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Wälder

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'''Ökologie''': <br />
[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Lebensraumtypen_des_Waldes_und_Waldgesellschaften Lebensräume des Waldes] <br />Im Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Artengruppen_und_Arten_des_Waldes «Artengruppen und Arten des Waldes»]:
* Informationen zu Pflanzen und Tieren des Waldes
* Baumarten und ihre Häufigkeiten
* Holzvorrat und Stammzahlen
* Unterschied «standortgerecht» – «standortgemäss»
[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Seltene_Geh.C3.B6lze_und_.C3.B6kologische_wertvolle_Baumarten Seltene Gehölze und ökologische wertvolle Baumarten], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Urwald Urwald], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Nutzungsformen_im_Wirtschaftswald Nutzungsformen], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologisch_wertvolle_Strukturen:_Altholz.2C_Totholz.2C_Biotopb.C3.A4ume Altholz, Totholz, Biotopbäume/Habitatbäume] <br />[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Naturschutzstrategien_im_Schweizer_Wald Naturschutzstrategien]:
* Naturnaher Waldbau
* Integration & Segregation
* Natur- und Sonderwaldreservate
[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#St.C3.B6rungsereignisse:_St.C3.BCrme.2C_Br.C3.A4nde Stürme und Brände], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Klimawandel Klimawandel]
'''Erhalt und Förderung''': <br />
[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Allgemeiner_F.C3.B6rderbedarf Übersicht zu den Fördermassnahmen der einzelnen Waldlebensräume und Handlungsbedarf],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Allgemeine_Aufwertungsmassnahmen Allgemeine Aufwertungsmassnahmen],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Waldreservaten Waldreservate],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Lichter_Wald Lichter Wald],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Waldweiden_oder_Wytweiden Waldweiden oder Wytweiden], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Niederwald_2 Niederwald], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Mittelwald_2 Mittelwald], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Selven_2 Selven], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Altholzinseln.2C_Habitatb.C3.A4umen_und_Totholz Altholzinseln, Habitatbäume, Totholz],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#F.C3.B6rderung_von_Kleinstrukturen Kleinstrukturen, z. B. Gewässer, Felsen, Waldstrassensäume; Nistkästen],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_F.C3.B6rderung_von_Auenw.C3.A4ldern Auenwälder],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_F.C3.B6rderung_von_Nass-.2C_Moor-_und_Feuchtw.C3.A4ldern Feuchtwälder]
'''Grundlagen''': <br />
[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Rechtliche_Grundlagen Rechtliche Grundlagen], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Zahlen_zum_Wald:_Forststatistik_und_Landesforstinventar_LFI Zahlen zum Wald: LFI, Forststatistik], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kurzer_Abriss_zur_Wald-_und_Forstgeschichte Geschichte], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#H.C3.B6henstufen.2C_Waldstandorte_und_Pflanzensoziologie Höhenstufen], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#National_priorit.C3.A4re_Lebensr.C3.A4ume_NPL_und_Arten_NPA_im_Wald.2C_Rote_Listen Prioritäre Lebensräume und Arten], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Waldbauliche_Begriffe.2C_Waldstrukturen_und_Bestandesaufbau Waldbauliche Begriffe, Waldstrukturen und Bestandesaufbau], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Standards:_Naturnaher_Waldbau.2C_NaiS.2C_Zertifizierung Naturnaher Waldbau, Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald, Labels], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Waldplanungsinstrumente Planungsinstrumente: Waldentwicklungsplan, Betriebsplan], [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kantonale_Informationen Kantonale Informationen: kantonale Forstdienste, Waldkartierungen],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kosten.2C_Beitr.C3.A4ge Kosten und Beiträge, Programmvereinbarungen],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Gef.C3.A4hrdung_der_Waldbiodiversit.C3.A4t Gefahren],[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Praxisrelevante_Wissensl.C3.BCcken Praxisrelevante Wissenslücken]
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| style="text-align: center; font-size:20px;" |''Lebensraum Wald kompakt – ausgewähltes Wissen in Kurzform''
= Einleitung =
Der im vorliegenden Artikel verwendete Begriff „Lebensraum Wald“ richtet sich <!--grundsätzlich-->nach der Definition von Wald im Bundesgesetz über den Wald <!--(SR 921.0 Waldgesetz, WAG). «Als Wald gilt jede Fläche, die mit Waldbäumen oder Waldsträuchern bestockt ist und Waldfunktionen erfüllen kann. Entstehung, Nutzungsart und Bezeichnung im Grundbuch sind nicht massgebend.». Gemäss Art. 2, Abs. 2-->. Dazu gehören auch Weidwälder, bestockte Weiden und Selven<!--, aber auch unbestockte oder ertraglose Flächen eines Waldgrundstückes, wie Blössen. Hingegen gelten isolierte Baum- und Strauchgruppen, Hecken, Parkanlagen usw. nicht als Wald (Art. 2, Abs. 3)-->. <br />
Nach ökologischen Kriterien umfasst somit unser Waldbegriff neben primär baumbestockten Standorten auch Gebüschwald und frühe Sukzessionsphasen des Waldes mit Schlag- und Vorwaldvegetation. Eine Übersicht über die entsprechenden Lebensraumtypen nach Delarze et al. (2015) ist in der nachfolgenden [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologie_des_Waldes Tabelle] zusammengestellt. <br />
Der Waldrand wird in einem separaten Artikel bearbeitet.<br />
Wir möchten mit diesem Artikel allen im und mit dem Wald Beschäftigten und Interessierten aufzeigen, was die wesentlichen [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Praxisrelevante_.C3.96kologie ökologischen Aspekte des Waldes sind] und wie man diese [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Erhalt_und_F.C3.B6rderung fördert]. Im [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Grundlagen Grundlagenkapitel ]sind weiterführende Informationen enthalten. Am Schluss hat es eine Liste der verwendeten [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Literatur Literatur].<br />
In den vergangenen Jahrzehnten ist von allen Beteiligten viel für die Biodiversität im Wald gemacht worden, nichtsdestotrotz gibt es noch grossen Handlungsbedarf. Dieser ist hauptsächlich in der «Strategie Biodiversität Schweiz» und in «Biodiversität im Wald» (Imesch et al. 2015) aufgeführt. Kurz zusammengefasst liegen die Prioritäten bei der Förderung von Strukturen (z.B. gestufte Waldränder, lichte Wälder, feuchte Waldstellen, Wytweiden und Selven), von Alt- und Totholz (u. a. Ausscheidung von Naturwaldreservaten) sowie von seltenen Arten. <br />
Der Artikel enthält keine Vorschläge, wo konkret Massnahmen umgesetzt werden sollen. Diese Aufgabe obliegt den dafür zuständigen Stellen. Wir machen aber gerne auf gute Projekte aufmerksam.
Die Schweiz wäre von Natur aus ein Waldland. Nur gerade Gewässer, flussnahe Auenbereiche, Hochmoorflächen, flachgründige Felspartien oder Lawinenrunsen, sowie (grossflächig) die alpine Höhenstufe sind natürlich waldfreie Flächen und Gebiete. Sonst würde überall Wald dominieren. Ein mannigfaltiger geologischer Untergrund, unterschiedlichste Klimabedingungen und ein formenreiches Relief machen Wald zur vielfältigsten Vegetationsform unserer Landschaften. Er umfasst eine hohe Biodiversität, welche wiederum von einer breiten Vielfalt an Strukturen und Umweltbedingungen abhängig ist.
Für detailliertere Informationen zu diesen spannenden ökologischen Zusammenhängen wird auf die einschlägige Fachliteratur (z.B. Ellenberg, 1996: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen), sowie die im nächsten Unterkapitel vorgestellten Bücher zu den Waldtypen und Waldgesellschaften der Schweiz verwiesen. Einen Einblick in diesen Themenbereich bietet auch das [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#H.C3.B6henstufen.2C_Waldstandorte_und_Pflanzensoziologie Kap. «Höhenstufen, Waldstandorte und Pflanzensoziologie»].
Unter bestimmten Standortsbedingungen (Licht, Wärme, Bodeneigenschaften, Geländeform) entwickeln sich Lebensgemeinschaften mit einer jeweils charakteristischen Komposition von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen. Die Vegetationskunde erforscht diese Zusammenhänge auf der Basis der Pflanzenwelt und hat unter anderem auch Typisierungen geschaffen, bei welcher ähnliche Lebensgemeinschaften mit vergleichbaren Standortsbedingungen als Pflanzengesellschaften bzw. unter Einbezug aller Organismen als Lebensräume definiert sind.
* Gebirgsnadelwälder (Ott, 1997): Dieses Buch beschreibt umfassend die Standortstypen der Gebirgsnadelwälder als Grundlage für ihre waldbauliche Behandlung (Besonderheiten wie Verjüngung oder Stabilitätspflege). Es ist zum Thema Gebirgswälder deshalb ein wertvolles und praxisbezogenes Nachschlagewerk.
In einigen Kantonen existieren umfassende Beschreibungen der Waldstandorte sowie Waldstandortskartierungen, welche auf Waldgesellschaften basieren (vgl. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kantonale_vegetationskundliche_Waldkartierungen_und_Waldbeschreibungen Kap. «Kantonale vegetationskundliche Waldkartierungen und Waldbeschreibungen»].
[https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/liste-national-prioritaeren-arten.html Eine abschliessende Liste mit 121 Waldgesellschaften bildet die Referenz für das Bafu zur Förderung der Biodiversität im Wald]. Auf diese Waldgesellschaften beziehen sich z.B. die [https://www.infoflora.ch/de/lebensraeume/rote-liste.html Rote Liste der Lebensräume der Schweiz] (Delarze et al., 2016) und die [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/liste-national-prioritaeren-arten.html Liste der national prioritären Lebensräume]. Auch die [https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/wald-holz/uv-umwelt-vollzug/praxishilfe_holznutzungundnaturschutzwaldbaulichemerkblaetter.pdf.download.pdf/praxishilfe_holznutzungundnaturschutzwaldbaulichemerkblaetter.pdf Merkblätter «Waldbaulichen Empfehlungen»] zum Einbezug von Naturschutzinteressen bei der Waldbewirtschaftung beziehen sich auf Waldgesellschaften.
In diesem Artikel wird je nach Thema sowohl auf die Lebensraumtypen (TypoCH) Delarze et al. (2015) als auch auf die genauer charakterisierten Waldgesellschaften (Assoziationen) Bezug genommen.
Untenstehende Tabelle (bearbeiteter Auszug aus [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/liste-national-prioritaeren-arten.html Digitale Liste National prioritäre Lebensräume] zeigt, welche Lebensräume des Bereichs «Wald« nach unserer Einschätzung grundsätzlich einen Förderbedarf (ja/nein) aufweisen. Hergeleitet wurde diese Einschätzung aus den Angaben zu Nationaler Priorität, Gefährdungsstatus (Rote Liste), Verantwortung der Schweiz, Regenerationsdauer; sowie wenn [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/ziele-und-massnahmen-wald.html regionaler Handlungsbedarf besteht für Massnahmen gem. Tab. 14 oder Tab. 15] (vgl. genaue Kriterien in Legende unterhalb Tabelle). Im Kapitel [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Erhalt_und_F.C3.B6rderung Erhalt und Förderung] wird darauf eingegangen, wie die einzelnen Lebensraumtypen gefördert werden können.
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Ebenso gross und vielfältig wie das Angebot an Standortsbedingungen, Habitaten und ökologischen Nischen sind die unterschiedlichen Ansprüche der Waldorganismen an den Lebensraum Wald. Neben Generalisten ohne spezielle Bedürfnisse sind es in ihrer Mehrheit Organismen, welche für ihre Existenz auf ganz spezifische Habitatbedingungen angewiesen sind. Solche Ansprüche können sich auf die Bestandesstruktur als Ganzes oder auf einzelne Mikrohabitate beziehen.
Angaben zu den National prioritären Arten und den Roten Listen sind im [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Grundlagen Grundlagenkapitel] enthalten. [https://www.infospecies.ch/de/daten/beziehen.html Info Species] bietet das Abfragen von Daten für verschiedene Artengruppen als wichtige Grundlage für die Planung von Massnahmen im Wald.
===Pilze===
Bekanntere Beispiele von eindrücklichen Baumflechten sind etwa die Echte Lungenflechte (''Lobaria pulmonaria''), welche hauptsächlich in ungestörten Bergwäldern an den Stämmen alter Buchen oder Bergahornen wächst. Oder die spektakuläre Engelshaarflechte (''Usnea longissima''), welche mit bis zu einem Meter langen Girlanden nur an ganz wenigen Orten an alten Fichten in luftfeuchten Gebirgswäldern zu finden ist.
Als zweckmässige Schutz- und Förderungsmassnahmen bieten sich die Ausscheidung von Reservatsflächen bzw. Erhalt und Ausscheidung von Biotopbäumen und Altholzinseln an (vgl. Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Waldreservaten «Ausscheidung und Sicherung von Waldreservaten»] & [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Altholzinseln.2C_Habitatb.C3.A4umen_und_Totholz «Ausscheidung und Sicherung von Altholzinseln, Habitatbäumen und Totholz»].
Das Thema Flechten im Lebensraum Wald mit ihrer Ökologie, ihrem Schutz und ihrer Förderung wird in einem [http://www.biodivers.ch/de/index.php/Flechten separaten Artikel] ausführlich behandelt.
Der Wald ist ein sehr wichtiger Lebensraum für Moose, etwa 40 % aller Moosarten der Schweiz kommen im Wald vor. Verschiedenste Arten besiedeln alle Substrate und Kleinhabitate eines Waldes. Sie wachsen auf dem Waldboden und epiphytisch auf Stämmen und Ästen der Bäume, auf Totholz, sowie in Wäldern mit Felspartien und Schutthalden. Viele Moose haben sehr enge ökologische Ansprüche an ihr Habitat. Neben einem spezifischen Substrat (Borke, Boden, Totholz oder Stein) gilt dies besonders für mikroklimatische oder edaphische Aspekte wie Feuchtigkeit, pH, Nährstoffangebot, Körnung des Bodens oder Gesteinsart. Nadelholz und Laubholz wird sowohl im lebenden Zustand als auch als Totholz oft von verschiedenen Moosarten besiedelt. Deshalb variiert der Moosreichtum bzgl. Artenvielfalt und Deckungsgrad auch sehr stark zwischen den Waldgesellschaften mit ihren unterschiedlichen Standortbedingungen. Laubwälder mit mittleren Standortbedingungen weisen vor allem am Boden oft wenig Moosvegetation auf, insbesondere wenn die Laubstreu nur langsam abgebaut wird. Wälder mit hoher Luftfeuchtigkeit beherbergen besonders viele Epiphyten, darunter auch sehr seltene Arten. Andere Moose wiederum ertragen hohe Trockenheit, benötigen dafür viel Licht und Wärme oder sind auf offene Rohböden angewiesen. Wie auch für Flechten oder viele spezialisierte Tiergruppen sind alte, wenig gestörte oder ungenutzte strukturreiche Wälder mit viel stehendem und liegendem Totholz auch für Moose besonders wertvolle Habitate.
Die Förderung und der Schutz von Moosen und Moosvegetation muss somit unterschiedliche Strategien verfolgen. Einerseits braucht es eine weitere Förderung des Totholzangebotes, den Erhalt von grossen alten Bäumen als Biotopbäume in genügender Dichte und die vermehrte Ausscheidung von Altholzinseln und Naturwaldreservaten (vgl. Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Waldreservaten «Ausscheidung und Sicherung von Waldreservaten»] & [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Altholzinseln.2C_Habitatb.C3.A4umen_und_Totholz «Ausscheidung und Sicherung von ökologischen Ergänzungsflächen»]).Andererseits sind lichte Wälder mit offenen Bodenstellen zu fördern oder wieder einzurichten (vgl. Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_Pflege_von_besonderen_Bestandesstrukturen «Ausscheidung, Sicherung und Pflege von besonderen Bestandesstrukturen»]).
Das Thema Moose (Ökologie, Lebensraum Wald, Schutz und Förderung) wird in einem separaten Artikel ausführlich behandelt:
Die [https://www.swissbryophytes.ch/index.php/de/ Webseite «Swissbryophytes»] bietet umfassende Informationen zum Thema Moose, insbesondere auch Beschreibungen, Bilder, Verbreitungskarten und Hinweise zum Schutz für alle Moosarten der Schweiz.
Angaben zu typischen Moosarten in den einzelnen Waldtypen und Waldgesellschaften finden sich in Delarze et.al. (2015) in den kantonalen Waldstandortsbeschreibungen (vgl. Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kantonale_vegetationskundliche_Waldkartierungen_und_Waldbeschreibungen «Kantonale vegetationskundliche Waldkartierungen und Waldbeschreibungen»]) und in der Literatur zur Wald-Pflanzensoziologie.
Literatur & Links:
Schutz- und Fördermassnahmen:<br />
Da im [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Erhalt_und_F.C3.B6rderung Kapitel «Erhalt und Förderung»] nicht weiter auf spezifische Schutz- und Fördermassnahmen von Pflanzenarten eingegangen wird, soll dies hier kurz zusammengefasst werden. Die Bedeutung und Förderung von lichten Wäldern und Übergängen ins Offenland auch zugunsten vieler gefährdeter Pflanzenarten wird hingegen sowohl noch weiter unten in diesem Kapitel als auch im [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Erhalt_und_F.C3.B6rderung Kap. «Erhalt und Förderung»] thematisiert. Die folgenden Empfehlungen sind - mit kleinen Änderungen – aus der [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/rote-liste-gefaesspflanzen.html Roten Liste der Gefässpflanzen von 2016 (S. 69)] übernommen:
* Als Instrument für die Förderung der Gefässpflanzen in Wäldern sind neben den lebensraumspezifischen Zielarten auch Leitarten für verschiedene Zielzustände zu definieren.
* Die sehr zerstreut vorkommenden Populationen der seltensten und gefährdeten Waldarten und ihre spezifischen Lebensraumansprüche sind den Akteuren in der Waldnutzung und -pflege bekannt zu machen.
Die Baumarten bilden die charakteristische und prägende Gruppe der Gefässpflanzen des Waldes. Auf sie wird deshalb etwas ausführlicher eingegangen.
Im Schweizer Wald kommen rund 40 einheimische Laubbaum- und sieben einheimische Nadelbaumarten vor. Sie werden aufgrund ihrer Häufigkeit und forstwirtschaftlichen Bedeutung im Landesforstinventar in Hauptbaumarten und übrige Baumarten eingeteilt. Zu den Hauptbaumarten werden die Nadelbäume Fichte (Rottanne), Tanne (Weisstanne), Föhre (Waldföhre und Bergföhre), Lärche und Arve, sowie die Laubbäume Buche, Ahorn (Bergahorn), Esche (Gemeine Esche), Eiche (Traubeneiche und Stieleiche) und Kastanie gezählt. Alle anderen Baumarten zählt man zu den übrigen Nadelbäumen bzw. übrigen Laubbäumen. Darunter fallen auch die meisten ökologisch besonders wertvollen Baumarten. Auf seltene und ökologisch wertvolle Baumarten wird im [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Seltene_Geh.C3.B6lze_und_.C3.B6kologische_wertvolle_Baumarten Kap. «Seltene Gehölze und ökologisch wertvolle Baumarten»] weiter eingegangen.
Darstellungen zur natürlichen Verbreitung der Baumarten und Waldgesellschaften, sowie deren Standortsansprüchen in Form von Höhenstufenprofilen und Ökogrammen finden sich im [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#H.C3.B6henstufen.2C_Waldstandorte_und_Pflanzensoziologie Kap. «Höhenstufen, Waldstandorte und Pflanzensoziologie»] und ausführlich in Steiger (2010) oder Delarze et al. (2015). Die folgenden Daten zum Zustand und der Dynamik der Bäume im Schweizerwald stammen aus den Erhebungen des Landesforstinventars LFI, welches in den letzten rund 40 Jahren bereits vier Mal landesweit erhoben wurde (Informationen zum LFI siehe im [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Zahlen_zum_Wald:_Forststatistik_und_Landesforstinventar_LFI Kap. «Zahlen zum Wald»].
Vor allem Fichte und Buche können von Natur aus Reinbestände bilden. Durch den seit langem andauernden menschlichen Einfluss sind aber Mischbestände mit mehreren Baumarten weiter verbreitet als dies im Naturwald der Fall wäre und diese Tendenz zur Baumartenvielfalt findet auch aktuell immer noch statt. Gemäss den Resultaten im LFI4 sind 17 % Reinbestände (mit einer Baumart), 48 % weisen 2 oder 3 und 34 % mehr als 3 Baumarten auf ([https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/wald/fachinformationen/waldzustand-und-waldfunktionen/waldbeobachtung/lfi-2020.html Brändli et al., 2020, S.191]).
Ein knapper Einblick in die Forstgeschichte und den menschlichen Einfluss auf die Wälder findet sich im [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kurzer_Abriss_zur_Wald-_und_Forstgeschichte Kap. «Kurzer Abriss zur Wald- und Forstgeschichte»].
'''Holzvorrat und Stammzahlen der Hauptbaumarten in der Schweiz (LFI4-Erhebung 2009-2017)''':
Auswertungseinheit: zugänglicher Wald ohne Gebüschwald </small>
Die Resultate aus dem LFI4 zeigen einige auch waldökologisch bemerkenswerte Trends bei der Entwicklung der Bestände verschiedener Baumarten: Die drei häufigsten Baumarten sind Fichte, Weisstanne und Buche. Das Laubholz hat insgesamt stärker zugenommen, allerdings gibt es grosse regionale Unterschiede (vgl. dazu Brändli et al., 2020: Kap. 2.3). Die Stammzahlen der '''Fichte''' sind seit 30 Jahren rückläufig, während der Fichten-Vorrat im Schweizer Durchschnitt etwa konstant blieb. Im Mittelland hat der Vorrat der Fichte seit LFI2 (1993-1995) um 33% abgenommen (in der Tabelle nicht dargestellt). Die im Mittelland meist standortfremde Baumart wurde aus wirtschaftlichen Gründen lange stark gefördert, ist nun aber wegen massiver Sturmschäden (z. B. Lothar 1999), ihrer Anfälligkeit auf klimawandelbedingtem Trockenstress und durch Käferkalamitäten deutlich im Rückgang begriffen. Auffällig ist der Rückgang der '''Föhre'''. Sie hatte als Pionier- und Lichtbaumart über Jahrhunderte von der Übernutzung der Wälder mit ihren entsprechend offenen Beständen profitiert. Bei den heutigen Waldverhältnissen mit dichten wüchsigen Beständen kann sie sich nicht mehr genügend verjüngen und wird weniger waldbaulich gefördert. Auch die ökologisch besonders wertvollen '''Eichen''' unterliegen aus ähnlichen Gründen eher einem negativen Trend. Vor allem die Stammzahlen sind im Rückgang. Seit LFI1 (1982-1986) hat der Holzvorrat aber um 17 % zugenommen (in der Tabelle nicht dargestellt). Dies bedeutet also einen Trend zu weniger und dafür dickeren Eichen. Insgesamt ist beim Vorrat eine leichte Tendenz zu mehr standortsgemässem Laubholz erkennbar, während bei einigen Laubbaumarten die Stammzahlen etwas rückgängig sind, was auf eine reduzierte Verjüngung schliessen lässt. Die zukünftige Entwicklung lässt sich nicht im Detail voraussagen. Die [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Klimawandel Auswirkungen des Klimawandels], sowie bereits bekannter und neu auftretender Baumschädlinge und -krankheiten werden die Baumartenzusammensetzung sicher stark beeinflussen werden.
<br />
Tierarten nutzen in der Regel nicht den gesamten Lebensraum Wald, sondern nur bestimmte grössere oder kleinere Teile davon. Je nach Artengruppe können für ihre Existenz die Bestandesstruktur (lückig, dicht, Stufung, Baumalter, Totholzangebot usw.), Kleinhabitate, die Ausbildung der Strauch- und Bodenvegetation, das Bestandesklima (sonnig, schattig, trocken, feucht, warm, kühl usw.), die Bodeneigenschaften (Humusform, pH, Feuchtigkeit), das Nahrungsangebot (Bodenvegetation, Früchte und Samen usw.) oder andere Kriterien von entscheidender Bedeutung sein.
Alte strukturreiche Waldbestände weisen in der Regel eine besonders hohe Vielfalt an seltenen und oft gefährdeten Tierarten auf (vgl. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologisch_wertvolle_Strukturen:_Altholz.2C_Biotopb.C3.A4ume.2C_Totholz Kap. «Ökologisch wertvolle Strukturen»] und [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologisch_wertvolle_Strukturen:_Altholz.2C_Biotopb.C3.A4ume.2C_Totholz «Ausscheidung und Sicherung von Waldreservaten»]. Andere Arten wiederum sind auf offene Waldstrukturen angewiesen, welche durch natürliche Bedingungen in einer Waldgesellschaft, oft aber auch durch stärkere forstliche Eingriffe oder menschliche Mischnutzungen wie z. B. Beweidung bedingt sein können. Solche Wälder und Habitate werden oft als «lichte Wälder» bezeichnet (vgl. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologisch_wertvolle_Strukturen:_Altholz.2C_Biotopb.C3.A4ume.2C_Totholz Kap. «Ökologisch wertvolle Strukturen: Totholz, Biotopbäume, Lichte Wälder»] und Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_Pflege_von_besonderen_Bestandesstrukturen «Ausscheidung, Sicherung und Pflege von besonderen Bestandesstrukturen»]).
Die Standortbedingungen, respektive die Waldgesellschaft, geben einen Hinweis auf die zu erwartende Waldfauna. Zusätzlich beeinflusst das Vorhandensein oder Fehlen bestimmter Strukturen (z.B. stehendes, besonntes Totholz) das Vorkommen der Fauna. So finden Arten dieselben benötigten Habitate zum Teil in verschiedenen Waldgesellschaften oder nutzen unterschiedliche Teilhabitate von mehreren Waldgesellschaften. Die Strukturen eines Waldes sind oft auch durch Nutzungseingriffe (z.B. Stichwort fehlende Biotopbäume) oder ein Störungsereignis geprägt oder die Baumarten in einem Wirtschaftswald entsprechen nicht dem natürlichen Waldstandort (Stichwort Fichten statt Buchen). Für die Existenz vieler Tierarten sind auch Mosaike mit Wald und offener Landschaft ausschlaggebend.
Neben dem feuchten Mikroklima sind die Amphibien im Wald auch auf genügend Kleinstrukturen wie liegendes Totholz, Asthaufen oder Steine angewiesen. Dort finden sie Schutz vor Fressfeinden und können auch längere Trockenperioden überdauern. Das wohl wichtigste ökologische Defizit in der heutigen Landschaft ist der Mangel an genügend Kleingewässern für die Fortpflanzung innerhalb und in der Nähe von Wäldern.
Die Ansprüche der einzelnen Amphibienarten an die Laichgewässer sind sehr unterschiedlich. Während der Grasfrosch wenig wählerisch ist, bevorzugt der Feuersalamander kleine Bächlein und die Gelbbauchunke ist auf austrocknende Tümpel angewiesen. Wichtig ist auch, dass die Laichgewässer fischfrei sind. Wichtigste Fördermassnahme ist deshalb die [https://biodivers.ch/de/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Bau_von_Gew%C3%A4ssern Schaffung von neuen Laichgewässern] in den [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_F.C3.B6rderung_von_Nass-.2C_Moor-_und_Feuchtw.C3.A4ldern geeigneten Waldtypen] unter Berücksichtigung der artspezifischen Ansprüche.
Literatur & Links:
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Als Quartiere im Wald dienen oft alte Schwarzspechthöhlen oder hohle Bäume. Für kleine Arten eignen sich dazu auch Stämme mit Rissen und Spalten oder abstehender Borke (mit Öffnung nach unten). In felsigen Wäldern sind auch Felspalten und -höhlen wichtige potentielle Fledermausquartiere. Wo solche Strukturen und Kleinhabitate als Quartiere genutzt werden, sind sie vor Störungen oder gar Zerstörungen gut zu schützen und regelmässig zu kontrollieren. [https://fledermausschutz.ch/verstecke In Wäldern mit wenig Höhlenbäumen und stehendem Totholz können auch spezielle Fledermauskästen eingesetzt werden, sofern solche Bestände als potentielle Fledermauslebensräume überhaupt in Frage kommen] (siehe auch [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Nistk.C3.A4sten_im_Wald Kap. ]Nistkästen im Wald]. Ast- und Totholzhaufen werden manchmal von Fledermäusen als Versteck und zum Verkriechen genutzt.
Einheimische Fledermäuse ernähren sich fast ausschliesslich von Insekten und anderen Gliederfüssern. Wälder und Waldstrukturen mit einer reichen Insektenfauna sind deshalb auch ideale Jagdlebensräume für Fledermäuse. Dazu gehören insbesondere:
Viele Waldarten zeigen stabile oder sogar zunehmende Populationsgrössen. Es gibt aber zwei Lebensraumbereiche im Wald mit klaren ökologischen Defiziten mit zahlreichen gefährdeten Arten, einerseits lichte Wälder, andererseits totholzreiche alte Wälder.
Gemäss den Roten Listen sind dies einerseits vor allem licht- und wärmeliebende Organismen, welche auf lichte und offene Waldstrukturen und einen vielfältigen Übergang Wald-Offenland angewiesen sind. Diese sind in den letzten Jahrzehnten durch Aufgabe von traditionellen Waldnutzungen und durch Einwachsen und Verdunkelung der Wälder deutlich seltener geworden. Massnahmen zur Erhaltung und Verbesserung offener Waldstrukturen werden in [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_Pflege_von_besonderen_Bestandesstrukturen Kap. «Ausscheidung, Sicherung und Pflege von besonderen Bestandesstrukturen»] behandelt.
Andererseits sind Organismen gefährdet, welche auf typische Strukturen von alten Wäldern mit mächtigen und teilweise zerfallenden Bäumen mit vielseitigem Totholz angewiesen sind. Dazu zählen insbesondere Vertreter von Holz- und Mykorrhizapilzen, Flechten und xylobionte Käfer, aber auch viele Amphibien- und diverse Vogelarten. Alt- und Totholz haben in den letzten Jahrzehnten zwar etwas zugenommen, aber um den davon abhängigen, oft hochspezialisierten Arten ein langfristiges Überleben zu ermöglichen, muss das Totholzvolumen und die Flächen mit Altholzbeständen und Zerfallsphasen durch entsprechende Massnahmen noch deutlich erhöht werden (vgl. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Altholzinseln.2C_Habitatb.C3.A4umen_und_Totholz Kap. «Ausscheidung und Sicherung von Altholzinseln, Habitatbäumen und Totholz»].
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<span style="background:yellow"> Literatur noch auflisten </span> <br />
* Eichen gehören zu unserem Kulturerbe. Sie wurden von den Germanen und Kelten als heilige Bäume verehrt und durften nicht geschlagen werden. Oft dienten sie auch als Grenz- oder Gerichtsbäume. Die Schweinemast mit Eicheln ist legendär und auch der forstliche Ausdruck «Mastjahr» stammt davon ab.
Gutwüchsige natürliche Eichenwälder auf tiefgründigen Böden sind in der Schweiz im Vergleich zu umliegenden Ländern in West- und Mitteleuropa eher selten. Aus klimatischen Gründen sind auch in tieferen Lagen natürlicherweise wüchsige Buchenwälder vorherrschend. Bestände mit mächtigen alten Eichen in der Baumschicht verdanken hier ihre Existenz der jahrhundertealten traditionellen Waldnutzung als [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Nutzungsformen_im_Wirtschaftswald Mittelwald], welche die sonst dominante und konkurrenzstärkere Buche verdrängt hat. Um diese ökologisch äusserst wertvollen Wälder zu erhalten und fördern, müssen sie weiterhin gezielt speziell bewirtschaftet werden (siehe [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Waldreservaten Sonderwaldreservate] & [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_Pflege_von_besonderen_Bestandesstrukturen Lichte Wälder].
Die Resultate des LFI4 (Brändli et al., 2020) zeigen, dass die Stammzahl der beiden häufigsten Eichenarten (Trauben- und Stieleiche) seit LFI1 (vor knapp 40 Jahren) um 21 % bzw. 39 % abgenommen, der Vorrat hingegen um 17 % zugenommen hat. Das bedeutet, dass im Schweizer Wald heute weniger dafür dickere Eichbäume stehen bzw. die Eichenverjüngung ungenügend ist. Bestände mit vorherrschenden Eichen sind aktuell mit einem Anteil von 2 % (rund 24 000 ha) an der Gesamtwaldfläche relativ selten, die Fläche hat sich seit der letzten Inventur vor rund 10 Jahren nicht verändert (Brändli et al., 2020, S. 195).
Weitere kleinere und unberührte Waldflächen vor allem auf Extremstandorten in den Alpen und im Jura dürften die strengen Kriterien für einen Urwald auch erfüllen.
Die passende Förder- und Schutzmassnahme um urwaldähnliche Wälder zu fördern oder naturnahe Bestände längerfristig in Wälder mit urwaldähnlicher Dynamik zu überführen ist die Einrichtung von Naturwaldreservaten. (vgl. Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Waldreservaten «Ausscheidung und Sicherung von Waldreservaten»].
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===Hochwald===
Der Hochwald ist heute die übliche und weitaus häufigste Betriebsform der Waldbewirtschaftung in Mitteleuropa. Die Bäume gehen als sogenannte Kernwüchse aus Samen hervor. Die Umtriebszeiten liegen meist zwischen 100 und 150 Jahren. Es wird unterschieden zwischen schlagweisem Hochwald (d.h. flächenweiser Verjüngung und Behandlung von Waldbeständen, z.B. Kahlschlag, Saumschlag oder Femelschlag) und einzelbaumgenutztem Hochwald (Plenterwald und Dauerwald). Gemäss LFI4 werden rund 79 % der Gesamtwaldfläche als Hochwälder genutzt, davon 7 % als Plenter- oder Dauerwald) ([https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Waldbauliche_Begriffe.2C_Waldstrukturen_und_Bestandesaufbau siehe auch Verjüngungsformen]).
Der waldökologische Wert des Hochwaldes hängt neben der Umtriebszeit vor allem von der Verjüngungsform und der Baumartenzusammensetzung ab. In der Regel sind aber ökologisch wertvolle Strukturen eher wenig vorhanden.
Ökologisch nachteilig sind das völlige Fehlen von Alt- und Totholz und die relative Strukturarmut.
Fördermassnahmen für den Niederwald siehe Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_Pflege_von_besonderen_Bestandesstrukturen «Ausscheidung, Sicherung und Pflege von besonderen Bestandesstrukturen»]
Literatur:
Durch die regelmässig auf den Stock gesetzte Hauschicht wird das Spektrum an ökologisch wertvollen Strukturen stark erweitert. Kurzfristig offene Flächen mit reicher Krautschicht wechseln ab mit einer dichten Strauchschicht und vielen inneren Waldrändern. Dieser Strukturreichtum und die ständige Dynamik mit zahlreichen ökologischen Nischen sind die Gründe für die hohe Biodiversität von Mittelwäldern.
Die Erhaltung und Förderung von Mittelwäldern zu Naturschutzzwecken lässt sich zweckmässig mit der Einrichtung von Sonderwaldreservaten erreichen. (vgl. Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_Pflege_von_besonderen_Bestandesstrukturen «Ausscheidung, Sicherung und Pflege von besonderen Bestandesstrukturen»]
Literatur & Links:
Intakte, gepflegte und genutzte Selven weisen als typisch offene und lichte Wälder eine hohe Biodiversität mit wärme- und lichtbedürftigen Arten auf. Von besonderem ökologischem Wert als Biotopbäume sind vor allem auch die teilweise sehr alten und mächtigen Kastanienbäume mit ihren vielfältigen Strukturen und Anteilen an Totholz.
Sowohl aus kulturhistorischen als auch landschaftsästhetischen und naturschützerischen Gründen werden seit einiger Zeit einzelne potentiell attraktive Selven wieder instand gestellt und gezielt gepflegt. Als geeignetes Instrument eignet sich dazu vor allem die Einrichtung von Sonderwaldreservaten (vgl. Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_Pflege_von_besonderen_Bestandesstrukturen «Ausscheidung, Sicherung und Pflege von besonderen Bestandesstrukturen»].
Literatur & Links:
In den europäischen Urwäldern beträgt die durchschnittliche Totholzmenge rund 140 m<sup>3</sup>/ha mit allerdings grossen Schwankungen in den einzelnen Beständen. Im Vergleich dazu liegt das durchschnittliche Totholzvolumen in der Schweiz bei 24 m<sup>3</sup>/ha (Resultate aus LFI 4). Im Mittelland, wo totholzarme Wirtschaftswälder vorherrschen, liegt der Durchschnitt gemäss LFI4 bei 15 m<sup>3</sup>/ha, in den Alpen mit vermehrt wenig oder nicht mehr genutzten Wäldern bei 30 m<sup>3</sup>/ha.
Etwa ein Viertel aller Waldorganismen, d.h. rund 6000 Arten sind auf Totholz angewiesen. Nebst der Totholzmenge an und für sich sind für viele oft extrem spezialisierte Lebewesen auch die Position (stehend/liegend), die Dimension (dick/dünn), das Mikroklima (warm/kühl bzw. trocken/feucht) oder der Zersetzungsgrad des toten Holzes von existenzieller Bedeutung. Besonders viele Pilze und Insekten, insb. Käfer sind exklusiv auf Totholz unterschiedlichster Qualität angewiesen und oft grundlegend am Abbauprozess beteiligt. Arten, welche sich vollständig oder teilweise von Holz ernähren und mindestens einen Teil ihres Lebens im Holz verbringen werden als Xylobionten ("Holzbewohner") zusammengefasst (vgl. Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Artengruppen_und_Arten_des_Waldes «Artengruppen und Arten des Waldes»]). Weitere häufige Organismengruppen auf Totholz sind Moose und Flechten. Auch Wirbeltiere nutzen Kleinstrukturen des Totholzes wie Baumhöhlen oder suchen ihre Beute im Totholz. Dazu gehören vor allem die Spechtarten, deren Höhlen dann auch von gewissen Eulen- und Fledermausarten, Vögeln sowie Bilchen "nachgenutzt" werden. Auch gewisse Amphibien- und Reptilienarten gehören zu den Totholznutzern.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die meisten xylobionten Arten der europäischen Wälder für ihre langfristige Existenz Totholzmengen von 20 bis 50 m<sup>3</sup>/ha benötigen, einzelne seltene und besonders spezialisierte Arten sogar über 100 m<sup>3</sup>/ha. Dabei haben auch die Höhenstufen mit ihren unterschiedlichen Waldtypen einen Einfluss: die meisten xylobionten Arten der Buchen-Eichen-Laubwälder in den tieferen Lagen benötigen 30-50 m<sup>3</sup>/ha, diejenigen der Bergmischwälder der montanen Stufe 30-40 m<sup>3</sup>/h und die Arten der Nadelwälder der oberen Höhenstufen 20-30 m<sup>3</sup>/ha Totholz. Nicht nur die Menge, sondern auch die Dimension des Totholzes kann für die Existenz von Arten entscheidend sein. So kommen gewisse grössere Käferarten nur in Altwäldern mit genügend dicken Totholzstämmen vor.
Das Thema Habitatbäume und die Methodik ihrer Erfassung werden im WSL-Merkblatt für die Praxis 64 (s. Literatur) umfassend beschrieben. Weitere konkrete Information und Abbildungen finden sich in einem handlichen Taschenführer (s. Literatur) und in einem detaillierten Katalog als Referenzliste für Feldaufnahmen (Kraus 2016, s. Literatur).
Erfassung und Förderung von Habitatbäumen im Wald wird in Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Allgemeine_Aufwertungsmassnahmen «Allgemeine Aufwertungsmassnahmen»] behandelt.
Literatur & Links:
Seit 2020 steht der [https://www.infospecies.ch/de/projekte/aktionsplan-lichter-wald.html «Aktionsplan Lichter Wald»] zur Verfügung. Er wurde von InfoSpecies im Auftrag des BAFU und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Waldbiodiversität des Schweizerischen Forstvereins erarbeitet. Dieser koppelt die Arten- und Lebensraumförderung. Für jede beliebige Waldfläche können die potenziell vorkommenden und tatsächlich nachgewiesenen Zielarten abgefragt werden. Die für lichten Wald geeigneten Waldgesellschaften sind einzeln beschrieben, inklusive Bewirtschaftungsgrundsätze, die auf die Bedürfnisse der Zielarten abgestimmt sind. Bei der Planung und Umsetzung von Projekten zur Förderung lichter Wälder können so die aktuell und potenziell vorkommenden Zielarten und deren Lebensraumansprüche künftig vermehrt berücksichtigt werden. Die Liste der Zielarten umfasst 234 Arten.
Informationen zur Förderung Lichter Wälder siehe im Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_Pflege_von_besonderen_Bestandesstrukturen «Ausscheidung, Sicherung und Pflege von besonderen Bestandesstrukturen»]
Literatur & Links:
[https://forbiodiv.wsl.ch/de/index.html Bollmann, K., Kraus, D., Paillet, Y., Jonsson B.G., Gustafsson, L., Mergner, U., Krumm, F. (2020): A unifying framework for the conservation of biodiversity in multi-functional European forests. In: F. Krumm, A. Schuck, A., Rigling, A. (eds.) How to balance forestry and biodiversity conservation – A view across Europe. European Forest Institute (EFI); Swiss Federal Institute for Forest, Snow and Landscape Research (WSL), Birmensdorf. p. 26-45.]
Im Folgenden werden integrative und spezifische Fördermassnahmen vorgestellt und im Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Erhalt_und_F.C3.B6rderung «Erhalt und Förderung»] wird auf einzelne Fördermassnahmen eingegangen.
===Naturnaher Waldbau===
In der schweizerischen Forstgesetzgebung wird der Begriff des naturnahen Waldbaus aber nicht genauer definiert oder umschrieben. Auch sonst gibt es noch keine allgemein akzeptierte Definition, allerdings sind die verschiedenen Ansichten zumindest in der Theorie nicht allzu divergierend. Grundsätzlich orientiert sich der naturnahe Waldbau an den natürlichen Grundlagen wie Böden, Klima und Waldgesellschaften und erreicht seine waldbaulichen und wirtschaftlichen Ziele durch bewusste Lenkung der natürlichen Lebensvorgänge.
Weitere Informationen zum siehe in [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Standards:_Naturnaher_Waldbau.2C_NaiS.2C_Zertifizierung Kap. «Standards: Naturnaher Waldbau, NaiS, Zertifizierung»].
===Massnahmen zur Integration===
Typische Massnahmen zur Integration sind etwa Altholzinseln, Biotop- bzw. Habitatbäume, Totholzobjekte, Spechtbäume, Kleingewässer und Amphibienbiotope im Wald, artenreiche Waldwiesen oder Waldränder. Eine wichtige zusätzliche landschaftsökologische Bedeutung haben diese Flächen und Objekte auch als Trittsteine oder Korridore für die ökologische Vernetzung mit der weiteren Umgebung.
Auf die genauere Beschreibung und Umsetzung von solchen Massnahmen wird in Kapitel [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologisch_wertvolle_Strukturen:_Altholz.2C_Biotopb.C3.A4ume.2C_Totholz «Ökologisch wertvolle Strukturen: Totholz, Biotopbäume, Lichte Wälder»] bzw. Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Altholzinseln.2C_Habitatb.C3.A4umen_und_Totholz «Ausscheidung und Sicherung von Altholzinseln, Habitatbäumen und Totholz»] eingegangen.
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Waldreservate bieten die optimalsten Bedingungen zur grösserflächigen und langfristigen Förderung und Erhaltung von biologischer Vielfalt und natürlicher Walddynamik. Dies wird auch als Prozessschutz für die ungestörte natürliche Entwicklung von Waldökosystemen mit genügend grossen Flächen bezeichnet. Sie können wie folgt allgemein definiert werden: "Waldreservate sind grundsätzlich auf Dauer angelegte Vorrangflächen für die ökologische und biologische Vielfalt im Wald" (Eisenhut et al., 2019: Waldreservate in der Schweiz, Bericht über den Stand Ende 2018).
Auf die rechtlichen Grundlagen und die praktische Umsetzung zur Einrichtung von Waldreservaten wird im Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Waldreservaten «Ausscheidung und Sicherung von Waldreservaten»] eingegangen.
In der Schweiz umfassen die Waldreservate zwei unterschiedliche sich ergänzende Naturschutzkonzepte:
Momentan ist der Klimawandel im Wald ein grosses und wichtiges Thema sowohl im praktischen Forstdienst als auch in der angewandten Forschung. Neben diversen Modellrechnungen über mögliche zukünftige Entwicklungen der Baumartenzusammensetzungen wird auch auf praktischer Seite viel überlegt und versucht.
«Zukunftsbaumarten» bezüglich Klimawandel werden bereits vom Forstdienst gefördert oder mit Versuchsserien mit verschiedenen Baumarten und Herkünften in längerfristigen Forschungsprojekten getestet. Der Wald als Ökosystem kann auf Veränderungen und Extremereignisse reagieren. Pflanzungen sind immer auch mit Risiken verbunden, wie die Erfahrungen mit der Fichte in tiefen Lagen gezeigt haben.
Es wird davon ausgegangen, dass sich mit zunehmender Erwärmung die Vegetationshöhenstufen mit ihren charakteristischen Waldgesellschaften und Baumartengarnituren nach oben verschieben werden und die obere Wald- und Baumgrenze entsprechend ansteigen wird (Aktuelle Verteilung der Höhenstufen siehe Kap. [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#H.C3.B6henstufen.2C_Waldstandorte_und_Pflanzensoziologie «Höhenstufen, Waldstandorte und Pflanzensoziologie»)].
Besonders ungewiss ist dabei, welche Baumarten dem zukünftigen Klima der tieferen Lagen der Nord- und Westschweiz, des Mittellandes, der Alpensüdseite und der inneralpinen Täler gewachsen sein werden. Hier werden vielerorts für die Schweiz neuartige Waldstandortsbedingungen entstehen, welche von hohen Mitteltemperaturen und markanten Trockenperioden geprägt sein werden. Abbilder davon finden wir bereits im Mittelmeerraum. Grosse und berechtigte Hoffnungen setzt man etwa auf die einheimischen Eichenarten oder andere einheimische Baumarten von trocken-warmen Laubwaldgesellschaften. Zusätzlich einzuführende Baumarten könnten vor allem aus den submediterranen Wäldern von südlich angrenzenden Regionen wie dem Südostalpenrand, adriatischen Gebirgen oder dem nördlichen Appenin stammen. Dort herrschen heute bereits Klimaverhältnisse wie sie für die nächsten Jahrzehnte auch in den tieferen Lagen der Schweiz erwartet werden. Ökologisch umstritten ist hingegen ein vermehrter Anbau von Baumarten aus anderen Kontinenten. Dies gilt insbesondere für die Douglasie (''Pseudotsuga menziesii'') aus dem westlichen Nordamerika. Sie wird schon länger als Gastbaumart in unseren Wäldern genutzt und soll wegen guten Wachstumseigenschaften und Trockenheitsresistenz die Fichte als Wirtschaftsbaumart ablösen. Umstritten ist die Förderung der Douglasie, weil ihr Potenzial zur Invasivität und mögliche negative Auswirkungen auf die Biodiversität nicht abschliessend geklärt sind.
(weitere Informationen zum Thema Douglasie bei: [https://www.waldwissen.net/de/lebensraum-wald/naturschutz/douglasie-und-biodiversitaet Tschopp et al., 2014: Auswirkungen der Douglasie auf die Waldbiodiversität: Eine Literaturübersicht. WSL Ber. 20: 52 S.] / [https://www.dora.lib4ri.ch/wsl/islandora/object/wsl%3A12666/datastream/PDF/Holderegger-2017-Auswirkungen_des_Douglasienanbaus_auf_die_Biodiversit%C3%A4t-%28published_version%29.pdf Holderegger et al., 2017: Auswirkungen des Douglasienanbaus auf die Biodiversität: wichtige Forschungsfragen (Essay)]).
== Allgemeiner Förderbedarf ==
Die Förderung der Biodiversität im Wald durch den Bund orientiert sich vor allem an '''zwei unterschiedlichen Zielbildern'''. Zum einen sind es die natürlichen langfristigen Abläufe, wie sie in Urwäldern stattfinden. Zum andern bezieht man sich auf die [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kurzer_Abriss_zur_Wald-_und_Forstgeschichte traditionelle Kulturlandschaft mit einer starken Nutzung bis ins 20 Jahrhundert hinein]
Trotz weitgehend naturnaher Bewirtschaftung lassen, im Vergleich des aktuellen Zustandes des Schweizerwaldes mit diesen Zielbildern, folgende zwei wichtigsten Defizitbereiche feststellen:
* zu wenig Waldflächen mit totholz- und strukturreichen Alters- und Zerfallsphasen
}}
In der folgenden Tabelle werden die wichtigsten Förder- und Erhaltungsmassnahmen aus standörtlicher Sicht mit Bezug auf die Waldlebensräume nach Delarze et al., 2015 zusammengefasst. Zur Herleitung des Förderbedarfs siehe im Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologie_des_Waldes Praxisrelevante Ökologie]
{| class="wikitable"
| Lärchenwald
| ja (1)
| Diese Einheit ist in Delarze et al. 2015 pflanzensoziologisch und standörtlich unklar gefasst. Sie beinhaltet einerseits natürliche subalpine Lärchenwaldgesellschaften, welche südalpin auf ökologisch deutlich verschiedenen Standorten auftreten. Für diese Gesellschaften sind kaum strukturfördernde Massnahmen nötig. <br />Andererseits handelt es sich mehrheitlich um lichte Lärchenwälder und -haine, welche kulturbedingt durch Beweidung aus Fichten- oder Arvenwäldern hervor gegangen sind. Für die Förderung dieser Wälder wird auf das Thema [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Waldweiden_oder_Wytweiden Weidewälder] verwiesen
|-
| 6.6.5.1
}}
== Ausscheidung und Sicherung von [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Naturschutzstrategien_im_Schweizer_Wald Waldreservaten] ==
Um die ökologischen Zielsetzungen in den einzelnen Reservaten zu erreichen und langfristig zu sichern, müssen bei der Errichtung neuer Schutzflächen v.a. zeitliche und räumliche Minimalstandards eingehalten werden: Die Vertragsdauer mit den betroffenen Waldeigentümern muss auf mindestens 50 Jahre festgelegt werden, mit einer realistischen Aussicht, dass das Reservat auch über diesen Zeithorizont hinweg bestehen bleiben kann. Insbesondere Naturwaldreservate müssen eine genügend grosse Minimalfläche aufweisen, damit die urwaldtypische Dynamik mit ihren mosaikartigen Zyklen nachhaltig ablaufen kann. 40 ha sind hier das Minimum, wenn möglich aber über 100 ha. Auch bei Sonderwaldreservaten sollte die Minimalfläche 20 ha betragen. Für den Schutz und die Pflege kleinflächig ausgebildeter Waldgesellschaften oder besonders wertvollen Bestandesstrukturen kann aber durchaus auch die Ausscheidung eines Gebietes von wenigen Hektaren zielgerichtet sein. <br />
Die Einrichtung von Waldreservaten muss mit einem rechtlich verbindlichen Vertrag abgeschlossen werden. Dies setzt natürlich das Einverständnis des Grundeigentümers bzw. der Grundeigentümerin voraus. <br /> <br />
Weitere konkrete regionale Angaben zu bestehenden und potentiellen Waldreservatsflächen finden sich in den Waldentwicklungsplänen (WEP) der Kantone.
=== [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Naturschutzstrategien_im_Schweizer_Wald Ausscheidung von Naturwaldreservaten] ===In der Vollzugshilfe [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/ziele-und-massnahmen-wald.html Biodiversität im Wald: Ziele und Massnahmen] wird unter M1.2 die Massnahme «Naturwaldreservate einrichten» ausführlich beschrieben. Neben bereits in Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Waldreservate_.28Segregation.29 «Waldreservate»] und oben beschriebenen quantitativen Vorgaben und Zielen werden unter anderem folgende Qualitätsindikatoren zur Einrichtung von Naturwaldreservaten (NWR) postuliert: <br />
Auswahl von Waldfläche mit hohem Naturwert. Kriterien dafür sind:
* Vorkommen der National Prioritären Waldgesellschaften, insbesondere der bisher untervertretenen Waldgesellschaften
* [https://biodiversitaet.scnat.ch/publications/search_details?id=1664 Waldreservate - was lange währt, wird endlich gut] -->
Gemäss den Handlungszielen in den [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kosten.2C_Beitr.C3.A4ge Programmvereinbarungen des BAFU] soll die Flächengrösse eines Naturwaldreservates im Minimum 5 ha, wenn möglich aber mehr als 20 ha betragen. Anzustreben wären insbesondere auch Naturwaldreservate von über 100 ha, um einen umfassenden Prozessschutz sicherzustellen. <br />
Vom BAFU anerkannte Naturwaldreservate sind rechtlich behörden- und eigentümerverbindlich auf eine Dauer von mindestens 50 Jahren gesichert. Es empfiehlt sich ein Dienstbarkeitsvertrag mit Eintrag im Grundbuch. <br />
Die Beiträge durch den Bund bestehen aus einer Flächenpauschale zwischen 20 und 140 CHF pro ha und Vertragsjahr, welche nach Region bzw. Gebieten von nationaler Bedeutung abgestuft wird sowie einer Objektpauschale, welche nach der Reservatsfläche abgestuft wird. Die Bundespauschalen werden an die Kantone ausgerichtet (siehe dazu auch [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/recht/fachinformationen/programmvereinbarungen-im-umweltbereich/handbuch-programmvereinbarungen-im-umweltbereich.html Programmvereinbarungen, Kap.7.2, Teilprogramm «Waldbiodiversität»]).
Die Kantone zahlen dem Eigentümer den Bundesbeitrag, sowie einen meist gleich hohen Kantonsbeitrag aus. Die [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kosten.2C_Beitr.C3.A4ge Entschädigung der Eigentümer ist Sache der Kantone].
Die Ausscheidung, Festlegung und Einrichtung von Naturwaldreservaten obliegen den Kantonen. In der Regel werden sie im Rahmen der Waldentwicklungspläne ausgeschieden. <br />
Als Beispiel für den Ablauf der Einrichtung eines Naturwaldreservates siehe zum Beispiel [[Media:AWN GR Einrichten Naturwaldreservat.pdf|Dokument des Amtes für Wald Graubünden]]
=== Ausscheidung von [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Naturschutzstrategien_im_Schweizer_Wald Sonderwaldreservaten] ===In Sonderwaldreservaten werden besondere Waldstrukturen, traditionelle Bewirtschaftungsformen, seltene oder gefährdete Lebensräume, Pflanzen- und Tierarten mit gezielten Eingriffen und Massnahmen erhalten und gefördert [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Naturschutzstrategien_im_Schweizer_Wald vgl. Kap. "Naturschutzstrategien im Schweizer Wald"].
Sie gewährleisten einen langfristigen Unterhalt durch eine Finanzierung der anfallenden Kosten durch Bund und Kantone.<br />
Nach den Handlungszielen in den [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/recht/fachinformationen/programmvereinbarungen-im-umweltbereich/handbuch-programmvereinbarungen-im-umweltbereich.html Programmvereinbarungen des BAFU] soll die Flächengrösse eines Sonderwaldreservates im Minimum 5 ha betragen. Für den Schutz und die Förderung von seltenen Waldgesellschaften, welche nur kleinflächig ausgebildet sind, oder von seltenen Arten können auch kleinere Schutzflächen zweckmässig sein. <br />
Sonderwaldreservate müssen rechtlich behörden- und eigentümerverbindlich auf eine Dauer von mindestens 25 Jahren mit Verlängerungsoption gesichert werden, in der Regel auf vertraglicher Basis. <br />
Die Beiträge durch den Bund setzen sich in Sonderwaldreservaten oft aus zwei Teilen zusammen. Erstens als Flächenpauschale für die Errichtung des Schutzstatus wie bei den Naturwaldreservaten. Zweitens als Beitrag zur Finanzierung von bestimmten Eingriffen, wie sie in Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_Pflege_von_besonderen_Bestandesstrukturen «Ausscheidung, Sicherung und Pflege von besonderen Bestandesstrukturen»] beschrieben werden. Die Bundespauschalen werden an die Kantone ausgerichtet. Die Entschädigung der Eigentümer ist Sache der Kantone. Die Kantone zahlen dem Eigentümer den Bundesbeitrag, sowie meist zusätzlich noch einen Kantonsbeitrag aus. <br />
Als Beispiel für den Ablauf der Einrichtung eines Sonderwaldreservates siehe [[Media:AWN GR Einrichten Sonderwaldreservat.pdf|Dokument des Amtes für Wald Graubünden]].
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== Ausscheidung, Sicherung und Pflege von besonderen Bestandesstrukturen ==
Über viele Jahrhunderte wurden grosse Waldflächen in der Schweiz mit traditionellen Bewirtschaftungsformen und oft in Kombination mit der Landwirtschaft genutzt und oft übernutzt [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kurzer_Abriss_zur_Wald-_und_Forstgeschichte (siehe Waldgeschichte]. Dies hat sowohl die Bestandesstrukturen, als auch die Artenzusammensetzung und gewisse Standortsfaktoren im Vergleich zum Naturwald stark verändert und geprägt. Im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts und insbesondere seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind solche Bestände infolge Aufgabe der entsprechenden Bewirtschaftungsform oder durch waldbauliche Umwandlungsaktivitäten stark zurückgegangen. <br />
Es hat sich aber gezeigt, dass solche meist lichten Wälder oft eine hohe Biodiversität von besonderem naturschützerischem Wert aufweisen. Ein wichtiger Handlungsbedarf im Wald besteht somit bei der Förderung von «offenen Wäldern». Von diesen Beständen profitieren viele licht- und wärmebedürftige Pflanzen- und Tierarten. Solche Bestandesstrukturen finden sich einerseits natürlicherweise auf trockenen Extremstandorten etwa mit schlechtwüchsigen Eichen- oder Föhrenwäldern. Flächenmässig viel bedeutsamer sind aber offene Waldstrukturen, welche durch traditionelle forstliche Nutzungsformen - oft verbunden mit landwirtschaftlicher Nutzung - entstanden sind, welche in der Regel aufgegeben wurden oder sich stark verändert haben. Es braucht also gezielte Massnahmen mit naturschützerischer Zielsetzung, um solche ökologisch wertvollen Waldstrukturen mit ihrer hohen und besonderen Biodiversität zu erhalten und wieder zu fördern. Diese Zielsetzung wird namentlich auch durch das Programm des BAFU zur [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/ziele-und-massnahmen-wald.html Förderung der Biodiversität im Wald als Massnahmen M3.3 (Förderung lichter Wälder) und M3.5 (Erhaltung von besonderen Bewirtschaftungsformen) aufgegriffen].
Im Kanton Aargau werden lichte Wälder neben anderen besonderen Standorten als [https://www.ag.ch/de/verwaltung/bvu/wald/naturschutz/naturschutzprogramm/spezialreservate «Spezialreservate»] gefördert.
Seit 2020 steht der «Aktionsplan Lichter Wald» zur Verfügung (siehe Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Lichte_W.C3.A4lder «Praxisrelevante Ökologie»].
Neben solchen Sonderprogrammen mit eigener Finanzierungsquelle bietet sich in der Regel das Instrument des Sonderwaldreservats an, um lichte Wälder gezielt zu fördern und die dadurch anfallenden Kosten zu finanzieren. Es besteht auch die Möglichkeit, dass für entsprechende Fördermassnahmen im Rahmen der [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/recht/fachinformationen/programmvereinbarungen-im-umweltbereich/handbuch-programmvereinbarungen-im-umweltbereich.html Programmvereinbarungen (7.2 Teilprogramm «Waldbiodiversität»)] auch ausserhalb von Sonderwaldreservaten Finanzbeiträge entrichtet werden.
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In der montanen und subalpinen Stufe sind insbesondere die trockenen Waldstandorte (dort vor allem mit Waldföhren oder Bergföhren, sowie trockene Fichtenwälder) für die Pflege und Förderung von lichten Wäldern geeignet, ausserdem lichte Lärchenbestände, welche ihre offenen Strukturen einer Jahrhunderte langen Waldbeweidung verdanken (vgl. dazu die [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#H.C3.B6henstufen.2C_Waldstandorte_und_Pflanzensoziologie Ökogramme in Kap. "Höhenstufen, Waldstandorte und Pflanzensoziologie"].
Je wüchsiger ein Standort ist, desto stärker muss eingegriffen werden, um die erwünschten offenen Waldstrukturen zu erreichen und langfristig zu erhalten. Zu starke Eingriffe auf wüchsigen Böden können sich auch kontraproduktiv auswirken, da bei zu starker Öffnung der Baumschicht das Wachstum in der Strauchschicht wegen erhöhtem Lichtgenuss zu stark gefördert wird.
Die Einrichtung neuer bzw. Förderung von bestehenden lichten Wäldern können anhand von Zielarten und Zeigerarten (Indikatoren) für lichte Waldlebensräume optimiert werden (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Lichte_W.C3.A4lder Aktionsplan Lichter Wald]). Insbesondere können mit angepassten Massnahmen einzelne gefährdete Arten dieser Lebensräume gezielt gefördert werden.
Zu den typischen Eingriffen zur Förderung lichter Wälder gehören das Auslichten der Baumschicht und Strauchschicht (Entbuschung), wobei vor allem stärker schattenspendende Arten wie Buche oder Hasel entfernt werden sollen. Oft handelt es sich um Gehölze, welche eine natürliche Sukzession zu dichteren und wüchsigeren Waldtypen anzeigen, welche von der Zielsetzung her unerwünscht ist.<br />
Andere sinnvolle Massnahmen können je nach Situation auch eine regelmässige Mahd der Krautschicht, eine gezielte Streunutzung oder [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Waldweiden_oder_Wytweiden Beweidung mit geeigneten Nutztierrassen sein (vgl. weiter unten)].
Zu beachten ist bei letzteren Massnahmen, dass diese grundsätzlich als nachteilige Waldnutzungen beurteilt werden und deshalb in der Regel eine Ausnahmebewilligung brauchen.
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=== [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Waldweiden_oder_Wytweiden Waldweiden oder Wytweiden] ===
Beim Thema Waldweide und Naturschutz bzw. Biodiversitätsförderung sind zwei Bereiche zu unterscheiden:
* Einerseits die Förderung von traditionellen Wytweiden oder Waldweiden mit dem Ziel, den ökonomischen, ökologischen und landschaftlichen Wert solcher Wälder und Gebiete zu erhalten oder wiederherzustellen und sie weiterhin so zu nutzen.
Allegra Geissenpeter -->
=== [https://biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Niederwald Niederwald] ===
Die Niederwald-Bewirtschaftung für naturschützerische Ziele zu erhalten und zu fördern ist in der Schweiz wohl nur noch beschränkt möglich und sinnvoll. Der Anteil an der Gesamtfläche des Waldes beträgt nur rund 3,6 %. In der Nordschweiz sind Niederwälder fast völlig verschwunden, auf der Alpensüdseite, wo diese Betriebsart noch mehr Tradition hat, beträgt der Anteil noch 16,7 %. Nur ein Drittel dieser Fläche soll nach den Plänen des Forstdienstes in den nächsten 20 Jahren noch aktiv bewirtschaftet werden und davon nur ein kleiner Teil mit traditionellen Niederwaldschlägen. <!--(∂- BRÄNDLI&&_2020_LFI4-Ergebnisbericht.pdf; p. 98ff). -->
∂- KONOLD&&_XIII-1.1_Niederwald.pdf <br /> -->
=== [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Mittelwald Mittelwald] ===Der Mittelwald als Mischform von Hoch- und Niederwald war bis ins 20. Jahrhundert hinein im Mittelland und den tieferen Lagen des Juras eine weitverbreitete traditionelle Betriebsart. Heute bedeckt er nur noch 0,3 % der Waldfläche in der Schweiz und ist wirtschaftlich praktisch bedeutungslos. Umso beeindruckender ist aber sein ökologischer Wert und seine hohe Biodiversität. Die Gründe dazu sind in Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Nutzungsformen_im_Wirtschaftswald "Nutzungsformen im Wirtschaftswald"] beschrieben.
Mittelwälder werden deshalb fast ausschliesslich nur noch aus naturschützerischen und kulturhistorischen Gründen gefördert und haben dadurch in gewissen Gebieten durchaus eine gewisse Renaissance erlebt. So gibt es eindrückliche Mittelwaldbestände vor allem noch in den Kantonen Basel-Landschaft, Aargau, Zürich und Thurgau. Die Projekte zu ihrer Erhaltung sind oft mit der Förderung der Eichen und bestimmten Zielarten wie dem Mittelspecht kombiniert. Im Programm des BAFU zur Förderung der [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/ziele-und-massnahmen-wald.html Biodiversität im Wald] ist die Wiederherstellung und nachhaltige Bewirtschaftung als Massnahme M3.5 «Besondere Bewirtschaftungsformen erhalten» enthalten.
∂- SZF_150.04 (1999)_BALLY_Energieholzprod. in Mittelwäldern& Niederwälder CH <br /> -->
=== [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Selven Selven] ===
Die Restauration von Selven erfolgt aus naturschützerischen, landschaftsästhetischen und kulturhistorischen Gründen. An einem solchen Projekt sind deshalb in der Regel verschiedene Akteure bei der Planung, Umsetzung und Finanzierung beteiligt (Eigentümer/Bewirtschafter, Forstdienst, Gemeinde, ev. Stiftungen, Förder- oder Naturschutzvereine).
Meistens sind die Bestände solcher Objekte seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt worden, wodurch sich durch die natürliche Sukzession ein dichtes Unterholz ausgebildet hat und damit die charakteristische parkartige Struktur verloren gegangen ist.
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== Ausscheidung und Sicherung von [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologisch_wertvolle_Strukturen:_Altholz.2C_Totholz.2C_Biotopb.C3.A4ume Altholzinseln, Habitatbäumen und Totholz] ==
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Die Förderung von Habitatbäumen ist deshalb zu einem wichtigen Ziel zur Förderung der Biodiversität im Wald und insbesondere auch in den Wirtschaftswäldern geworden (z.B. [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/ziele-und-massnahmen-wald.html Massnahme M2.4 «Biotopbäume erhalten» in "Biodiversität im Wald: Ziele und Massnahmen"]
Habitatbäume, auch Biotopbäume genannt, sind in der Regel alte und dicke Bäume, welche dank ihren Strukturen charakteristische Baummikrohabitate aufweisen und deshalb ökologisch besonders wertvoll sind [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologisch_wertvolle_Strukturen:_Altholz.2C_Biotopb.C3.A4ume.2C_Totholz vgl. Kap. «Ökologisch wertvolle Strukturen: Altholz, Biotopbäume, Totholz»]. In Naturwaldreservaten und Altholzinseln sind sie in der Regel in genügender Anzahl und Dichte vorhanden oder entstehen im Laufe der Zeit in solchen Flächen. Oft sind sie sogar ein entscheidendes Kriterium für die Ausscheidung solcher Schutzflächen.
Als wichtige Ergänzung zur Förderung der Biodiversität sollten sie auch in bewirtschafteten Wäldern in genügender Zahl und möglichst regelmässiger Verteilung vorhanden sein. Es sollten dazu aus ökologischer Sicht wenn möglich etwa sechs bis zehn Habitatbäume pro Hektare bestimmt werden. Zusätzlich sollten zur langfristigen Sicherung auch jüngere Bäume mit Potential für die Entwicklung von Mikrohabitaten gesichert werden. Die nationalen Handlungsziele des BAFU verlangen bis 2030 die Ausscheidung von 3-5 Biotopbäumen pro ha Waldfläche. <!--(∂-BAFU_UV1503_M2.6-Nationale Handlungsziele bis 2030) -->
Für die einheitliche und praktische Erfassung von Habitatbäumen nach diesen Kriterien steht die Smartphone-App «HabiApp» für Android und iOS zur Verfügung.
Die Kantone werden durch die Handlungsziele und Programmvereinbarung mit dem BAFU [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kosten.2C_Beitr.C3.A4ge siehe «Kosten, Beiträge»]) aufgefordert, Habitatbäume zu fördern und haben dazu Richtlinien oder andere verpflichtende Regelungen erarbeitet (siehe Bsp. Kanton Graubünden [https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/diem/awn/dokumentenliste_afw/rl_habitatbaeume.pdf Richtlinie Habitatbäume]. Dort sind neben der Erfassungsmethodik unter anderem auch Fragen der Sicherung (Vertrag mit dem Grundeigentümer), der Entschädigung und der permanenten Markierung geregelt.
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Literatur & Links: <br />
===Totholz===
Stehendes und liegendes Totholz in unterschiedlichem Zersetzungsstadium findet sich in jedem Wald, allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmass. Es bildet die Lebensgrundlage tausender Arten von ökologisch oft sehr spezialisierten und seltenen Tieren, höheren Pflanzen, Pilzen, Moosen, Flechten und Algen. Für eine hohe Biodiversität des Waldes ist ein guter [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologisch_wertvolle_Strukturen:_Altholz.2C_Biotopb.C3.A4ume.2C_Totholz Totholzvorrat (quantitativ und qualitativ)] also unabdingbar. In bewirtschafteten Wäldern ist der Totholzvorrat in der Regel durchschnittlich zehnmal kleiner als in Naturwäldern. <br />
In den letzten Jahrzehnten verbesserte sich die Situation gemäss den Resultaten des LFI deutlich. Diese Tendenz muss noch weiter verstärkt werden.
== Förderung von Kleinstrukturen ==
Zahlreiche Kleinstrukturen fördern das Habitat Angebot und damit auch die Biodiversität in Wäldern. Viele ökologisch wichtige Kleinstrukturen sind bereits an anderer Stelle beschrieben worden. Das gilt insbesondere für das [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_und_Sicherung_von_Altholzinseln.2C_Habitatb.C3.A4umen_und_Totholz Totholz und die Habitatbäume].
Weitere Kleinstrukturen wie zum Beispiel Ast- und Steinhaufen, Trockensteinmauern, Baumstrünke und Wurzelteller werden in einem eigenen [https://www.biodivers.ch/de/index.php/Kleinstrukturen Artikel «Kleinstrukturen»] behandelt.
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Intakte Auenwälder werden primär durch die Flussdynamik mit periodischen Überschwemmungen und starken Schwankungen des Grundwasserstandes geprägt. Die unterschiedliche Überschwemmungsdauer und mechanische Wirkung des Flusswassers bedingen die typische Zonierung des gesamten Auenbereichs von der stark beeinflussten offenen Pionierzone über die Weichholzaue zur Hartholzaue ([https://www.biodivers.ch/ende/index.php/%C3%96kologie#Auen vgl. Kap. «Auen»)].
Die Weichholzaue wird regelmässig und lange überflutet und ist dadurch auch stark der Auflandung und Erosion durch den Fluss ausgesetzt. Sie weisen einen sandigen und nährstoffreichen, aber eher humusarmen Boden auf. Im Mittelland besteht sie vor allem aus dem Silberweidenauenwald (EK43). Eine wichtige und schützenswerte Baumart ist hier neben der Silberweide (''Salix alba'') die einheimische Schwarzpappel (''Populus nigra''). Im oberen Bereich im Übergang zur Hartholzaue findet sich oft der Mittelland-Grauerlenwald (EK31), der aus fast artreinen Beständen der Grauerle (''Alnus incana'') und einer dichten Strauchschicht aufgebaut ist.
* Absenkungen durch Kiesentnahme für verstärkt vom Grundwasser beeinflusste Standorte oder Amphibienteiche
Neben einmaligen Eingriffen zu Beginn eines Förderungsprojektes handelt es sich zum grösseren Teil um periodisch zu wiederholende Pflegeeingriffe. Ein ideales Instrument ist deshalb die Einrichtung eines [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung_von_Sonderwaldreservaten Sonderwaldreservates]. Das Ziel kann aber auch mit anderen Fördermassnahmen zur Biodiversität erreicht und finanziert werden.
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Literatur & Links: <br />
== Schutz und Förderung von Arten ==
Im Kapitel Praxisrelevante Ökologie wird auf die [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Seltene_Geh.C3.B6lze_und_.C3.B6kologische_wertvolle_Baumarten ökologisch wertvollen Baumarten] sowie auf die [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Artengruppen_und_Arten_des_Waldes wichtigen Artengruppen im Wald] eingegangen mit Hinweisen und Links zu deren Förderung. Wichtig ist insbesondere auch das [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Fazit_zu_Artengruppen_und_Arten_im_Wald Fazit zu Artengruppen und Arten im Wald].
Im Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#National_priorit.C3.A4re_Lebensr.C3.A4ume_NPL_und_Arten_NPA_im_Wald.2C_Rote_Listen Grundlagen] sind Angaben zu den Arten, die prioritär gefördert werden sollen. <br />
Neben genügender Kenntnis der Vorkommen der Arten spielt auch die Beachtung der vorhandenen Informationen eine wichtige Rolle. Die Akteure im Wald sollen entsprechend sensibilisiert sein und wissen, wo sie sich informieren können.
Auf der Webseite von [https://www.infospecies.ch/de/ Info Species] können Daten abgefragt und Aktionspläne zu den einzelnen Arten bezogen werden.
* [https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19920310/index.html die Verordnung über den Wald (Waldverordnung, WaV) von 1992, SR 921.01)]
Wichtige Neuerungen im Vergleich zum Forstpolizeigesetz (1902) sind unter anderem ein Zweckartikel, klare Definitionen, eine völlig überarbeitete forstliche Planung ([https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Waldplanungsinstrumente «Waldplanungsinstrumente»]) mit überbetrieblichen und betrieblichen Planungsinstrumenten, Festlegung von Vorrangfunktionen für alle Waldflächen.
Im Artikel wird der Zweck des Waldgesetzes (WaG) festgehalten:
* 56 % der Waldfläche weisen einen hohen Naturwert auf (vgl. Abb. 230)
Angaben zu den Baumarten des Waldes sind im Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Artengruppen_und_Arten_des_Waldes «Artengruppen und Arten des Waldes»] aufgeführt, zum Totholz im Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#.C3.96kologisch_wertvolle_Strukturen:_Altholz.2C_Biotopb.C3.A4ume.2C_Totholz «Ökologisch wertvolle Strukturen»].
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Die ersten Wälder bildeten die anspruchslosen Pionierbaumarten Föhre und Birke, welche in nicht allzu weiter Entfernung die Eiszeit überdauern konnten. Die nachfolgenden, bzgl. Standortsqualitäten anspruchsvolleren Baumarten verdrängten jeweils grossflächig die vorher herrschenden Waldtypen mit Ausnahme von extremeren Standorten, welche den bisherigen anspruchsloseren Baumarten vorbehalten blieben. So konnten sich auf solchen ungünstigen und oft kleinflächigen Standorten Reliktgesellschaften bis in die Gegenwart erhalten. Dazu gehören etwa grasige Föhrenwälder aus der präborealen Föhrenzeit auf den Molassesteilhängen im Mittelland oder schlechtwüchsige lichte Traubeneichenwäldchen aus der Eichenmischwaldzeit des Atlantikums auf flachgründigen und felsigen Juraböden. Sie bilden bis heute besondere Lebensgemeinschaften von hohem naturschützerischem Wert. <br />
Menschliche Kulturen begannen ab dem Neolithikum immer stärker den Naturwald durch Rodungen, Waldweide usw. zu zerstören und umzuwandeln. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte wurde vor allem seit dem Mittelalter immer mehr Waldfläche gerodet oder zumindest völlig übernutzt. Die dadurch entstandenen lichten und lückigen Bestände ergaben neue Lebensräume für zahlreiche licht- und wärmeliebende Pflanzen und Tiere, welche im Vergleich zum früheren Naturwald insgesamt zu einer höheren Biodiversität führten. <br />
Andererseits verloren diese ausgebeuteten Wälder ihre Schutzfunktion gegen Naturgefahren und konnten auch die Bevölkerung nicht mehr mit genügend Holz versorgen. Diese gravierenden Probleme und Nöte führten dann im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer strengen Forstgesetzgebung (vgl. Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Rechtliche_Grundlagen Rechtliche Grundlagen].
Literatur: <br />
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<span style="background:yellow"> Literatur noch auflisten </span>
Umfassendere Übersichten und detailliertere Beschreibungen zu den Waldgesellschaften (siehe Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Lebensraumtypen_des_Waldes_und_Waldgesellschaften «Lebensraumtypen des Waldes und Waldgesellschaften»] finden sich in: <br />
£- Delarze et al., 2015: Lebensräume der Schweiz <br />
£- Steiger, 2010: Wälder der Schweiz <br />
£- Ellenberg und Klötzli, 1972: Waldgesellschaften und Waldstandorte der Schweiz <br />
£- Ott et al., 1997: Gebirgsnadelwälder <br />
In einigen Kantonen existieren [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Kantonale_vegetationskundliche_Waldkartierungen_und_Waldbeschreibungen detaillierte Beschreibungen der Waldgesellschaften] -->
== National prioritäre Lebensräume NPL und Arten NPA im Wald, Rote Listen ==
(Quelle: [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/ziele-und-massnahmen-wald.html «Biodiversität im Wald: Ziele und Massnahmen», S.134])
Angaben zu Arten siehe auch Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Artengruppen_und_Arten_des_Waldes «Artengruppen und Arten des Waldes»]
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Mit dem sogenannten Schlussgrad (oder Deckungsgrad) wird die '''horizontale Bestandesstruktur''' mit der Anordnung der Baumkronen (in der Projektion) beschrieben. Er macht Angaben über den Standraum der Bäume und die Konkurrenzverhältnisse in einem Bestand. Aus waldbaulicher Sicht lässt sich im Wirtschaftswald aufgrund des Kronenschlusses die Dringlichkeit für Durchforstungseingriffe ableiten. Ökologisch beeinflusst der Schlussgrad die Licht- und Wärmeverhältnisse, aber auch das Niederschlagsregime (Anteil der Interzeption) im ganzen Kronenraum und v.a. auch im Bereich des Waldbodens. Bestimmte standörtlich meist extremere Waldgesellschaften sind von Natur aus offener und lichter; auf gut wüchsigen Standorten bilden die Baumkronen über längere Phasen ein geschlossenes Dach und lassen nur wenig Licht zum Waldboden durch. In solchen Fällen führen forstliche Eingriffe (Durchforstungen) oder Ereignisse ([https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#St.C3.B6rungsereignisse:_St.C3.BCrme.2C_Br.C3.A4nde Sturm, Schädlingsbefall, etc.]) zu geringeren Schlussgraden. Zur Förderung von [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Lichter_Wald «lichten Wäldern»] aus naturschützerischen Gründen ist die Reduktion des Schlussgrades durch Eingriffe in der Baumschicht eine zentrale Massnahme.
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Dieses Kapitel hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird nur auf ausgewählte, aber nicht alle, Gefährdungen eingegangen:
* Klimawandel (siehe Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Klimawandel «Klimawandel»]
* Luftverschmutzung, Nährstoffbelastung
* Invasive, gebietsfremde Arten (Neobiota)
Nachfolgend sind Themen aufgeführt, zu welchen (teilweise) Wissenslücken bestehen. Die Liste ist nicht abschliessend:
* Über die Verbreitung und Lebensraumansprüche der (Ziel-)Arten und unser Wissen über die biologische Vielfalt im Schweizer Wald ist alles andere als vollständig.
* Zu Drainagen und Entwässerungsgräben im Wald ist wenig bekannt. Für die Förderung von [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/W%C3%A4lder#Ausscheidung.2C_Sicherung_und_F.C3.B6rderung_von_Nass-.2C_Moor-_und_Feuchtw.C3.A4ldern Feuchtwälder] wäre dies aber eine wichtige Grundlage.
* Einfluss der Energieholznutzung auf die Waldbiodiversität: Dieser sollte analysiert und die Entwicklung verfolgt werden
* Die Invasivität der Douglasie
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