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Stillgewässer/Grundlagen

Keine Änderung der Größe, 19:00, 27. Jun. 2020
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Weltweit geht man von ca. 3 Milliarden Stillgewässern aus, davon bedecken Seen 1.3 bis 1.8 Prozent der Fläche, zusammen mit den kleinen Stillgewässern sind es mehr als 3 Prozent. Europa ist natürlicherweise sehr reich an Stillgewässern.
In der Schweiz gibt es 365 Seen grösser als 5 Hektaren und ca. 32‘000 Kleingewässer. Viele Gewässer kleiner als 100 m<sup>2</sup> dürften dabei nicht miteingerechnet sein. Der Verlust an Kleingewässern in den letzten 30 Jahren wird für Europa, je nach Land, mit 50 bis 90 Prozent angegeben. In der Schweiz liegt der Verlust der letzten 100 Jahre im Mittelland bei ca. 90 Prozent. Mehr als 50 Prozent der Weiher der kollinen Stufe (bis 800 m ü. M.) sind [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Physikalische_und_chemische_Eigenschaften hypertroph, ca. ein Drittel ist eutroph]. In den Schweizer Alpen hat es ca. 10'000 kleine bis mittelgrosse Gewässer. In der Schweiz hat es durchschnittlich 1 Kleingewässer (bis 5 Hektaren Grösse) pro km<sup>2</sup>. Gebiete mit erhöhter Dichte sind für die Biodiversität besonders wichtig.
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| bilddatei = gewaesserdichte.png
Kleine Stillgewässer sind artenreich und ökologisch wichtige Lebensräume. Sie sind reich an Makroinvertebraten (wirbellose Kleintiere wie Krebse, Insekten, Schnecken und Muscheln). Kleine Stillgewässer beherbergen 88 Prozent der einheimischen Wasserpflanzen-, 66 Prozent der einheimischen Wasserschnecken-, 72 Prozent der einheimischen Libellen- und 84 Prozent der einheimischen Wasserkäferarten.
Wichtig für den Artenreichtum sind der Gewässerverbund und die [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisrelevante_%C3%96kologie#Morphologie Morphologie]. Ein Nebeneinander verschiedenster Stillgewässertypen (unterschiedliche Grössen, Tiefen und Sukzession, unterschiedlicher Bestockungsgrad, unterschiedlicher Unterhalt) und ein dichtes Gewässernetz garantieren die grösste Vielfalt. Für den Reichtum an Pflanzen und Makroinvertebraten sind grosse, seichte Uferbereiche mit sehr flachen Böschungen sowie für die Makroinvertebraten zusätzlich die mit Wasserpflanzen bewachsenen Bereiche bis 30 bis 50 cm Wassertiefe wichtig. Die offene Wasserfläche ist vergleichsweise artenarm. Je nach Zielarten ist es notwendig, auch tiefe Bereiche zu schaffen. Unspektakuläre, kleine, «vernachlässigte» Gewässer können sehr seltene Arten beherbergen und astatische Gewässer (periodisch austrocknende) sind für die Biodiversität oft von grosser Bedeutung.
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Die [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Physikalische_und_chemische_Eigenschaften Wasserqualität] hat einen grossen Einfluss auf die Biozönose.
Mehrere Untersuchungen zeigen auf, dass eine Art auch beim Angebot eines Gewässernetzes oft nur eines der Gewässer besiedelt (gemäss «The Pond Book» kommen etwa 20% der Arten innerhalb eines Gebietes mit mehreren Gewässern nur in einem vor. Gemäss einer Untersuchung in 9 Schweizer Gewässern in der Nordostschweiz lag dieser Anteil sogar bei 65%). Dies gilt es beim [https://www.biodivers.ch/de/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Grunds.C3.A4tze Unterhalt] zu berücksichtigen.
[https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisbeispiele Die Biodiversität der kleinen Stillgewässer nimmt mit zunehmender Höhenlage ab] (was nicht bedeutet, dass sie weniger bedeutend wären.
Die Artenzahlen korrelieren teilweise positiv mit der Fläche eines Gewässers (Wasserpflanzen, gewisse Artengruppen aquatischer Makroinvertebraten, adulte Libellen, Wasservögel). Teilweise spielt die Grösse keine Rolle (z.B. für aquatische Käfer und Amphibien). Wichtiger als die Grösse eines Gewässers sind vielfältige Kleinlebensräume im Gewässer und ausgedehnte Flachwasserbereiche.
| text = Bei Wasserpflanzen, Schnecken und Libellen steigt die Artenzahl mit zunehmender Grösse eines Gewässers, für Amphibien und Wasserkäfer spielt die Grösse keine Rolle. <span style="background:yellow"> Anfragen Verwendung Abbildung </span>
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Wer sich mit der Biologie von Kleingewässern vertieft befassen will, dem sei das entsprechende Kapitel in [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Literaturempfehlungen «Mares et étangs»] empfohlen, welches einen umfangreichen Einblick bietet.
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<span style="background:yellow"> nur 1 der beiden Abbildungen verwenden </span>
Zur [https://www.biodivers.ch/de/index.php/S%C3%A4ugetiere#Wasserspitzmaus_.28Neomys_fodiens.29_und_Sumpfspitzmaus_.28Neomys_anomalus.29 Sumpfspitzmaus und zur Wasserspitzmaus] hat es weitergehende Informationen.
In «Mares et étangs» (siehe [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Literaturempfehlungen Literaturempfehlungen)] hat es ab Seite 160 ausführliche Informationen zu Säugetieren.
==Pflanzen==
Es gibt ein paar allgemein gültige Aussagen zu Gehölzen:
* Die grösste Biodiversität weisen Gewässer mit schwacher Bestockung auf.
* Der Gewässerbereich soll von [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Pflanzen hydro- und hygrophilen Gehölzen] bestanden sein (v. a. Weiden und Erlen).
* Beschattete Stillgewässer können ebenso wie besonnte Gewässer spezialisierte und seltene Arten enthalten.
* Es gibt nur wenige Pflanzen, die etwas Beschattung ertragen, z. B. Sumpf-Schwertlilie (''Iris pseudacorus''), Kleine Wasserlinse (''Lemna minor''), Wasserfeder (''Hottonia palustris''), Sternlebermoos (''Riccia fluitans'') und Schwimmlebermoos (''Ricciocarpus natans'').
* [https://www.biodivers.ch/de/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Umgang_mit_Neobiota_und_invasiven_Arten Schnellwachsende Pflanzen oder Neophyten]
* [https://www.biodivers.ch/de/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Unterhalt#Einleitung Verlandung]
* Klimawandel (vgl. dazu z. B. das [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Praxisbeispiele Praxisbeispiel zur Förderung boreo-alpiner Arten]
* Unangepasste Erholungsnutzung
* Morphologische Anpassungen, z. B Verbau des Ufers.
Wegen der geringen Grösse und des kleinen Wasservolumens reagieren Stillgewässer besonders empfindlich auf Verschmutzung. Diese stammt hauptsächlich aus dem Einzugsgebiet und i. d. R. erfolgt der Eintrag über das Wasser.
Verschmutzung wird verursacht durch Nährstoffe (v.a. Nitrat und Phosphat), Schwermetalle, organisches Material, Pestizide und andere komplexe Chemikalien, Öl. Der [https://www.biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Physikalische_und_chemische_Eigenschaften Nährstoffgehalt] ist ein wesentlicher Faktor der ökologischen Qualität eines Kleingewässers.
Verschmutzungsquellen sind:
* Landwirtschaftliche intensiv genutzte Flächen (im Einzugsgebiet oder Zufuhr über Drainagen)
** [http://www.kaulquappe.de/images/leitfaden-temporaere-gewaesser_pro-natura_schweiz.pdf Download]
** [https://www.der-shop.pronatura.ch/index.php/artikeldetails/kategorie/beitraege-zum-naturschutz/artikel/temporaere-gewaesser-fuer-gefaehrdete-amphibien.html Bestellmöglichkeit]
* «Praxishilfe zur Aufwertung und Neuschaffung von Laichgewässern für Amphibien», Fachstelle Naturschutz Kt. ZH, 2009 (auf Deutsch): Im Kanton Zürich wurden bis Ende 2007 in 52 [https://biodivers.ch/ende/index.php/Stillgew%C3%A4sser/Grundlagen#Inventar_der_Amphibienlaichgebiete_von_nationaler_Bedeutung_.28IANB.29 IANB-Objekten] mehrere Dutzend neue Laichgewässer geschaffenen, regeneriert oder aufgewertete. Die Zusammenstellung zeigt den Erfolg der verschiedenen durchgeführten Massnahmen auf.
** [https://aln.zh.ch/dam/baudirektion/aln/fns/fns_div/praxishilfen_merkblatt/Praxishilfe_Amphibienlaichgewaesser.pdf.spooler.download.1402575216414.pdf/Praxishilfe_Amphibienlaichgewaesser.pdf Download]
* «Landschaftspflegekonzept Bayern, Stehende Kleingewässer», Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (Eds.), 1994. (auf Deutsch): Die Broschüre gibt einen umfassenden Überblick zum Wissen über die stehenden Kleingewässer, die Typologie und die Lebensräume und Arten. Es wird aufgezeigt, wie ein Entwicklungs- und Pflegekonzept erarbeitet werden kann und auf welche Grundsätze dabei zu achten. Bei der Pflege und Neuanlage bleibt das Werk (zu) allgemein. Obwohl bereits älter als 20 Jahre ist es ein empfehlenswertes Grundlagenwerk.
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