Surfaces rudérales

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Ruderalflaeche 96 dpi.JPG
Texte Verein biodivers
Publication Décembre 2022




Das Wesentliche kompakt

Lebensraum Ruderalflächen kompakt – ausgewähltes Wissen in Kurzform
Erfolgsfaktoren für die Anlage einer Ruderalfläche
  • Mageres Substrat (Wandkies aus einer Kiesgrube) von mindestens 30 cm Mächtigkeit
  • Sonnige, trockene Lage
  • Bepflanzung: a) nichts machen, b) Ansaat von Samen aus der Umgebung, c) Ansaat von gekauftem Saatgut, d) Topfpflanzen einsetzen, e) Kombination der Massnahmen b) bis d)
  • Keine Bewässerung, ausser in sehr trockenen Sommern wie 2018 oder 2022
  • Geduld: Eine Ruderalflur braucht Zeit für ihre Entwicklung
Was muss bei der Pflege beachtet werden?
  • So wenig wie nötig und schonend pflegen
  • Am Anfang braucht es keine Pflege (ausser Neophyten entfernen), ansonsten an die Entwicklung anpassen und auf Ziele abstimmen: Jäten, Gehölze entfernen, Mahd
  • Von Anfang an regelmässiges Ausreissen von Neophyten
Aufwertung, Sanierung
  • Stark bewachsene Flächen in den Ausgangszustand zurücksetzen (sanieren)
  • Die Fläche mit Kleinstrukturen und naturnahen Elementen in der Umgebung (z. B. Niederhecken) aufwerten.
Weitere Informationen

Einleitung

In diesem Artikel wird auf die Anlage und den Unterhalt von Ruderalflächen eingegangen, wie sie seit einiger Zeit insbesondere im Siedlungsgebiet angelegt werden. Diese Lebensräume waren früher entlang der Bäche und Flüsse weit verbreitet. Sie wurden durch die Dynamik des Wassers immer wieder neu geschaffen. Für solche Ruderalfluren eignen sich z. B. Verkehrsbegleitflächen, Wege, Sitz- oder Spielplätze, der eigene Garten, Schulhausareale, etc.

In einem separaten Artikel wird auf Pionierflächen im Allgemeinen eingegangen. Den Abbaugebieten widmet sich ein eigener Artikel.

Anlage

Ziele

Mit der Anlage einer Ruderalfläche soll ein artenreicher, von Krautpflanzen bewachsener Lebensraum geschaffen werden mit geringer Bodenbedeckung und einem während des Sommerhalbjahres permanenten Blütenangebots für Insekten (vgl. Artikel Pionierflächen). Je nach Standort können zusätzlich ästhetische Ziele verfolgt werden (z. B. im Umfeld eines öffentlichen Gebäudes oder im Aussenraum von Wohnsiedlungen).

Anlage

Standortwahl

Der Standort für die Anlage einer mageren Ruderalfläche sollte ganzjährig sonnig sein. Bodenbewohnende Tiere profitieren so optimal von der Bodenwärme. Es eignen sich vor allem ebene Standorte, von wo das Wasser gut ablaufen kann. Von Standorten in Mulden und Senken sollte abgesehen werden. Auch leicht geneigte Standorte (vor allem südexponierte) eigenen sich bestens. Ruderalstandorte an Nordexposition sind zwar grundsätzlich möglich, aber zweite Wahl, weil das Lebensraumpotenzial (sonnig, warm, trocken) nicht vollständig ausgenutzt werden kann. Bei einer Lage direkt neben Gebäuden profitieren die wärmebedürftigen Pflanzen und Tiere von der Abstrahlung der Hauswände. Den vor Regen geschützten Bereich direkt an der Hauswand benutzen trockenheitsadaptierte Pflanzen und im Boden lebende Insekten wie diverse Wildbienenarten oder der in kleinen Bodentrichtern jagende Ameisenlöwe.

Allenfalls müssen bei der Anlage von Ruderalflächen im Strassenverkehrsbereich Sicherheitsaspekte (Sichtbereiche und Lichtraumprofile) mitberücksichtigt werden Im Kanton Zürich, zum Beispiel, dürfen Pflanzen im Sichtbereich eine Höhe von 80 nicht überschreiten (Strassenabstandsverordnung, § 16). Einige typische Ruderalpflanzen (Königskerzen, Karden) können aber deutliche über einen Meter gross werden. Anbieter von Saatgut können bei Bedarf eine geeignete Saatgutmischungen zusammenstellen.

Substrat

Das Substrat soll mager (also nährstoffarm) sein und Feinanteile (Sand, Schluff) enthalten (der Feinanteil bindet die wenigen verfügbaren Nährstoff- und Wasserreserven). In den meisten Fällen eignet sich dafür sogenannter ungewaschener Wandkies, welcher in Gruben direkt ab Wand genommen wird. Dieser kann direkt bei Betreibern von Kiesgruben oder bei Werkhöfen von Gemeinden bezogen werden. Es soll darauf geachtet werden, dass das Material möglichst aus der Region stammt. Nicht geeignet sind:

  • Material von Baustellen
  • Humus (enthält viel zu viele Nährstoffe)
  • Rezykliertes Kies

Tabelle: Korngrössen (Quellen: IG Lehm und Wikipedia; https://fr.wikipedia.org/wiki/Grosseur_de_grains)

Substrat Grösse
Steine > 63 mm
Kies 2 bis 63 mm
Sand 0,063 bis 2 mm (feiner Sand, mittlerer Sand, grober Sand)
Schluff 0,002 bis 0,063 mm
Ton < 0,002 mm

Anlage

Den Zeitpunkt der Anlage einer Ruderalfläche stimmt man idealerweise mit der Ansaat ab (siehe unten, März oder Herbst). Der erste Schritt ist da Abtragen des bestehenden Bodens auf einer Höhe von mindestens 30 cm, um Humus und unerwünschte Samen zu entfernen, dann wird das Substrat eingebracht. Kleinere Flächen im Garten können von Hand abgetragen werden. Den Aushub im Garten für ein Gemüsebeet oder anderweitig vor Ort weiterverwenden. Falls nicht anders möglich auf einer Deponie entsorgen. Das Substrat soll einige Tage Zeit haben sich zu setzen. Wenn das Material verschiedene Korngrössen aufweist, soll das gröbste im Randbereich sein, damit die Fläche von angrenzend möglichst schlecht eingewachsen werden kann. Es ist zudem von Vorteil, die Fläche mit dem Substrat heterogen zu gestalten, denn dies führt zu unterschiedlichen Standortverhältnissen und zu einer höheren Artenvielfalt. Zusätzlich kann man z. B. kleinere Flächen nur mit Sand gestalten. Bei einem Neu- oder Umbau kann man eine Ruderalfläche z. B. durch Verzicht auf die Humusierung anlegen.

Bepflanzung und Ansaat

Eine Ruderalfläche muss grundsätzlich nicht bepflanzt werden. Eine Ansaat mit geeignetem Saatgut ist aber ratsam und nötig für eine schnelle Begrünung. Idealerweise verwendet man dafür lokales, im Spätsommer und Herbst gesammeltes Saatgut von bestehenden Ruderalflächen. Da dies ist nicht immer möglich ist und das Artenspektrum dadurch eventuell eingeschränkt ist, kann zusätzlich eingesät werden. Es sollte sich um ein Ruderalsaatgut mit einheimischen Pflanzen ohne Gräser handeln. Eingesät werden soll im Frühling (März) oder im Herbst oder je hälftig. Geeignetes Pflanz- und Saatgut findet sich z. B. bei folgenden Anbietern:

Geduld ist gefragt
Es braucht etwas Geduld, bis eine Ruderalfläche ihre volle Pracht entfaltet, denn neben den schnell blühenden einjährigen Pflanzen gibt es auch zwei- und mehrjährige Arten, die sich erst etablieren müssen und oft erst ab der zweiten Vegetationsperiode blühen.

Wer schon im ersten Jahr eine grosse Blütenpracht möchte, kann die Fläche bepflanzen, indem im Frühling oder Herbst in Töpfen aufgezogene Pflanzen direkt in das Substrat eingepflanzt werden (Dichte von etwa 1 bis 2 Pflanzen pro m2). Ansaat und Bepflanzung lassen sich gut kombinieren. Dies hat den Vorteil, dass man bereits im ersten Jahr einen schönen Blühaspekt hat. (Wichtig: Zuerst Einpflanzen, dann Ansäen).

Von einer Bewässerung ist abzusehen, weil ansonsten Pflanzen gefördert werden, die nicht der Zielvegetation einer Ruderalfläche entsprechen. Erfahrung im Sommer 2018 zeigten, dass in sehr trockenen Sommern eine Bewässerung nötig sein kann, da selbst an solche Bedingungen angepasste Pflanzen eingehen können. Ohne zusätzliche Bewässerung hätte sich die Ruderalvegetation vermutlich durch das Reservoir am ausgebrachten Saatgut ebenfalls eingestellt, jedoch verzögert und mit gewissen Abstrichen in Ästhetik und Artenvielfalt in den ersten Jahren.

Pflege

Die Pflege orientiert sich an der in der Natur regelmässigen Störungen offener Flächen, z. B. durch Hochwasser an Fliessgewässern. Dank der Pflege kann der ökologische Wert erhalten und gefördert werden. Die sehr unterschiedliche Wüchsigkeit von trockenen, bzw. feuchten Ruderalflächen ist bei der Pflege zu berücksichtigen. Im ersten Jahr braucht es in der Regel keine Pflege (aber eine Kontrolle wegen Neophyten).

Pflegegrundsätze:

  • Die Pflege soll sich am Ziel orientieren.
  • So wenig wie nötig pflegen.
  • Auf «jungen» Ruderalflächen nichts machen oder bei Bedarf Pflanzen im Frühjahr zurückschneiden oder sich stärker ausbreitende Pflanzen jäten.
  • «Ältere» Ruderalflächen entwickeln sich in Richtung Wiese, die gemäht werden muss. Dabei nie alles aufs mal pflegen, immer mindestens ein Drittel stehen lassen (Insekten überwintern z. B. in Pflanzenstängeln oder unter Blättern. Vom Samenangebot ernähren sich die Vögel).
  • Schnittgut drei bis vier Tage liegenlassen
  • Schonende Mahd ausserhalb der Vegetationszeit, nicht Mulchen (z. B. kein Einsatz von Rotationsmähwerken; siehe « Faunafreundliche, schonende Mahd und Ernte»)
  • Regelmässige Kontrolle und Entfernen von invasiven Neophyten (von Mai bis September alle 4 bis 6 Wochen) und Gehölzpflanzen (1-Mal pro Jahr im Winter)
  • Kein Einsatz von Düngern und Pestiziden

Sich unerwünscht stark ausbreitenden Pflanzen können mit einer Hacke oder einem Pickel entfernt werden. Solche kleinen Störungen verzögern eine aufwändigere Sanierung. Es ist auch möglich, auf die Pflege ganz zu verzichten (Neophytenkontrolle sollte trotzdem noch sein) und erst mit einer Sanierung (siehe nachfolgend) wieder einzugreifen.

Sanierung

Durch Regen, Laubfall oder Nährstoffeintrag durch die Luft werden Ruderalflächen mit der Zeit nährstoffreicher, der Bewuchs mit Pflanzen nimmt zu, die Artenzusammensetzung verändert sich und der Pflegeaufwand steigt. Um eine solche Fläche in den Ausgangszustand zurückzuversetzen, müssen die obersten paar Zentimeter mit einem Bagger abgetragen und ev. neues Material aufgebraucht werden. Die Fläche soll wieder angesät oder bepflanzt werden. Idealerweise staffelt man eine solche Sanierung, damit man auf engem Raum verschiedene Entwicklungsstadien nebeneinander hat. So kann jeweils Saatgut von der Nachbarfläche genommen werden oder die Pflanzen können die Fläche von selbst wiederbesiedeln.

Tabelle: Zusammenfassung der Pflege- und Sanierungsmassnahmen

Massnahme Zeitpunkt Intervall Bemerkung
Keine Pflege «junge» Flächen (siehe oben)
Störung (Jäten) Oktober bis März Nach Bedarf Sich stark ausbreitende Pflanzen entfernen
Mahd Herbst oder früher Frühling (März) Wüchsige Standorte: 1-Mal pro Jahr; magere Standorte: alle 2(-3) Jahre
Gehölze entfernen Oktober bis März 1x/Jahr Gehölze mitsamt Wurzeln ausreissen
Sanierung Alle 5-15 Jahre Wüchsige Standorte: alle 5-10 Jahre, Magere Standorte: alle 10-15 Jahre

Aufwertung

Ruderalflächen können sehr einfach mit Kleinstrukturen wie Stein- oder Asthaufen oder Holzbeigen aufgewertet werden. Ruderalflächen sind in einem Lebensraumverband mit anderen naturnahen Elementen besonders wertvoll. Angrenzend kann die Strukturvielfalt z. B. durch die Pflanzung langsam wüchsiger Arten wie Heckenrosen (Rosa ssp.), Schwarz- oder Weissdorn (Prunus spinosa, Crataegus ssp.) erhöht werden.

Gefährdungen

  • Versiegelung/Überbauung
  • Unsachgemässe Pflege
  • Neophyten
  • Herbizid Einsatz
  • Hohe ästhetische Ansprüche

Literatur