngemittel einer der wichtigsten Gründe für den Rückgang der pflanzlichen Artenvielfalt. Schnellwüchsige Arten, welche von einem hohen Nährstoffniveau profitieren können, verdrängen niederwüchsige konkurrenzschwache Arten und dominieren gedüngte Standorte. Das Nährstoffniveau tief zu halten, muss somit oberste Priorität geniessen. Das bedeutet, dass auf Düngung verzichtet wird und insbesondere bei Feuchtgebieten ausreichende Nährstoffpufferzonen (Vgl. Pufferzonenschlüssel, BAFU 1997) ausgeschieden werden. Bereits nährstoffreiche Standorte ohne Vorkommen von Zielarten sind über eine ausreichende Nutzung auszumagern (Austragsnutzung), was jedoch oft schwierig ist und lange dauert.

Wasserhaushalt in Trockenwiesen

Der Wasserhaushalt einer Wiese hat einen wesentlichen Einfluss auf die Artenzusammensetzung. Ist nur wenig Wasser vorhanden, können einerseits nur an Trockenheit angepasste Arten bestehen, andererseits wird die Nährstoffverfügbarkeit limitiert: Da die Pflanzen Nährstoffe über die Wurzeln aus der Bodenwasserlösung aufnehmen, sind Nährstoffe schlechter verfügbar, wenn weniger Wasser verfügbar ist. Wird eine Trockenwiese künstlich bewässert kann dies neben der Wasser- zu einer drastischen Veränderung der Nährstoffverfügbarkeit führen und die Artenzusammensetzung auf Kosten der spezialisierten Arten verändern. Für die Förderung von Magerwiesenarten ist auf die Bewässerung von Grenzstandorten gänzlich zu verzichten.

Wasserhaushalt in Feuchtwiesen und Mooren

Eine konstante Wassersättigung in den oberen Bodenschichten führt zu Sauerstoffmangel im Wurzelbereich. Auch an diese Extrembedingungen haben sich zahlreiche Spezialisten angepasst. Bei hoher Nährstoffverfügbarkeit dominieren einige wenige Arten (z.B. Schilf Phragmites australis, Spierstaude Filipendula ulmaria und Scharfkantige Segge Carex acutiformis, in Moorgewässern Breit- und Schmalblättriger Rohrkolben Typha angustifolia T. latifolia, Kleine Wasserlinse Lemna minor, Grünalgen). Unter nährstoffarmen Bedingungen können sich artenreiche Bestände einstellen (diverse Kleinseggen Carex sp., Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium, Weiden-Alant Inula salicina, Mehl-Primel Primula farinosa, Sumpf-Veilchen Viola palustris), in denen auch viele selten gewordene Spezialisten gefördert werden können (z.B. Lungenenzian Gentiana pneumonanthe, Zwiebelorchis Liparis loeselii, Wassernabel Hydrocotyle vulgaris). Ein gestörter Wasserhaushalt (z.B. durch Drainagen, Gräben, etc.) führt zu einer Durchlüftung des Bodens und dadurch zu einer erhöhten Nährstoffverfügbarkeit. Um artenreiche Riedwiesen zu fördern, ist es von grosser Bedeutung zuerst den Wasserhaushalt zu optimieren und dann die zielartenspezifische Pflege zu definieren.

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Bestehende Entwässerungsstrukturen in einem Hochmoor werden mit Spundwänden aus Holz verschlossen.

Regelmässig bewirtschaftete Flächen

Mähwiesen

Neben der Nährstoffverfügbarkeit sind die Anzahl Nutzungen und die Schnittzeitpunkte die wichtigsten Einflussgrössen auf den Pflanzenbestand von Mähwiesen. Die Mahd ist für alle Arten ein einschneidender Eingriff in die Entwicklung. Nur bodennahe Pflanzenteile bleiben zurück. Die Fähigkeit, sich von diesem Eingriff zu erholen, entscheidet darüber, welche Arten in welchen Wiesentypen vorkommen können. Anpassungsstrategien umfassen unter anderem Neuaustrieb aus Halmknoten und Nebenwurzeln, die Bildung von Ausläufern und die Ausbildung grundständiger Rosetten. Zudem müssen Pflanzenarten in Wiesen regelmässig Absamen können, um die sexuelle Vermehrung aufrechtzuerhalten und die Samenbank zu speisen. Die angepasste Anzahl Nutzungen hängt stark von der Wüchsigkeit des Wiesentyps ab. Bei einem Halb-Trockenrasen (Mesobromion) reichen 1 -2 Nutzungen pro Jahr. Eine Fromentalwiese (Arrhenatherion) braucht 2 -3 Nutzungen. Bei einer Unternutzung reichern sich Nährstoffe am Standort an und niederwüchsige, lichtbedürftige Arten werden von der Streuauflage erstickt. So kann z.B. die Aufrechte Trespe (Bromus erectus) in zu spät genutzten Mähwiesen so dominant werden, dass es die Vielfalt beeinträchtigt. Bei einer zu häufigen Nutzung reduziert sich die Vielfalt auf einige wenige Arten, welche mit diesem Stressfaktor umgehen können. So nimmt z.B. das Fromental (Arrhenatherum elatius) bei einem zusätzlichen dritten Schnitt ab, das Knaulgras ('Dactylis glomerata) kann im Gegenzug davon profitieren. Der Zeitpunkt des ersten Schnitts hat auch einen wesentlichen Einfluss auf die Bestandeszusammensetzung. Erfolgt der erste Schnitt bei einer nährstoffarmen Wiese (zu) spät, dann bilden sich grasreiche Bestände aus, weil die hochwachsenden Gräser im ersten Aufwuchs gegenüber niederwachsenden Arten einen Vorteil haben. Der Vorteil einer späten Nutzung ist jedoch, dass spätblühende Arten die Gelegenheit zum Versamen haben und dadurch die Samenbank auffrischen können. Erfolgt der erste Schnitt früh, dann entfällt die Möglichkeit zur sexuellen Vermehrung für viele spätblühende Arten. Den einen, richtigen Schnittzeitpunkt gibt es nicht. Er ist auf die Wüchsigkeit des Standorts und den Lebenszyklus der Zielarten abzustimmen.

Rotationsbrachen und gestaffelte Mahd

Traditionellerweise wurden viele Wiesen gestaffelt genutzt (insbesondere ertragsschwache Bestände an unzugänglichen Standorten). Dies war lange Zeit durch den äusseren Zwang der limitierten Mittel der Bauernbetriebe gegeben. Gegenüber heute fehlten schlicht die Kapazitäten, grosse Flächen in kurzer Zeit zu bewirtschaften. Dies führte dazu, dass Wiesen unterschiedliche Altersstrukturen nebeneinander aufwiesen. Für die Artenvielfalt war diese Nutzungsform ein Segen. Durch die Mechanisierung und den Effizienzdruck in der Landwirtschaft ist diese Nutzungsform weitgehend verschwunden. Auf Naturschutzflächen und im Rahmen von Vernetzungsprojekten versucht man, diesem Mangel mit sogenannten Rückzugsstreifen oder Rotationsbrachen zu begegnen. Dabei werden an wechselnden Standorten Teile des Bestandes bei jedem Bewirtschaftungsgang stehen gelassen. Dies gibt spätblühenden Arten die Möglichkeit zu versamen und wirkt sich positiv auf die faunistische Artenvielfalt aus. Die Standorte werden so gewählt, dass keine Problemarten (z.B. Schilf (Phragmites australis)) gefördert werden. Zudem ist auf eine laufende (mindestens jährliche) Verschiebung der Standorte zu achten.

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Links. Rotationsbrache als wichtiges Element für spätblühende Arten. Rechts. Reifer Samenstand der Färber-Scharte Serratula tinctoria in einer Rotationsbrache.

Gigon und Rocker (2010) stellten in ihren Untersuchungen mit Riedrotationsbrachen fest, dass die Anzahl Gefässpflanzen während der Brachephase leicht zurückging. Wurden die Brachestreifen in den folgenden Jahren aber erneut gemäht konnten die gleichen Anzahlen von Pflanzenarten und –individuen festgestellt werden wie vor der Brachephase. Einzelne, sensible Arten können sich von Brachephasen aber nur schlecht erholen. Für das kleine Knabenkraut Orchis morio wurde eine deutliche Abnahme gemessen und die Autoren vermuten, dass dies für weitere, vergleichbare Wuchstypen unter den Orchideen ebenfalls zutreffen könnte (Langspornige Handwurz Gymnadenia conopsea, Sommer-Wendelähre Spiranthes aestivalis). Die sibirische Schwertlilie Iris sibirica zeigte jedoch keine Unterschiede. Das Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris) erträgt ebenfalls keine Brache. Bei Untersuchungen am Greifensee (Kanton Zürich) in den Jahren 1988 bis 1992 (Marti, 1992) zeigte sich schon nach zwei Brachezyklen eine deutliche Abnahme der Individuenzahl, gekoppelt mit einer verminderten sexuellen Reproduktion und einer schlechteren Rekrutierung von neuen Individuen.

Orchis palustris 2, Moerasorchis, Saxifraga-Arie de Knijff 96 dpi.jpg
Verschiedene Orchideenarten (abgebildet ist das Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris)) ertragen Brachestadien nicht gut.

Links

Literatur

  • Flora Indicativa: Gibt Auskunft zur Mahdverträglichkeit der Pflanzenarten.
  • Schmid, W., Bolzern, H., Guyer, C., Luzern (Kanton), Dienststelle Umwelt und Energie, 2007. Mähwiesen: Ökologie und Bewirtschaftung: Flora, Fauna und Bewirtschaftung am Beispiel von elf Luzerner Mähwiesen. Umwelt und Energie Kanton Luzern ; Bezugsquelle: Lehrmittelverlag des Kantons Luzern, Luzern]; Littau.
  • Barth, U., Gregor, T., Lutz, P., 2000. Zur Bedeutung extensiv beweideter Nassstandorte für hochgradig bestandsbedrohte Blütenpflanzen und Moose 75, Seite 292-300.
  • Gigon, A., Rocker, S., 2010. Praxisorientierte Empfehlung für die Erhaltung der Insekten- und Pflanzenvielfalt mit Ried-Rotationsbrachen (Merkblatt No. ART 721). Agroscope Reckenholz-Tänikon ART.
  • Weber, U., 2013. 16 Jahre Mähversuche gegen die Verschilfung im Naturschutzgebiet Spitzmäder, Oberriet. Ökobüro Hugentobler.

Unregelmässig bewirtschaftete Flächen

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Der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia) ist eine Charakterart der Hochmoore. Foto Saxifraga-Mark Zekhuis

Hochmoore

Hochmoore sind natürlicherweise waldfreie, lichtreiche Standorte, welche bei intakter Hydrologie ohne Bewirtschaftung erhalten bleiben. Sie bieten Lebensraum für hochspezialisierte Pflanzenarten, welche bereits durch geringe Veränderungen der Standortbedingungen bedrängt oder zum Verschwinden gebracht werden. Durch die Torfnutzung und die damit einhergehende Entwässerung sind heute viele Hochmoorstandorte beeinträchtigt, weisen einen gestörten Wasserhaushalt und zu hohe Nähr- und Mineralstoffniveaus auf. In erster Linie gilt es, diesen Standorten eine funktionierende Hydrologie zurückzugeben (vgl. oben). Eine regelmässige Mahd ist in wachsenden Hochmooren kontraproduktiv, weil dadurch die Torfmoose in ihrer Entwicklung gestört werden. Gleichzeitig ist es oftmals angezeigt, periodische Pflegemassnahmen umzusetzen. Dazu gehören insbesondere Schilfbekämpfung und Entbuschung. Dadurch können die niederwüchsigen, lichtbedürftigen Arten (wie z.B. der Sonnentau (Drosera rotundifolia), die Blumenbinse (Scheuchzeria palustris), die Rosmarinheide (Andromeda polifolia) gefördert werden.

Weitere unregelmässig bewirtschaftete Standorte werden bei Gelegenheit an dieser Stelle ergänzt, bzw. in den entsprechenden Lebensraumkapiteln aufgegriffen (z.B. Stillgewässer, Fliessgewässer, Wald).

Ex situ-Massnahmen

Die relevanten Informationen zu Anbau und Erhaltung gefährdeter Wildpflanzen ausserhalb ihres natürlichen Lebensraumes (ex situ) sind auf der Webseite von Info Flora zu finden.

Artenschutz

Förderung von einzelnen Arten

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Beispiele national prioritärer Arten: Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Vielspaltige Mondraute (Botrychium multifidum), Acker-Mannsschild (Androsace maxima)

Im Fokus der Artenförderung steht der Schutz der Lebensräume und der damit verbundenen Pflanzengesellschaften mit ihren typischen Artenzusammensetzungen. Bei besonders selten gewordenen Arten kann es angezeigt sein, spezifische Fördermassnahmen zu ergreifen. In solchen Fällen wird häufig ein Aktionsplan erarbeitet. Dieser hält die ökologischen Ansprüche der Art fest, beschreibt die heutige Bestandessituation, definiert Ziele, Fördermassnahmen und eine Erfolgskontrolle. In der Liste der National Prioritären Arten sind über 800 Gefässpflanzenarten aufgeführt, davon sind 78 Arten der höchste Prioritätskategorie zugeteilt. Für diese besteht vordringlicher Handlungsbedarf.

Merkblätter Info Flora. Die "Merkblätter Artenschutz: Blütenpflanzen und Farne" wurden für eine Auswahl von gefährdeten Arten erstellt, bei denen dringender Handlungsbedarf vermutet wurde oder deren Situation schlecht bekannt war. Sie beruhen auf umfassenden Untersuchungen im Feld, ergänzt mit Recherchen in der Literatur und in den Herbarien. Sie enthalten eine Artbeschreibung sowie wichtige Informationen zur Ökologie, Pflanzensoziologie, Verbreitung mit Karte, zum Schutzstatus und den Gefährdungsursachen sowie zu den möglichen Massnahmen, und sie haben das Ziel, den Verantwortlichen im Naturschutz eine wichtige Grundlage zu verschaffen.

Aktionspläne und Merkblätter diverser Amtsstellen Die nachfolgende Zusammenstellung umfasst die aufgrund einer Recherche aktuell verfügbaren Aktionspläne und Merkblätter zu ausgewählten Arten. Sie ist nicht abschliessend und wird bei Bedarf erweitert. Mittelfristig sollen auch auf Infoflora Aktionspläne zur Verfügung gestellt werden.

Artname Artname Deutsch Link Dokument-Typ
Adenophora liliifolia Becherglocke Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Aldrovanda vesiculosa Wasserfalle Kt. Zürich Aktionsplan
Aldrovanda vesiculosa Wasserfalle Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Allium angulosum scharfkantiger Lauch Kt. Zürich Aktionsplan
Anagallis minima Kleinling Kt. Zürich Aktionsplan
Anagallis minima Kleinling KBNL Merkblatt
Apium repens Kriechender Sellerie Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Apium repens Kriechender Sellerie Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Apium repens Kriechender Sellerie oder Scheiberich LUNG Mecklenburg-Vorpommern Merkblatt
Aristolochia clematitis gewöhnliche Osterluzei Kt. Zürich Aktionsplan
Arnica montana Arnika (Berg-Wohlverleih) Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Arnica montana Arnika Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Arnoseris minima Lämmersalat Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Asplenium adulterinum Braungrüner Strichfarn Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Betula nana Zwerg-Birke Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Blackstonia acuminata stätblühender Bitterling Kt. Zürich Aktionsplan
Botrychium simplex Einfacher Rautenfarn Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Bromus grossus Dicke Trespe Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Bromus grossus Dicke Trespe Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Caldesia parnassifolia Herzlöffel Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Campanula cervicaria Borsten-Glockenblume Kt. Zürich Aktionsplan
Campanula cervicaria Borsten-Glockenblume KBNL Merkblatt
Cardamine dentata SumpfSchaumkraut Kt. Zürich Aktionsplan
Carex hartmanii Hartmans Segge Kt. Zürich Aktionsplan
Cerinthe minor Kleine Wachsblume Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Chimaphila umbellata Dolden-Winterlieb Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Coleanthus subtilis Scheidenblütgras Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Cypripedium calceolus Frauenschuh Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Cypripedium calceolus Frauenschuh Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Cypripedium calceolus Frauenschuh LUNG Mecklenburg-Vorpommern Merkblatt
Daphne cneorum Fluhröschen Kt. Zürich Aktionsplan
Dianthus seguieri subsp. glaber Busch-Nelke Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Elatine alsinastrum Quirl-Tännel Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Eriophorum gracile Zierliches Wollgras Kt. Zürich Aktionsplan
Eriophorum gracile Zierliches Wollgras Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Filipendula vulgaris Sechskronblättrig Rüsterstaude Kt. Zürich Aktionsplan
Gagea pratensis Wiesen-Gelbstern Kt. Zürich Aktionsplan
Gagea pratensis/villosa Wiesen- und Acker-Gelbstern KBNL Merkblatt
Gagea villosa Acker-Gelbstern Kt. Zürich Aktionsplan
Galanthus nivalis Schneeglöckchen Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Gentiana cruciata Kreuz-Enzian Kt. Zürich Aktionsplan
Gentiana lutea Gelber Enzian Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Gentiana utriculosa Schlauch-Enzian Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Gladiolus palustris Sumpf-Gladiole Kt. Zürich Aktionsplan
Gladiolus palustris Sumpf-Gladiole Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Gladiolus palustris Sumpf-Gladiole Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Gladiolus palustris Sumpf-Gladiole Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Gratiola officinalis Gottes-Gnadenkraut Kt. Zürich Aktionsplan
Himantoglossum hircinum Bocks-Riemenzunge Kt. Zürich Aktionsplan
Hypochoeris maculata Geflecktes Ferkelkraut Kt. Zürich Aktionsplan
Inula britannica Wiesen-Alant Kt. Zürich Aktionsplan
Inula helvetica SchweizerAlant Kt. Zürich Aktionsplan
Inula hirta Rauher Alant Kt. Zürich Aktionsplan
Juncus capitatus Kopf-Binse Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Jurinea cyanoides Sand-Silberscharte Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Jurinea cyanoides Sand-Silberscharte Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Jurinea cyanoides Sand-Silberscharte LUNG Mecklenburg-Vorpommern Merkblatt
Lindernia procumbens Liegendes Büchsenkraut Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Lindernia procumbens Liegendes Büchsenkraut Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Linum viscosum Klebriger Lein Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Liparis loeselii Sumpf-Glanzkraut Kt. Zürich Aktionsplan
Liparis loeselii Sumpf-Glanzkraut Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Liparis loeselii Sumpf-Glanzkraut Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Liparis loeselii Sumpf-Glanzkraut Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Liparis loeselii Sumpf-Glanzkraut LUNG Mecklenburg-Vorpommern Merkblatt
Litorella uniflora Europäischer Strandling Kt. Zürich Aktionsplan
Littorella uniflora Strandling Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Marsilea quadrifolia Kleefarn Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Marsilea quadrifolia Kleefarn Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Myosotis rehsteineri Bodensee-Vergissmeinnicht Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Myosotis rehsteineri Bodensee-Vergissmeinnicht Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Myosotis rehsteineri Bodensee-Vergissmeinnicht Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Najas flexilis Biegsames Nixenkraut Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Nuphar pumilum Kleine Teichrose Kt. Zürich Aktionsplan
Oenanthe fistulosa Wasserfenchel Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Oenanthe lachenalii Lachenals Rebendolde Kt. Zürich Aktionsplan
Orchis pallens Blasses Knabenkraut Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Orchis palustris Sumpf-Orchis Kt. Zürich Aktionsplan
Ornithogalum nutans Nickender Milchstern Kt. Zürich Aktionsplan
Pilularia globulifera Pillenfarn Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Potamogeton coloradus Gefärbtes Laichkraut Kt. Zürich Aktionsplan
Potentilla inclinata Graues Fingerkraut Kt. Zürich Aktionsplan
Potentilla leucopolitana Weissenburger Fingerkraut Kt. Zürich Aktionsplan
Potentilla praecox Frühzeitiges Fingerkraut Kt. Zürich Aktionsplan
Prunella laciniata Weisse Brunelle Kt. Zürich Aktionsplan
Pulsatilla vulgaris Gewöhnliche Küchenschelle Kt. Zürich Aktionsplan
Pyrola media Mittleres Wintergrün Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Ranunculus aquatilis Wasser-Hahnenfuss Kt. Zürich Aktionsplan
Rosa gallica Französische Rose Kt. Zürich Aktionsplan
Sagittaria sagittifolia Pfeilblättriges Pfeilkraut Kt. Zürich Aktionsplan
Saxifraga granulata Knöllchentragender Steinbrech Kt. Zürich Aktionsplan
Saxifraga hirculus Moor-Steinbrech Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Saxifraga mutata Kies-Steinbrech Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Scabiosa canescens Graue Skabiose Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Scorzonera humilis Niedrige Schwarzwurzel Kt. Zürich Aktionsplan
Sedum rubens Rötlicher Mauerpfeffer Kt. Zürich Aktionsplan
Sorbus div spec. Mehlbeeren und Ebereschen der Alpen Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Spiranthes aestivalis Sommer-Schraubenstendel Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg Merkblatt
Spiranthes aestivalis Sommer-Drehwurz Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Spiranthes aestivalis Sommer-Wendelähre Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Spiranthes spiralis Schraubige Wendelorchis Kt. Zürich Aktionsplan
Taraxacum Sect. Palustria Sumpf-Löwenzähne Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt
Teucrium scordium Knoblauch-Gamander Kt. Zürich Aktionsplan
Thalictrum galioides Labkrautartig Wiesenraute Kt. Zürich Aktionsplan
Thesium ebracteatum Vorblattloses Leinblatt Bundesamt für Naturschutz Deutschland Merkblatt
Thesium rostratum Schnabelfrüchtiger Bergflachs Kt. Zürich Aktionsplan
Trifolium ochroleucum Gelblicher Klee Kt. Zürich Aktionsplan
Typha minima Zwerg-Rohrkolben Kt. Zürich Aktionsplan
Typha shuttleworthii Shuttleworths Rohrkolben Kt. Zürich Aktionsplan
Viola elatior Hohes Veilchen Kt. Zürich Aktionsplan
Viola persicifolia Moor-Veilchen Kt. Zürich Aktionsplan
Viola persicifolia Moor-Veilchen KBNL Merkblatt
Viola pumila Niedriges Veilchen Kt. Zürich Aktionsplan
Viola pumila Veilchen, niedriges Bayrisches Landesamt für Umwelt Merkblatt

Steckbriefe zu Leitarten Kanton Luzern. Für ausgewählte Leitarten des Kanton Luzern wurden hier kurze Artsteckbriefe zusammengestellt, welche auch Informationen zur Förderung enthalten. (Informationen im Anhang C)

Blaue Liste (Gigon, et al. 1998). Beschreibt für 722 Pflanzenarten (und 217 Tierarten) den Stand des Wissens zur artspezifischen Förderung in den Kantonen Zürich, Aargau und Schaffhausen. Sofern Fördertechniken bekannt sind werden diese kurz beschrieben. Buchpublikation. Online ist nur eine grobe Übersicht publiziert.

In die Datenbank des Projekts «Virtual Data Center VDC» werden seit 2014 die Fundorte sämtlicher Organismengruppen eingespeist, um sie bei naturschutzrelevanten Projekten berücksichtigen zu können. Mit der Datenbank sollen insbesondere die Bedürfnisse der kantonalen Fachstellen abgedeckt werden. Diese Daten sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Gefährdung

Rote Liste

Gemäss der aktuellen Roten Liste der Gefässpflanzen der Schweiz (2016) sind 44% der 2700 einheimischen Arten gefährdet oder potenziell gefährdet. Die Situation hat sich seit der letzten Publikation (2002) nicht verbessert.

Allgemeine Gefährdungsursachen

  • Verlust von Lebensräumen und Abnahme der Lebensraumqualität
  • Intensivierung der Landwirtschaft (Düngung, Bewässerung, Entwässerung)
  • Nutzungsaufgabe von abgelegenen Flächen (Grenzertragsflächen)
  • Naturschutzfachlich nicht zielführende Pflege (z.B. zu früh, zu spät, zu wenig, zu häufig geschnitten), Fehlen von klaren, koordinierten, zielartengerechten Zielsetzungen.
  • Zersiedelung und Verlust der Lebensraumdynamik
  • Zunahme des Nährstoffniveaus aus direkten (Landwirtschaft, Drainagewasser) und diffusen Quellen (Stickstoffverbindungen aus der Luft)
  • Verlust grosser, zusammenhängender Lebensräume und Fragmentierung von funktionierenden Lebensraum-Netzwerken
  • Zunahme von Freizeitaktivitäten und Infrastrukturprojekten in naturnahen Gebieten (insbesondere Alpenraum)
  • Mangel an Sukzessions- und Ökotonflächen
  • Monotone Waldbewirtschaftung

Neophyten

Auf der Webseite von Info Flora hat es viele Informationen zu Neophyten (gesetzliche Grundlagen, Listen und Infoblätter, Links zu Bundesstellen und Kantonen, etc.).

Wissenslücken

Himantoglossum hircinum 26, Bokkenorchis, Saxifraga-Ed Stikvoort 96 dpi.jpg
Die mehrjährige Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) blüht im Mai bis Juni, die Samen reifen zwischen Juli und August. Die neuen Rosettenblätter treiben nach Niederschlägen bereits ab Anfang September und bleiben bis im April/Mai bestehen. Die Mahd sollte zur Schonung der assimilierenden Grundblätter und zur Ermöglichung der Samenreifung ausschliesslich im August erfolgen. Unterbleibt eine Samenbildung, kann bereits ab Juni gemäht werden.

Grundsätzlich ist viel über den Gefährdungsgrad der Pflanzenarten bekannt. Es gibt in der Praxis aber grosse Wissenslücken v.a. in konkreten, praxisnahen, artspezifischen Bereichen. Zudem ist vorhandenes Wissen oft schlecht verfügbar (graue Literatur, nur bei Fachpersonen vorhanden, etc.).

Beispiele von Wissenslücken sind:

  • Wissen und Untersuchungen zu artspezifischen Fördermassnahmen und Einflussfaktoren
  • Einfluss bestimmter Bewirtschaftungstechniken auf einzelne Arten (Schnittzeitpunkte, Schnitthöhe, Schnitthäufigkeiten, eingesetzte Maschinen, Mähwerke, Laubbläser etc.)
  • Einfluss von Rotationsbrachen/Rückzugsstreifen auf einzelne Arten.
  • Einfluss der Beweidung auf einzelne Arten
  • Wechselwirkungen Pflanzen-, Tierwelt bei der Bewirtschaftung
  • Einfluss der Konkurrenz auf gefährdete Arten bei unterschiedlichen Populationsgrössen
  • Einfluss der Konkurrenz bestehender Artengemeinschaften beim Wiederansiedeln seltener Arten in diese Gemeinschaften
  • Zu „best practice“ bei zahlreichen Arten sowohl bei der Erhaltung in situ wie auch bei Wiederansiedlungen (z.B. Ansiedlungstechniken in bestehenden Lebensräumen; Ansaat versus Auspflanzen von angezogenen Individuen)
  • Genetische Aspekte/ Naturschutzgenetik als Werkzeug z.B. bei Artfördermassnahmen, Umsiedlung, Ansiedlung, Wiederansiedlung etc. …

Praxisrelevante Links

  • Info Flora. Die Stiftung Info Flora wird vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) als nationales Daten- und Informationszentrum anerkannt und arbeitet eng mit den anderen nationalen Datenzentren zusammen, welche sich unter "Info Species" zusammengeschlossen haben. Sie fasst das Wissen zur Schweizer Flora aus unterschiedlichen Quellen auf einer übersichtlichen Website zusammen. Neben vielen allgemeinen Informationen zur Schweizer Flora und vielen Links hat es für jede Art Angaben zu Aussehen, Ökologie, Verbreitung, Nomenklatur, Gefährdung, nationale Priorität und Beziehungen zu Lebensräumen. Zudem bietet Info Flora die Möglichkeit, Art-Beobachtungen in einem Online-Feldbuch oder in der FlorApp zu erfassen und selektiv mit den nationalen Datenzentren zu synchronisieren.
  • Merkblätter Agridea Thema „Umwelt, Natur, Landschaft“. Interessante Beiträge zu Weiden, Wiesen und Ackerland.
  • Schweizer Botanische Gesellschaft.
  • Biodiversitätsförderung in der Schweizer Landwirtschaft. Informationsportal der AGRIDEA zu landwirtschaftlichen Themen wie BFF, QII, Vernetzung, gesetzlichen Grundlagen.

Literaturempfehlungen

Praxisrelevante Literatur

  • Gigon, A., Langenauer, R., Meier, C., Nievergelt, B., 1998. Blaue Listen der erfolgreich erhaltenen oder geförderten Tier- und Pflanzenarten der Roten Listen: Methodik und Anwendung in der nördlichen Schweiz. Eidgenössische Technische Hochschule Zürich und Geobotanisches Institut Rübel, Zürich.

Grundlagen, Bestimmung und Systematik

  • Landolt, E., Bäumler, B., Erhardt, A., Hegg, O., Klötzli, F., Lämmler, W., Nobis, M., Rudmann-Maurer, K., Schweingruber, F.H., Theurillat, J.-P., Urmi, E., Vust, M., Wohlgemuth, T., 2010. Flora Indicativa: ökologische Zeigerwerte und biologische Kennzeichen zur Flora der Schweiz und der Alpen, 2., völlig neu bearb. und erw. Aufl. der "Ökologischen Zeigerwerte zur Flora der Schweiz" (1977). ed. Haupt, Bern.
  • Sebald, O., Sebald, S., Philippi, G., 1990. Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. E. Ulmer, Stuttgart/Wien. Detaillierte Pflanzenportraits zu Verbreitung, Morphologie, Biologie, Ökologie sowie Bestand und Gefährdung.
  • Düll, R., Kutzelnigg, H. 2016. Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder: Die wichtigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. Enthält für viele Arten Angaben zur Bestäubung, Blütenbiologie, Inhaltsstoffen und zum Zeitpunkt der Samenreife.
  • Lauber, K., Wagner, G., Gygax, A., 2018: Flora Helvetica - Illustrierte Flora der Schweiz: Artbeschreibungen und Bestimmungsschlüssel, 6., vollständig überarbeitete Auflage. Haupt Verlag, Bern. Das Standardwerk zur Schweizer Flora mit farbigen Abbildungen und detaillierten Pflanzenportraits. Auch als App erhältlich.
  • Eggenberg, S., Möhl, A., 2013. Flora Vegetativa: ein Bestimmungsbuch für Pflanzen der Schweiz im blütenlosen Zustand. Haupt, Bern. Die perfekte Ergänzung zur Flora Helvetica mit gut getroffenen, detailreichen Zeichnungen der relevanten vegetativen Merkmale. Als Zusatz zur Flora Helvetica App erhältlich.
  • Baltisberger, M., Nyffeler, R., Widmer, A., 2013. Systematische Botanik: einheimische Farn- und Samenpflanzen. vdf, Zürich. Gut aufgebautes Lehrmittel zur systematischen Botanik. Zahlreiche Hintergrundinformationen zu Vegetationsgeschichte, Biologie, Morphologie, ökologischen Konzepten und Vielem mehr.
  • Hess, H.E., Landolt, E., Hirzel, R., Baltisberger, M., 2015. Bestimmungsschlüssel zur Flora der Schweiz: und angrenzender Gebiete. Der etablierte Bestimmungsschlüssel zur Flora der Schweiz umfasst 3500 Arten, wovon die Hälfte durch sehr gute Strichzeichnungen illustriert ist. Der Bestimmungsschlüssel ermöglicht die Identifizierung von Farn- und Blütenpflanzen, die auf dem Gebiet der Schweiz wild oder verwildert wachsen.
  • Hess, H.E., Landolt, E., Hirzel, R., 1976-1980. Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Birkhäuser Verlag, Basel und Stuttgart. Dreibändiges Standardwerk zur Schweizer Flora mit Angaben und Strichzeichnungen zu jeder Art.

Glossar

Ein gutes Glossar findet sich z.B. im Bestimmungsschlüssel zur Flora der Schweiz: und angrenzender Gebiete (vgl. oben).

Beobachtungen melden

Zur Eingabe und Bearbeitung von floristischen Daten aus persönlichen Beobachtungen, aus Auftragsarbeit oder aus Projekten (zum Beispiel aus Regionalen Inventaren, aus Projekten wie die Rote Liste, usw.) bietet Info Flora mehrere Werkzeuge an. Das Online Feldbuch ist das Standardtool von Info Flora um Beobachtungen zu melden. Daneben bietet Info Flora auch ein Neophyten-Feldbuch, welches speziell den invasiven Neophyten gewidmet ist. FlorApp ist eine Smartphone Applikation, welche die Eingabe von Beobachtungen auf dem Feld erleichtert und die Daten in das Online Feldbuch übermittelt. InvasivApp ist die Smartphone Applikation um Neophyten in der Schweiz einfach und schnell melden zu können.

Rechtliches

Eine Zusammenstellung der rechtlichen Grundlagen findet sich bei Info Flora.

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Autoren

Text Kaspar Zirfass pluspunkt
Review Christoph Käsermann Flora Consult, info@floraconsult.ch
Daniel Winter Aqua Terra, danielwinter@datacomm.ch