Änderungen

Stillgewässer/Unterhalt

77 Bytes entfernt, 21:16, 13. Mär. 2022
keine Bearbeitungszusammenfassung
| text = Kleingewässer verlanden allmählich und benötigen daher auf die Ziele abgestimmte Unterhaltsmassnahmen. Es wird empfohlen, dabei das [[Media: Beurteilungsschema Gewaaesserunterhalt.pdf|Beurteilungsschema]] zu berücksichtigen.
}}
{{TOC limit|3}}
=Einleitung=
Kleine Stillgewässer verlanden und Nährstoffe reichern sich an (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisrelevante_%C3%96kologie#Nat.C3.BCrliche_Prozesse Natürliche Prozesse]). Durch diesen Prozess verändern sich der Lebensraum und die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren und somit auch das Vorkommen und die Häufigkeiten von angestrebten Ziellebensräumen und -arten. <br />
Über die Biozönose Kleiner Stillgewässer ist meist nur relativ wenig bekannt<!--- (#interner Link auf Grundlagen/Anzahl und Zustand, wenn Umfrage zu Stillgewässer-Inventaren vorliegt)--->. Über die Vorkommen selten untersuchter Artengruppen wie Wasserkäfer, Eintags- und Köcherfliegen oder Schnecken ist in der Regel nichts bekannt. Es ist deshalb empfehlenswert, den Unterhalt wohlüberlegt anzugehen, Unterhaltsgrundsätze zu berücksichtigen und ihn auf die Ziele auszurichten. Mindestens für grössere Gewässer und einen Gewässerverbund soll ein Managementplan <!---(#interne Verlinkung auf Grundlagen/Managementplan, wenn dieses Kapitel vorliegt)---> erarbeitet werden.
}}
Der '''Unterhalt soll auf die Ziele ausgerichtet sein'''<!--- (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisrelevante_%C3%96kologie#Biologie Biologie])--->. Idealerweise geht einem Eingriff eine Bestandserfassung voraus. Da dies aus finanziellen oder zeitlichen Gründen oft nicht möglich ist und sich die Kenntnisse zu den vorhandenen Arten in der Regel auf wenige Artengruppen beschränken<!--- (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisrelevante_%C3%96kologie#Biologie Biologie])--->, ist es wichtig, die Pflege auf Grundsätze abzustützen.
{{Fotos-links-400px
Den '''Unterhalt zeitlich staffeln''': Bei einem Gewässerverbund mit der Weiherpflege rotieren, so dass ein Mosaik an Gewässern in verschiedenen Sukzessionsstadien entsteht <!---(#Link auf Rotationsmodell, wenn dieses aufgeschaltet ist)--->. Falls nur ein Gewässer vorhanden ist, nur einen Teil bearbeiten, denn beim Unterhalt kann man es nicht verhindern, Pflanzen und Tiere zu schädigen. Von den nicht bewirtschafteten Flächen aus können Flora und Fauna die bearbeitete Fläche wieder besiedeln. Bemerkung: In einem Gewässerverbund kann man bei Bedarf jedes Gewässer unterschiedlich unterhalten. Die Massnahmen für das einzelne Gewässer sollen jedoch konstant angewendet werden (s. unten).<br />
'''So viel wie nötig und so wenig wie möglich unterhalten. Unordnung zulassen'''.<br />
'''Den Unterhalt der Weiherumgebung und des Landlebensraums schonend vornehmen'''. Zur [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Mahd Mahd des Uferbereichs siehe unten].<br />
Im Schwankungsbereich des Wassers vorsichtig arbeiten und auf Kleinstrukturen Rücksicht nehmen.<br />
'''Konstanz im Management''': Arten sind an gewisse Bedingungen angepasst. Die einen bevorzugen permanente Gewässer, andere möglichst vegetationsarme Tümpel, wieder andere eher kühle Gewässer. Die Charakteristik lässt sich über den Unterhalt und das Management oft beeinflussen oder gar steuern.<br />
Die Autoren von «the Pond Book» <!---(siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Literaturempfehlungen Literaturempfehlung])---> haben ein [[Media: Beurteilungsschema Gewaaesserunterhalt.pdf|Beurteilungsschema]] zum Unterhalt erarbeitet, welches auf die Situation eines Gewässers eingeht und einen pragmatischen Weg geht zwischen Nichtstun und überlegtem Handeln. Wir haben dieses übersetzt und geringfügig abgeändert, d. h. an die Situation in der Schweiz angepasst. Angesichts der bei uns oft nur spärlich vorhandenen biologischen Daten zu kleinen Stillgewässern wird empfohlen, nach der vorliegenden Beurteilungshilfe vorzugehen.
'''Der beste Zeitpunkt für die Weiherpflege ist im Herbst'''. Dann halten sich am wenigsten Tiere im Gewässer auf. Gleichzeitig sind die Temperaturen im Herbst noch hoch genug, so dass die verbliebenen Tiere noch aktiv sind und der Störung ausweichen können. Je nach Witterung ist die Zeitspanne zwischen Ende September und Ende Oktober ideal.<br />
{{Fotos-links-600px
| bilddatei = Flachwasserweiher JanRyser 96 dpi.jpg
| text = Neu gestaltetes Gewässer, das in den nächsten Jahren nur wenig Unterhaltsbedarf hat. Von Anfang an wichtig ist das [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Umgang_mit_Neobiota_und_invasiven_Arten Management unerwünschter Arten wie Neophyten oder schnellwachsender Arten].
}}
}}
* Bereits bei [https://biodivers.ch/de/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Bau_von_Gew%C3%A4ssern#Projektierung Planung und Bau eines Gewässers ] muss man sich Überlegungen zum Unterhalt machen<!---(#interner Link auf Anlage neuer Gewässer/Projektierung)--->.
* '''Je kleiner ein Gewässer ist, desto häufiger drängen sich Pflegemassnahmen auf'''. In Gartenteichen mit einem geringen Wasservolumen beugt ein regelmässiges Entfernen der abgestorbenen Unterwasserpflanzen oder des eingetragenen Laubes einem Sauerstoffmangel in den Wintermonaten und einer raschen Eutrophierung vor.
* In der Regel ist Unterhalt nur alle paar Jahre nötig.
* In den ersten Jahren nach dem Bau ist in der Regel kein Unterhalt notwendig. Jährlich geprüft werden sollen hingegen Vorkommen von Neophyten (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Umgang_mit_Neobiota_und_invasiven_Arten Kapitel Umgang mit Neobiota und invasiven Arten]). Anders präsentiert sich die Situation bei '''Pioniergewässern''', wo das Aufkommen von Vegetation verhindert werden muss. Hier lohnt sich eine regelmässige Pflege, z. B. das Zupfen von Weidenschösslingen und das Ausreissen von Schilf (''Phragmites australis'') und Breitblättrigem Rohrkolben (''Typha latifolia'') schon ab dem ersten Jahr. Es muss danach konsequent jährlich weitergeführt werden. * Kleine Gewässer sind in den ersten Jahren nach dem Erstellen oft in einem Ungleichgewicht mit unerwünschtem Massenauftreten gewisser Wasserpflanzen, z. B. Kleine Teichlinse (''Lemna minor''). Ein Gleichgewicht stellt sich nach gewisser Zeit ein, hier ist Geduld gefragt. Schnelles Handeln ist hingegen beim Auftreten unerwünschter Arten notwendig (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Umgang_mit_Neobiota_und_invasiven_Arten Kapitel Umgang mit Neobiota und invasiven Arten]).
* Vor den Unterhaltsarbeiten abklären, ob das Gewässer eine Abdichtung aufweist, da diese bei den Arbeiten beschädigt werden könnte.
{{Fotos-links-600px
| bilddatei = Stillgewaesser_Galerie21.png
| text = Die Fotoserie zeigt Bilderserie dokumentiert den Zustand und die Entwicklung Dynamik eines kleinen Stillgewässers im Jahr 2010 neu angelegten Gewässers aufVerlauf von sieben Jahren (von oben links nach unten rechts) zu verschiedenen Jahreszeiten und nach mehreren Pflegeeingriffen.
}}
<!--- Im Bericht (Wildermuth, H., 2017. Die Libellenfauna (Odonata) zweier neu angelegter Wiesenweiher – Sukzession, Prädation, Manipulation. Libellula 36, 109–134) werden die Entwicklung von zwei gleichzeitig neu geschaffenen Weihern, die Entwicklung der Libellenfauna und die ausgeführten Unterhaltsmassnahmen im Zeitraum von 2012 bis 2018 beschrieben. ''Bemerkung: In der Legende war der Hinweis auf den Bericht, der wegen der > 10 MB nicht hochgeladen werden.''-->
===Manueller Unterhalt===
{{Fotos-links-600px
| bilddatei = Zivis TorfstichregStillgewaesser Galerie29.Egelsee.2010.HWildermuth.DSCN2428 Kopie 96 dpi.JPGpng
| text = Schonender Unterhalt durch Arbeiten von Hand
}}
Bei der Arbeit von Hand eignen sich als Werkzeuge je nach Situation Rechen, Harken, Gabeln, etc. Gewisse Pflanzen, z. B. der Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia) können von Hand ausgerissen werden (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Umgang_mit_Neobiota_und_invasiven_Arten Kapitel Umgang mit Neobiota und invasiven Arten]).<!---Im Praxisbeispiel «Rotationsmodell» (#interner Link, wenn der Artikel aufgeschaltet ist) wird v. a. auf den manuellen Unterhalt eingegangen. Es enthält u. a. eine Werkzeug- und Materialliste. --->
{{Fotos-links-800px
| bilddatei = Stillgewaesser_Galerie29.png
}}
Bemerkung: Die Autoren von „The Pond Book“ <!---(siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Literaturempfehlungen Literaturempfehlung]) --->finden es löblich, Pflanzenmaterial am Ufer zu belassen, um den Tieren das Herauskriechen zu ermöglichen, meinen aber, dass davon nur die robusten profitieren, die empfindlichen oder langsamen wie Schnecken, Eintagsfliegen, Kleinlibellen aber nicht überleben. Wenn, dann schlagen sie das Auswaschen der Pflanzen im Wasser vor. Sie betonen vor allem auch, dass durch das Entfernen von Pflanzen ihr Lebensraum eliminiert wird. Melden Sie ihre eigenen Erfahrungen zum Zwischendeponieren an info@biodivers.ch.
==Mahd==
Die Beweidung wird auf dieser Webseite zu einem späteren Zeitpunkt vertieft abgehandelt, da diese für verschiedene Lebensräume relevant ist, insbesondere für das Grünland. Momentan wird darauf deshalb erst summarisch eingegangen. Bei Beweidungsprojekten ist grundsätzlich der Beizug von erfahrenen Fachpersonen zu empfehlen.<br />
<!---Darauf hinweisen, wenn dieses vorliegt: Es gibt ein Praxisbeispiel zur Beweidung im Neeracherried (#Link). Dort wird zwar hauptsächlich ein Flachmoor beweidet, die Weide grenzt aber auch an Gewässer.---><br />
In den beiden umfangreichsten Werken zu kleinen Stillgewässern («The Pond Book» und «Mares et étangs») <!---(siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Literaturempfehlungen Literaturempfehlung])---> wird auf Folgendes hingewiesen:
* Geeignet sind Rindvieh und Pferde, ungeeignet sind Schafe wegen ihrer Art des Fressens und weil sie nicht in die Gewässer gehen (Verbuschungsgefahr)
* Ein Weidemanagement ist wichtig:
==Gehölze==
Gehölze bieten Strukturen und viele Arten profitieren von einem gewissen Gehölzanteil<!---[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Geh.C3.B6lze]--->, teilweise sind sie wichtiger Lebensraum. So legt z. B. die Westliche Weidenjungfer (''Chalcolestes viridis'') ihre Eier in Weidenzweige. Wurzelstöcke bieten Unterschlupf und Überwinterungsplatz.
Leitlinien für den Gehölzunterhalt:
* Grundsätzlich soll der Gehölzunterhalt in kleinen Etappen, verteilt über mehrere Jahre, ausgeführt werden. Starke Eingriffe sollen unterlassen werden.
* Wenn es im Landlebensraum nur eine geringe Bestockungsdichte gibt, dann diese nicht verringern (vgl. Angaben zum optimalen Waldanteil im Kapitel Gehölze (in Erarbeitung))<!---[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Geh.C3.B6lzeoptimalen Waldanteil im Kapitel Gehölze]--->).
* Alte Gehölzbestände (> 50 Jahre) nur zurückhaltend unterhalten. Vorgängig Bestand erfassen. Bei jüngeren Gehölzbeständen (< 20 Jahre) ist etwas weniger Vorsicht geboten.
* Beim Unterhalt v. a. Weiden (''Salix. sp.'') und ev. Erlen (''Alnus sp.'') fördern/bevorzugen (hydro- und hygrophile Pflanzen). Bei den Erlen beachten, dass sie auch gerne Riedwiesen besiedeln und dort unerwünscht stark aufkommen können<!---(#interner Link auf Feuchtgebiete, wenn dieser vorliegt)--->.
* Ausreissen von Wurzelstöcken im Winter unterlassen, da Tiere darin überwintern könnten (u.a. Kammmolch). Diese Arbeiten im Herbst durchführen (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Grunds.C3.A4tze Grundsätze]).
Viele Hinweise zur Gehölzpflege liefert auch der [https://www.biodivers.ch/de/index.php/Hecke/Unterhalt_und_Pflege Heckenartikel]. Der Hauptunterschied ist, dass in Gewässernähe feuchte- und nässeliebende Sträucher und Bäume bevorzugt werden sollen. <!---(wenn vorliegend: #interner Link auf Gehölzliste)--->
}}
Ausbaggern ist ein starker Eingriff in ein Gewässer, je nach Situation der Ziellebensräume und -arten aber notwendig. Vorgängig soll eine Bestandserfassung gemacht werden. Wichtig ist ein gestaffeltes Vorgehen (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Grunds.C3.A4tze Grundsätze]). Wenn in ein Gewässer Nährstoffe einfliessen, soll nur dann ausgebaggert werden, wenn gleichzeitig die Nährstoffquelle eliminiert wird.
Beim Ausbaggern soll man folgendes beachten:
* Falls das Gewässer abgedichtet ist, sind die Möglichkeiten des Ausbaggerns eingeschränkt (bei dicker Substratauflage möglich, bei dünner problematisch)
* Ist die Massnahme notwendig oder gibt es manuelle Alternativen?
* Beim Ausbaggern die Strukturvielfalt und Morphologie eines Gewässers beachten und nach Möglichkeit verbessern (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisrelevante_%C3%96kologie#Morphologie Morphologie])
* Bei einem Baggereinsatz braucht es Vorabklärungen zu Zufahrtswegen, Art und Grösse des Baggers (Raupenbagger erforderlich? Reichweite? Bodenbelastung?) Materialdepots und -entsorgung
* Zu bearbeitende Flächen und Tiefen festlegen
* Gute Baubegleitung und erfahrene Baggerführer sind wichtig.
* Wie dringend ist der Einsatz? Hat man Zeit und lohnt es sich allenfalls, (im Fall eines nicht regulierbaren Gewässers) einen trockenen Herbst mit tiefem Wasserstand abzuwarten? Ablassbare Gewässer im trockenen Zustand bearbeiten.
* Temporäre Gewässer nicht in permanente Gewässer umwandeln, z. B. Weiher im Schwankungsbereich des Grundwassers (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Grunds.C3.A4tze Grundsätze]).
<!---
==Unterhalt mit einem Wasserfahrzeug==
<!---Abbildung: Beispiel eines Pflegeplans -> 2. Priorität--->
Für den Unterhalt im Landlebensraum soll ein Pflegeplan erarbeitet werden. Dabei sollen die Ansprüche der Stillgewässer-Arten an den Landlebensraum berücksichtigt werden, z. B. bezüglich Besonnung oder Gehölzanteil (der Laubfrosch braucht ausserhalb der Laichzeit z. B. besonnte Büsche). Die Ansprüche der Libellen an den Landlebensraum können im entsprechenden [https://www.biodivers.ch/de/index.php/Libellen#Landlebensr.C3.A4ume Artikel] nachgelesen werden.<br />
Wichtig sind Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten in [https://www.biodivers.ch/de/index.php/Kleinstrukturen Kleinstrukturen<!--- Link auf Artikel wenn vorliegend--->, eine kleinräumige und gestaffelte Nutzung sowie die beschriebenen [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Grunds.C3.A4tze Grundsätze].
=Regelmässiges Ablassen=
}}
In der [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisrelevante_%C3%96kologie#Hydrologie Praxisrelevanten Ökologie] wird auf die hydrologisch verschiedenen Gewässertypen eingegangen. Das in der Natur oft vorkommende Austrocknen von Kleingewässern lässt sich bei regulierbaren Gewässern imitieren. Dabei lässt sich die Dauer von «bespannten» (= mit Wasser) und trockenen Phasen auf die Ansprüche der Ziellebensräume und -arten abstimmen. Bei Gewässern für Pionierarten ist das regelmässige Ablassen zwingend, um Prädatoren und Konkurrenten zu reduzieren. Eine Anwendungsform davon ist das seit Jahrhunderten traditionelle «Wintern» und «Sömmern» von (Fisch-)Teichen.Anpassungen an der Wasserführung sollen mit Bedacht und auf Ziele ausgerichtet erfolgen (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Grunds.C3.A4tze Grundsätze]).
==Wintern und Sömmern von Gewässern==
Beim «Wintern» ist der Weiher im Herbst/Winter von Oktober/November bis Februar/März abgelassen, beim «Sömmern» während bis zu 18 Monaten, von Oktober/November bis Februar/März des übernächsten Jahres.
Das „Wintern“ wird i. d. R. alle paar Jahre durchgeführt, während das Sömmern in einem Turnus von mehr als 10 Jahren erfolgt. Das „Wintern“ erfolgt primär zum Abfischen, das „Sömmern“ dient der Reduktion des Pflanzenbestands und der Auflandung (beim Sömmern wird oft ein Teil des Sediments entfernt).
Viele regulierbare Gewässer werden während des Winters regelmässig abgelassen. Dies erfolgt insbesondere auch bei [https://biodivers.ch/de/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Fischzucht_und_Naturschutz Fischzuchtgewässern<!---(#Link auf Grundlagen/Fischzucht und Naturschutz)--->]. Daran angepasste Pflanzen und Tiere profitieren von dieser Massnahme (Bemerkung: natürlicherweise sind viele Gewässer temporär und vor allem im Sommer und Herbst trocken<!--- (#interner Link auf Grundlagen, wenn Angaben zu Häufigkeit temporärer Gewässer vorhanden sind, Kap. Kantonale Informationen)--->. Das Ablassen über den Winter zerstört Blätter und Sprosse der Pflanzen, nicht aber die Wurzeln. Wichtig ist die Konstanz des Unterhalts, d. h., dass immer dieselben Gewässer abgelassen werden (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Grunds.C3.A4tze Grundsätze]).
<!--- In der Bildlegende Link auf Grundlagen/Fischzucht und Naturschutz)--->
{{Fotos-links-600px
| bilddatei = IMG_3196 96 dpi.JPG
| text = Ein teilweise [https://biodivers.ch/de/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Fischzucht_und_Naturschutz gesömmerter Weiher in der «Dombes» in Frankreich<!---#Link auf Grundlagen/Fischzucht und Naturschutz, wenn vorhanden--->. Durch das Ablassen werden Pflanzen komplett zerstört, auf den nackten Sedimenten können sich aber seltene einjährige Pflanzen ansiedeln. Dank des riesigen Gewässernetzes hat dieser Unterhalt keine nachteiligen biologischen Auswirkungen – im Gegenteil: Es handelt sich um eine ökologisch sehr wertvolle und biologisch vielfältige Landschaft.
}}
==Alternativen zum Unterhalt==
In „The Pond Book“<!---(siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Literaturempfehlungen Literaturempfehlung])---> machen die Autoren eine pointierte Aussage: „Die Anlage neuer Gewässer ist die beste Methode des Gewässerunterhalts.“
Diese Alternative ist aus verschiedenen Gründen überlegenswert:
* Früher gab es viel mehr Gewässer und die natürliche Entstehung von neuen Gewässern ist heute durch die anthropogene Landschaftsnutzung kaum mehr möglich.
* Unterhaltsarbeiten werden oft ohne ausreichendes Wissen über das biologische Inventar ausgeführt.
* Gewässerverbund und Gewässernetze sind wichtig für den Naturschutz.
Für einen Entscheid sind letztendlich die guten Kenntnisse eines Gewässers und die angestrebten Ziele ausschlaggebend. In einem Gewässerverbund hat man idealerweise alle Verlandungsstufen nebeneinander und kann dadurch eine möglichst grosse Artenvielfalt gewährleisten (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisrelevante_%C3%96kologie Praxisrelevante Ökologie]).<br />Die Autoren von «Landschaftspflegekonzept Bayern, Lebensraumtyp Stehende Kleingewässer»<!---(siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Literaturempfehlungen Literaturempfehlung])---> meinen, dass <u> natürliche Kleingewässer </u> nicht ausgebaggert werden sollen, während das für <u> anthropogene </u> begründbar und sinnvoll sei. Torfmoosverlandungszonen schliessen sie von Massnahmen ebenfalls aus.<br />
Als Quintessenz aus der Aussage in «The Pond Book» kann man «das Eine tun (Unterhalt) und das Andere nicht lassen (neue Gewässer schaffen)» und so die Vielfalt erhalten und fördern.
==Unerwünschte Fischbestände beseitigen==
Unnatürliche Fischbestände in bestehenden Gewässern sollen nach Möglichkeit entfernt werden. Eine spezielle Situation besteht in [https://biodivers.ch/de/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Fischzucht_und_Naturschutz traditionellen Fischzuchtgebieten<!--- (#interner Link auf Grundlagen/Fischzucht und Naturschutz)---> und in Projekten, bei denen Fischerei und Naturschutz kombiniert werden<!--- (wenn vorhanden #interner Link auf Rottal-Projekt)--->.<br />
Unerwünschte Fische loszuwerden ist nur möglich, wenn das Gewässer abgelassen oder vollständig abgepumpt und eine Zeit lang trockengelegt werden kann (Fische müssen dabei abgefischt werden). Ansonsten kann der Fischbestand z. B. durch Abfischen reguliert, aber nicht eliminiert werden. Beispiele dazu werden zu einem späteren Zeitpunkt erarbeitet. Solche Massnahmen sollen zusammen mit den zuständigen Behörden [http://www.fischereiaufseher.ch/liensDE.html (Fischereiaufseher)] organisiert werden.<br />
Eine dichte Unterwasservegetation, ausgedehnte Flachwasserbereiche und isolierte, seichte Bereiche bieten Kleintieren Schutz und Deckung vor Prädatoren wie den Fischen. Solche gestalterischen Massnahmen oder ein neues Gewässer bieten sich deshalb als mögliche Alternativen zum Abfischen an.<br />
===Schilf (''Phragmites australis'') und Breitblättriger Rohrkolben (''Typha latifolia'') ===
Schilf ist dort willkommen, wo es wasserständiges Röhricht bilden kann, d. h. in Stillgewässern von mehr als etwa ¼ ha Fläche<!--- Woher habe ich diese Angabe?: und mindestens 2 m Höchsttiefe--->. An solchen Gewässern ist Schilf günstig für bestimmte Tierarten (z. B. Teichrohrsänger (''Acrocephalus scirpaceus''), Früher Schilfjäger (''Brachytron pratense'')). In kleineren Gewässern hingegen überwuchert es die Wasserfläche in kurzer Zeit, das Habitat verliert dadurch viel von seinem biologischen Wert. Deshalb muss Schilf zurückgebunden bzw. bekämpft werden, am besten von Anfang an. Dasselbe gilt für den Breitblättrigen Rohrkolben.<br />
Schilf (''Phragmites australis'') kann mit [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Manueller_Unterhalt Unterwassermahd] reduziert werden. Je nach Dichte einmal (im Spätsommer/Herbst) oder zweimal (im Juni und Herbst) pro Jahr. Es besteht eine gewisse Gefahr, dass Tiere durch die Mahd verletzt oder getötet werden. Je nach Situation ist [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Ausbaggern Ausbaggern] erforderlich. Bei geringer Dichte kann er gejätet werden.<br />
Da der Breitblättrige Rohrkolben (''Typha latifolia'') nur oberflächlich wurzelt, kann er ausgerissen oder gejätet werden. Die Bekämpfung muss jährlich erfolgen. Im Falle starken Bewuchses ist Ausbaggern notwendig. <br />
In Gewässern, in denen diese beiden Arten unerwünscht sind, gilt: «Wehret den Anfängen». Je früher man eingreift, desto geringer ist der Aufwand.
===Beurteilungsschema===
--->
= Weitere Artikel Kapitel zu den Stillgewässern =* [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser Allgemeines]* [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisrelevante_%C3%96kologie Praxisrelevante Ökologie]<!---* [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Erhalt,_F%C3%B6rderung_und_Aufwertung Erhalt, Förderung und Aufwertung]---><!---* [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Bau_von_Gew%C3%A4ssern Bau von Gewässern]---><!---* [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Bautypen_und_technische_Einrichtungen Bautypen und technische Einrichtungen]---><!---* [https://www.biodivers.ch/en/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt Unterhalt]---><!---* [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen Grundlagen]---><!---* [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisbeispiele Praxisbeispiele]--->
= Autoren =
| || [https://www.skwag.ch/ Daniel Treichler] || [http://www.skwag.ch/ SKW AG Garten und Landschaft]
|-
| Publikation || colspan="2" | April Mai 2020
|}
<br />
1.639
Bearbeitungen