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Rebberge

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In der Schweiz werden sechs Weinbauregionen unterschieden (Wallis, Waadt, Genf, Drei-Seen-Region, Deutschschweiz und Tessin). 2021 wurde eine Fläche von 2244 ha biologisch bewirtschaftet. Das entspricht 16.6% der schweizerischen Rebbau Fläche und ist fast 10-Mal so viel wie zur Jahrtausendwende.
In den vergangenen 30 Jahren ist die Bewirtschaftung zwar ökologischer geworden, es werden aber noch viele Rebberge sehr intensiv genutzt (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Biodiversit.C3.A4tsf.C3.B6rderfl.C3.A4chen_.28BFF.3B_QI_und_QII.29 Kap. «Biodiversitätsförderflächen»]). Das Potential für Aufwertungen ist entsprechend hoch (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Erhalt.2C_F.C3.B6rderung.2C_Pflege_und_Aufwertung Kap. «Erhalt, Förderung, Pflege und Aufwertung»]).
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Die ökologischen Infrastrukturen des Rebbergs und dabei insbesondere die Hecken spielen zusammen mit der Rebberg-Begrünung eine wichtige Rolle in der Nützlingsförderung. Hecken mit Brombeeren, Haselnuss und Roter Heckenkirsche beherbergen die wichtigsten Nützlinge (Raubmilben und Mymariden (Parasitoide der Zikaden Eier)) und dienen als Quellen für deren Verbreitung im Rebberg. Wildrosen sind Überwinterungsorte der Mymariden.
In Boller et al. (2004) hat es eine Liste von Heckenpflanzen und ihrer Bedeutung für weinbaulich wichtige Raubmilben. Gemäss dieser sind in untersuchten Gebieten der Nordwest- und Nord-Schweiz folgende Arten besonders wichtig (vgl. auch [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Geh.C3.B6lze_.28Hecken.2FFeldgeh.C3.B6lze.2C_Einzelb.C3.BCsche_und_Str.C3.A4ucher.2C_Einzelb.C3.A4ume.29 Gehölzliste im Zusammenhang mit Kirschessigfliege]):
* Roter Hartriegel (''Cornus sanguinea'')
* Haselnuss (''Corylus avellana'')
Die höchste '''botanische Vielfalt''' in permanenter Rebberg Begrünung kann in terrassierten Rebbergen erreicht werden (optimale Niederschlagsmenge bei 700 bis 1000 mm pro Jahr). Die höchste '''faunistische Vielfalt''' entfaltet sich bei hoher botanischer Vielfalt der Rebberg-Begrünung und wird durch Kleinräumigkeit des Rebbergs sowie botanisch vielfältiges Umfeld mit Hecken, Krautsäumen und Magerwiesen zusätzlich gefördert.
Die botanische Vielfalt von Direktzuganlagen hat nicht das Potential terrassierter Rebberge, sie kann aber verbessert werden (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#F.C3.B6rderung_von_.C3.B6kologisch_wertvollen_Lebensr.C3.A4umen Kap. «Förderung von ökologisch wertvollen Lebensräumen»]).
Die Rebberg Begrünung hat zudem positive Effekte bezüglich Erosion, Chlorose, Stiellähme, Graufäule, Bodenverbesserung und Erhaltung sowie Nitratauswaschung.
Rebberge sind artenreich oder haben ein grosses Potential dazu. In einem terrassierten und von Büschen und Wald umgebenen Rebberg in der Ostschweiz von zwei Hektaren Fläche konnten z. B. 2000 bis 3000 Arthropoden Arten nachgewiesen werden. Auf der Liste der Umweltziele Landwirtschaft (UZL) sind 152 Arten der Rebberge aufgeführt. Die Liste der national prioritären Arten führt für die Lebensräume Baumschulen, Obstgärten und Rebberge 164 Arten auf (es gibt keine separate Liste für die Rebberge).
Charakteristische '''Pflanzen''' der Rebberge sind die '''Frühlingsgeophyten'''. Sie sind über Jahrzehnte durch das häufige Hacken des Bodens gefördert worden. Auf die Probleme, die sich für diese Attraktionen der Rebberge durch die Begrünung ergeben, und wie sie gefördert werden können, wird im Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#F.C3.B6rderung_seltener_Arten «Förderung seltener Arten»] eingegangen.
Es gibt einige charakteristische Vögel der Rebberge wie Wiedehopf, Zaunammer, Wendehals, Gartenrotschwanz, Ortolan oder Heidelerche. Wichtig für viele dieser Arten ist die Strukturvielfalt in den Weinbergen. So ist für mehrere insektenfressende Brutvögel ein Mosaik aus offenen Bodenstellen und krautiger, grasiger Bodenbedeckung wichtig. Je nach Art ist ein Anteil offener Bodenstellen von 40-70% optimal. Die Subregion südwestliches Mittelland, Genf und Waadt weist gemäss Bericht «Operationalisierung der Umweltziele Landwirtschaft» für die charakteristischen Arten eine besonders hohe Verantwortung auf. So findet man in dieser Region nahezu alle Rebberg typischen UZL-Arten.
'''Ansprüche der Arten'''
Die Ansprüche seltener Arten nach offenem Boden, insbesondere der Frühlingsgeophyten und der Vögel, widersprechen einer flächigen Begrünung des Rebbergs. Gemäss Arn et al. (1997) sollte auf eine dauerhaft flächendeckende Begrünung der Rebberge verzichtet werden, um die charakteristischen Pflanzenarten zu erhalten. Sie empfehlen einen Teil alternierend offenzuhalten. Auch in Agridea (2014) wird empfohlen, die Bewirtschaftung an den Rhythmus von Zwiebelgeophyten anpassen. Im Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Erhalt.2C_F.C3.B6rderung.2C_Pflege_und_Aufwertung «Erhalt, Förderung und Aufwertung»] wird darauf eingegangen, wie der Artenreichtum der Rebberge erhalten und gefördert werden kann.
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= Erhalt, Förderung, Pflege und Aufwertung =
Rebberge weisen ein grosses Potential zur Förderung der Biodiversität auf (vgl. Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Praxisrelevante_.C3.96kologie «Praxisrelevante Ökologie»]). Dieses kann deutlich besser ausgeschöpft werden, als dies momentan der Fall ist, durch:* Erhöhung des Anteils an BFF (aktueller Stand siehe Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Biodiversit.C3.A4tsf.C3.B6rderfl.C3.A4chen_.28BFF.3B_QI_und_QII.29 «Biodiversitätsförderflächen»])* Erhöhung des Anteils an biologischer Produktion (aktueller Stand siehe Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Einleitung «Einleitung»)]
* Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduzieren, Insektizide und Akarizide vermeiden. Ökologisch wertvolle Bereiche nicht mit Pflanzenschutzmitteln beeinträchtigen.
* Förderung von PIWI Sorten (PIWI = pilzwiderstandsfähig), welche resistent sind gegen die typischen Pilzkrankheiten und daher kaum mehr gespritzt werden müssen, unabhängig von biologischer oder konventioneller Bewirtschaftung.
* Struktur- und Lebensraumvielfalt in und direkt um den Rebberg erhalten und schaffen
* Berücksichtigung und gezielte Förderung der vorhandenen Werte
* Pflege, u. a. auf ein permanentes Blütenangebot achten (siehe Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Artenvielfalt_im_Rebberg «Artenvielfalt im Rebberg»)
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* So wenig wie nötig. Je weniger Stickstoff-Input, desto günstiger für die Flora-Vielfalt (gezielte Düngung nur im Unterstockbereich (entspricht der Vorgabe für QI))
=== Nützlinge ===
* Raubmilben, Bienen, etc. fördern (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Praxisrelevante_.C3.96kologie Kap. Praxisrelevante Ökologie] und nachfolgend)
== Förderung von ökologisch wertvollen Lebensräumen ==
Die grosse Bedeutung der Lebensraum- und Strukturvielfalt der Rebberge zur Förderung der Biodiversität und der Nützlinge ist im [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Praxisrelevante_.C3.96kologie Kap. Praxisrelevante Ökologie] beschrieben. Hier wird stichwortartig auf die einzelnen Lebensräume eingegangen und auf weitere Informationen verlinkt.
=== Gehölze (Hecken/Feldgehölze, Einzelbüsche und Sträucher, Einzelbäume) ===
=== Wiesen und Ruderalflächen (halboffene und offene Flächen) ===
* Wiesen so selten mähen wie möglich (1 bis 3-Mal pro Jahr) und das Schnittgut abführen, Schnitthöhe > 8-10 cm, Mahd staffeln (vgl. auch [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Praxisrelevante_.C3.96kologie Kap. Praxisrelevante Ökologie]; [[Media:Agrofutura_Rebberge Bewirtschaftung.pdf|Merkblatt Bewirtschaftung, Massnahme M3 (interkantonales Projekt, siehe unten)]]; sehr ausführliche Informationen hat es im [https://biodivers.ch/de/index.php/Gr%C3%BCnland/Erhalt_und_Aufwertung_durch_optimierte_Bewirtschaftung#Nutzungszeitpunkte_und_Nutzungsfrequenz_.28Fl.C3.A4chenebene.29 Grünland-Artikel])
* Neue Wiesen spontan begrünen lassen oder [https://www.biodivers.ch/de/index.php/Gr%C3%BCnland/Aufwertung_und_Neuschaffung_durch_Direktbegr%C3%BCnung_und_Ansaat direktbegrünen/ansäen] (z. B. Wendezonen).
* Blühstreifen und Ruderalflächen anlegen <!--Verlinken, wenn Artikel Acker, bzw. Ruderalflächen vorhanden ist-->
'''Verschiedene Bereiche'''
* Flächen mit Frühlingsgeophyten regelmässig bearbeiten (siehe oben (Fahrgassen) und [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Fr.C3.BChlingsgeophyten Kap. «Förderung seltener Arten»])
'''Fahrgassen'''
* Alternierende Mahd in jeder zweiten Fahrgasse. Auf derselben Fläche ein Intervall von sechs Wochen einhalten (entspricht der Vorgabe für QI). Schnitthöhe > 8-10 cm. Schnittgut idealerweise abführen.
* Zur Förderung von Wildbienen Blühstreifen anlegen (diese vor dem Einsatz bienengefährlicher Pflanzenschutzmittel mulchen) <!--Verlinken, wenn Artikel Acker vorhanden ist-->
* Die Pflanzenvielfalt von Fahrgassen in Direktzuganlagen nimmt im Laufe der Sukzession ab. Nach ca. vier Jahren herrschen trivialere grasdominierte Bestände vor. Je nach Steilheit der Anlage besteht hier ein Zielkonflikt, da eine gute Grasnarbe die Befahrbarkeit und damit die Sicherheit der Bewirtschaftenden erhöht. Die Qualität kann durch Spaten in einem Intervall von vier Jahren verbessert werden. Auch hier ist das Ziel ein permanentes, möglichst diverses Blütenangebots von mehrjährigen Kräutern (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Praxisrelevante_.C3.96kologie Kap. Praxisrelevante Ökologie]). Versuche mit Übersaat von Klappertopfsamen (''Rhinanthus alectorolophus'') haben gezeigt, dass artenreiche Fahrgassen erhalten werden können.
* Im Rahmen des interkantonalen Ressourcenprojekts (Kantone AG, BL, BE, SH, ZH) «Förderung gefährdeter Flora in Rebbergen» existieren einige Merkblätter zur Anlage von Gassen mit offenem Boden zur Förderung von Zwiebelpflanzen und von begrünten Blumengassen zur Förderung wertvoller Wiesenpflanzen:
** [https://www.dropbox.com/s/6jvbtx01f91kv5m/RP_Reben_Merkblatt_Bewirtschaftung.pdf?dl=0 Merkblatt Bewirtschaftung]
== Förderung seltener Arten ==
Viele Arten der Rebberge sind gefährdet und bedingen, teilweise sehr dringender, Erhaltungs- und Fördermassnahmen (siehe Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Artenvielfalt_im_Rebberg «Förderung seltener Arten» und Listen national prioritären Arten und UZL]). Gemäss «Aktionspläne für National Prioritäre Arten» (2011) sind in den Lebensräumen Rebberg und Acker 249 Arten ausgestorben oder vom Aussterben bedroht.
Zur Förderung der seltenen Arten werden folgende Massnahmen vorgeschlagen:
=== Vögel ===
Wie im [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Artenvielfalt_im_Rebberg Kap. «Artenvielfalt im Rebberg»] erwähnt ist, ist für viele Vögel eine Bodenbedeckung von ca. 50% ideal.
BirdLife Schweiz führt in der Bündner Herrschaft ein [https://www.birdlife.ch/de/content/artenfoerderungsprojekt-buendner-herrschaft Projekt zur Förderung seltener Rebberg Vögel wie Gartenrotschwanzes, Wendehals oder Zaunammer].
= Gefährdung =
Der Einsatz von Pestiziden (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Rebberge#Erhalt.2C_F.C3.B6rderung.2C_Pflege_und_Aufwertung Kap. «Erhalt, Förderung, Pflege und Aufwertung»] ist momentan das grösste Problem für die Flora und Fauna der Rebberge. Weitere Gefährdungen:
* Zerstörung von Strukturen durch Umgestaltung des Rebbergs (z. B. Wechsel von einem terrassierten Rebberg zu einer Anlage mit Direktzug), Flurbereinigung, etc.
* Intensivierung
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