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Je nach Gegebenheiten haben sich unterschiedliche Bodentypen entwickelt. Die Feuchtgebiete kommen auf den wassergeprägten mineralischen Böden ([https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Bodentyp Pseudogleye und Gleye]) und den Moorböden vor.
Der Boden beeinflusst mit seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften die [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Hydrologie Hydrologie] und somit auch die Vegetation eines Standorts (vgl. auch nachfolgende Tabelle).
Tabelle: [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Lebensr.C3.A4ume Vegetationstypen] und Bodentypen
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Ans Moor angrenzende oder direkte menschlichen Aktivitäten wie Veränderungen des Wassereinzugsgebietes, intensive Nutzungen, Entwässerungen der Moore, Veränderungen der Topografie (Torfabbau) oder auch die Ein- und Durchleitung von Drainagen haben oft einen starken Einfluss auf die Hydrologie von Mooren.
Der Wasserhaushalt seinerseits beeinflusst die Vegetation, die Nährstoff- und pH-Verhältnisse sowie die Art und Abfolge der gebildeten Substrate (Humusformen, z. B. Torf, siehe Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Boden «Boden»]).
Zahlreiche, meist langjährig gemessene Grundwasserstände in Hoch- und Niedermooren lassen einen ausgeprägten Jahresgang erkennen mit Maxima im Winter und Minima ausgangs des Sommers. Im Frühjahr und Sommer zehrt die Verdunstung, im Herbst und Winter nährt der Niederschlag das im Moor meist oberflächennahe Grundwasser. Der Jahresgang kann durch Witterungseinflüsse mehr oder weniger überdeckt sein. Klötzli hat Höchststände von März bis Mai und Tiefststände von August bis Oktober gemessen. Er hat sehr viele Streuwiesen im östlichen Schweizer Mittelland auf ihren Wasserstand untersucht.
=== Wassereinzugsgebiet ===
Moore werden durch das Einzugsgebiet und den Niederschlag mit Wasser gespeist. Nur [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Hoch-_und_.C3.9Cbergangsmoore Regenmoore] werden ausschliesslich mit Niederschlag versorgt. Das hydrologische Einzugsgebiet ist durch Wasserscheiden begrenzt. Die Wasserspeisung eines Moors ist in Menge, Qualität und zeitlicher Verteilung von der räumlichen Ausdehnung sowie der pedologischen, geologischen und Nutzungsstruktur seines Einzugsgebiets abhängig.
Im Rahmen des Projekts [https://marais.ch/de/home.html «Erhaltung der Wasserressourcen im Einzugsgebiet von Moorbiotopen von nationaler Bedeutung»] wurde eine Methode entwickelt zur Abgrenzung von hydrologischen Pufferzonen. Auf dem Weg dahin wird unter anderem das Einzugsgebiets beurteilt.
Torfe enthalten deutlich weniger Kalium als Mineralböden. Aufgrund der grossen Kaliummenge in der Vegetation im Vergleich zum Bodenvorrat weisen Moore mit Schnittnutzung häufig eine negative Kaliumbilanz auf. In natürlichen und naturnahen Mooren gibt es hingegen keine Kaliumlimitierung des Pflanzenwachstums. Weil kein Kaliumentzug durch Ernte von Biomasse stattfindet, ist der Kaliumkreislauf in ungestörten Mooren weitgehend geschlossen.
Die Pflanzen haben sich auf vielfältige Art an die nährstoffarmen Bedingungen in den Mooren angepasst. Darauf wird im [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Pflanzen entsprechenden Kapitel] eingegangen.
'''Stickstoffeinträge aus der Luft (N-Deposition)''' <br />
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<!--Weitere Informationen zu den Lebensräumen finden Sie in dieser Tabelle («Tabelle_Vegetationstyp_Parameter.xlsx»).--><!--Für die nachfolgen Beschreibungen wurden folgende Grundlagen verwendet: Pflegegrundsätze (Hintermann&Weber), Moorhandbuch, Moore und Moorschutz in der Schweiz (2002), Feldbotanik (2016), Zeitschrift Aqua Viva X/201X, Handbuch Pro Natura.-->Im [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/handbuch-moorschutz-schweiz.html Moorhandbuch sind die Lebensräume in ausführlichen Artikeln vorgestellt (Band 1, Kap. 2)]. [https://www.infoflora.ch/de/lebensraeume/vollst%C3%A4ndige-auflistung/vollst%C3%A4ndige-auflistung-phytosuisse.html Phytosuisse] ist ein Nachschlagewerk mit Kurzbeschrieb zu jeder Pflanzengesellschaft (Klassifikation nach Delarze et al.). Wichtig für das Verständnis der Lebensräume ist die Kenntnis ihrer Entstehung (Moorgenese). Darauf wird im Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Moortypen Moortypen «Erhalt und Förderung»]<!--(und im Kapitel Grundlagen)--> eingegangen.
=== Hoch- und Übergangsmoore ===
* Die typischen Feuchtgebietspflanzen sind an den hohen Feuchtegrad zu Anfang der Vegetationsperiode angepasst. Für die übrigen Arten ist die Frühlingsnässe der entscheidende Stressfaktor.
* Viele Pflanzen haben schwimmfähige Diasporen, Riedwiesensamen sind aber kurzlebig. Sehr viele Riedwiesenpflanzen verbreiten sich vegetativ über Rhizome.
* Auf die Besonderheiten der Torfmoose wird im Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Hoch-_und_.C3.9Cbergangsmoore «Hoch- und Übergangsmoore»] eingegangen.
=== Artenlisten ===
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'''Schilf''' ist eine bedeutende Art der Moore. Einerseits bildet es an den Ufern von Stillgewässern die '''Röhrichte''' (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Flachmoore Kap. «Flachmoore»]), andererseits in den Streuwiesen das «'''Landschilf'''». Das Röhricht ist faunistisch von grosser Bedeutung. Viele Kleintiere, wie Gallmücken, Halmfliegen, Schmetterlinge (vor allem aus den Familien der Eulen, Holzbohrer und Zünsler), Blattläusen oder Zikaden nutzen es als Lebens-, Nahrungs- und Überwinterungsraum. Zudem nutzen viele, teilweise sehr seltene, Vogelarten die dichten Schilfbestände. Das «Landschilf» ist zwar in Flach- und Hochmooren oder Nasswiesen, wie auch ältere Vegetationsuntersuchungen belegen, weit verbreitet, es konnte in den vergangenen Jahrzehnten aber auch neue Moore besiedeln oder hat zugenommen. Verschilfte Flächen beinhalten in der Regel mehr schattentolerante Arten, weniger Arten der Roten Liste und weniger moortypische Arten als unverschilfte. Daher ist klar zu unterscheiden zwischen dem ökologisch sehr wertvollen Röhricht und dem problematischen Landschilf.
Ausgewählte Literatur zum Schilf:
== Optimale Bewirtschaftung ==
=== Einleitung ===
Die meisten Moore der Schweiz werden gemäht oder beweidet (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Flachmoore Kap. «Flachmoore»]). Mit Ausnahme natürlicher Hochmoore ist eine Nutzung notwendig, da die meisten Moore der traditionellen, regelmässigen Nutzung entstammen. Eine Nutzungsaufgabe würde letztendlich zur Ausbildung eines Gebüsch- oder Waldbestands führen<!-- ev. Links auf #Vorentwässerung, #Prozessschutz vs. Habitattradition, #Entbuschung)-->.
Es können folgende Nutzungstypen unterschieden werden:
* Regelmässige, jährliche Mahd im Herbst
'''Schilf''' <br />
Das [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Pflanzen «Landschilf»] ist in den Riedwiesen ist bei zu starkem Aufkommen ein Proble. 1997 wurden im Flachmoor Spitzmäder, Kanton St.Gallen, [[Media:Weber_2013_Maehversuche_Verschilfung.pdf|Mähversuche zur Eindämmung der Verschilfung]] gestartet. Der bisherige Septemberschnitt (Kontrolle) wurde mit zwei Frühschnitttypen verglichen (jährliche Zusatzmahd im Juli sowie Zusatzmahd nur jedes zweite Jahr). In den Jahren 1997 bis 2001, 2006 und 2012 erfolgten Vegetationsaufnahmen und Verschilfungsmessungen. Die Verschilfung reagierte schon ab dem zweiten Versuchsjahr auf die Frühschnitte und verringerte sich bis 2012 um rund 60% (jährlicher Julischnitt) bzw. 20% (Julischnitt alle zwei Jahre). Auf den Kontrollflächen stieg die Verschilfung im selben Zeitraum fast auf das Dreifache. Aufgrund der Versuche wird ein alternierender Schnitt empfohlen (Zusatzmahd im Juli in jedem zweiten Jahr).
Knotenbinse''' (''Juncus subnodulosus'') <br />
Es lohnt sich, mit einer '''übergeordneten Planung''' über einen grösseren Raum, z. B. einen Kanton, eine Prioritätenliste zu erstellen. Es sollen die Gebiete bezeichnet werden, für welche die grössten Erfolgsaussichten für Renaturierungsmassnahmen bestehen. Kriterien können z. B. Besonderheit, Realisierbarkeit, Dringlichkeit und Gefährdung oder Effizienz sein.
'''Ist-Zustand und Abklärungen''' sind im «Leitfaden der Niedermoorrenaturierung in Bayern» (Wagner et al. 2005) ausführlich beschrieben. Besonders empfehlenswert ist das Kapitel «Leitbilder und Entwicklungsziele». Dabei geht es u. a. um die Frage, ob ein Gebiet in ein naturnahes oder in ein kulturbetontes Moor (extensive Streunutzung) entwickelt werden soll (vgl. Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Mensch_und_Moor_.28Menschliche_Einfl.C3.BCsse_auf_die_Moore.29 «Mensch und Moor»]).
Bei der '''Projektierung''' geht es darum, die wesentlichen Parameter zu erfassen. Die Wahl der geeigneten '''Massnahmen''' ist für jedes Gebiet individuell festzulegen. Sie sollen solid und langlebig sein. Im Kapitel [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Massnahmentypen «Massnahmentypen» ] wird auf die verschiedenen Möglichkeiten eingegangen.
Die '''ideale Zeit für den Bau ist zwischen August und Oktober''', weil dann die Böden am trockensten, Tiere aber noch mobil sind, um ausweichen zu können. Es soll mit adäquaten Maschinen gearbeitet, d. h. geringer Bodendruck (Bagger mit breiten Raupen, auf Baggermatratzen arbeiten) und geeignete Grösse des Baggers, je nach Arbeiten und Situation vom Kleinbagger (1-1.5 t) bis zu sehr grossen Geräten (20-25 t). Die Arbeiten sollen mit den Ausführenden besprochen und gut begleitet werden.
=== Verlandungsmoore ===
Die Verlandungsmoore entstehen an den Ufern von Seen und Weiher. An meso- (bis oligo-)trophen Seen mit relativ geringer Produktivität ist der Verlandungsbereich artenreich mit seltenen Arten wie Rohrdommel, Sumpfhuhnarten, Weihen, Rohrsängern, Bartmeisen und Schwirlen. Eine der wichtigsten Massnahmen sind Seesanierungsmassnahmen zur Reduktion der Nährstoffgehalte, je nachdem eine Erhöhung des Wasserspiegels. Landseitig soll das Moor aus dem Einzugsgebiet nicht mit nährstoffreichem Wasser versorgt werden (siehe Kap. [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Wassereinzugsgebiet «Wassereinzugsgebiet»]).
=== Versumpfungsmoore ===
=== Hochmoore (Regenmoore) ===
Die wesentlichen Eigenschaften der Hochmoore sind die ausschliessliche Regenwasserspeisung (wobei es möglich ist, dass ein Hochmoor durch Grundwasser gestützt wird) und saure und mineral- und nährstoffarme Bedingungen. Hochmoore können nur in Gebieten mit einer positiven Wasserbilanz vorkommen, was in der regenreichen Schweiz mehrheitlich zutrifft. Eine weitere Eigenschaft ist das Vorkommen von [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Feuchtgebiete#Akrotelm_und_Katotelm Akro- und Katotelm]. Nur wenige Torfmoosarten können ein funktionierendes Akrotelm aufbauen. <è-- vorläufig nicht veröffentlichen: «Ökosystem-Ingenieure»: S. magellanicum, S. papillosum, s. imbricatum, S. fuscum, S. rubellum. -->
Hochmoore sind durch verschiedene menschliche Eingriffe, allen voran Torfabbau und Entwässerungen, meist stark beeinträchtigt. Viele sind in den vergangenen Jahrzehnten renaturiert worden, entsprechend gross sind die Erfahrungen für entsprechende Massnahmen. Sehr oft präsentiert sich die Situation wegen der starken Eingriffe aber komplex (z. B. sehr starke Reliefierungen, Mineral- und Nährstoffeinflüsse von aussen, viele Gräben, etc.). Bei Massnahmen geht es in der Regel darum, die Regeneration einzuleiten in Richtung eines sich selbstregulierenden Systems und die Akrotelmbildung zu begünstigen. Das Vorkommen der torfbildenden Torfmoose ist dabei ein wichtiger Indikator.