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Feuchtgebiete

110 Bytes hinzugefügt, 10:26, 10. Jan. 2023
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=== Leitfähigkeit ===
Die elektrische Leitfähigkeit ist ein Mass für die Summe aller im Wasser gelösten Ionen mit Ausnahme der Wasserstoffionen. Durch die negativen oder positiven elektrischen Ladungen der Ionen (z. B. Calcium, Nitrat, Phosphat) wird ein Stromfluss im Wasser ermöglicht, den man sich bei der Messung der elektrischen Leitfähigkeit zunutze macht. Eine hohe Leitfähigkeit bedeutet folglich eine hohe Ionenkonzentration und umgekehrt. In Moorökosystemen kann ein hoher Ionengehalt durch Eintrag mineralstoffreichen Grundwassers, durch oberirdische Einträge von Pflanzennährstoffen aus landwirtschaftlich genutzten Gebieten oder durch Torfzersatz verursacht werden. PH-Wert und Leitfähigkeit sind häufig, aber nicht immer positiv korreliert (z. B. nicht bei pH-Werten unter 4).
Die Messung der '''elektrischen Leitfähigkeit''' hat sich in der Praxis gut bewährt, um die vorkommenden Vegetationstypen nachvollziehen zu können oder Einflüsse von mineralstoffreichem Wasser zu erkennen.<!-- Das Wissen zu elektrischen Leitfähigkeiten ist in einer Tabelle zusammengefasst (#Link auf Tabelle_Vegetationstyp_Parameter.xlsx)--> Regengespeiste Hochmoore zeigen Werte unter 40 µS/cm (bei Göttlich 30 µS/cm) mit niedrigsten Werten in ungestörten Torfmoosbeständen mit grossen Torfmächtigkeiten. Leicht höhere Werte zeigen bereits den Einfluss von mineralischem Wasser und sind in Übergangsmooren anzutreffen. Flachmooren zeigen Werte über 200 µS/cm je nach Leitfähigkeit von Oberflächen- oder Grundwasser. Aufstossendes Wasser aus basenreichen Bodenschichten kann sehr hohe Werte aufweisen (z.B. 800 µS/cm), was oft in kalkreichen Kleinseggenrieden zu finden ist.
== Lebensräume ==
'''Stillwasser-Röhricht''' (''Phragmition''), '''Landröhricht''' (''Phalaridion'') <br />
Das gürtelartige Stillwasser-Röhricht steht während der gesamten Vegetationsperiode im Wasser von Seeufern und Stillwasserbereichen. Es besteht vorwiegend aus Schilf (''Phragmites australis''), manchmal auch aus Rohrkolben (''Typha angustifolia, T. latifolia'') oder Seebinsen (''Schoenoplectus lacustris''). Infolge der Akkumulation von organischem Material verlanden diese Uferbereiche allmählich.
Das mähbare Landröhricht entsteht im Verlaufe des Verlandungsprozesses aus dem Stillwasser-Röhricht. Die Dominanz des Schilfs (bzw. des Rohrglanzgrases (''Phalaris arundinacea'') an Fliessgewässern) kennzeichnen die Einheit. Die lokalen Nährstoffanreicherungen durch angespülte Sedimente, Erde und Strandgut begünstigt das Aufkommen nitrophiler Arten. Landeinwärts nimmt die Dominanz des Schilfs zugunsten der Arten des Grossseggenrieds allmählich ab. Röhrichte der Verlandungszone wurden früher zur Gewinnung von Streumaterial gemäht.
'''Kalkreiches und Kalkarmes Kleinseggenried''' (''Caricion davallianae'' und ''Caricion fuscae'')
<br />
Das Kalkreiche Kleinseggenried bildet dichte, niederwüchsige Rasenbestände aus kalkzeigenden Seggen. Typisch ist der Reichtum an auffälligen, farbigen Blütenpflanzen, insbesondere an Orchideen. Die Einheit besiedelt oft Mulden oder feuchte, wasserzügige Hänge mit basen- und kalkreichen Böden (mineralreiche Rohböden oder torfige Humusböden). Die Mehrheit der Gesellschaften erträgt ein periodisches Trockenfallen besser als diejenigen der Kalkarmen Kleinseggenriede. Im Das[[Media:moorhandbuch 2 1 3 fm torf de.pdf|Moorhandbuch hat es enthält einen interessanten Artikel]] zum Substrat von Kopfbinsen- und Davallseggenrieden (''Caricion davallianae'') anhand der Analyse von 18 Vegetationsaufnahmen in den Nordalpen. Für sieben der 18 Vegetationsaufnahmen wird die Humusform als Torf bezeichnet. Die Untersuchungen zeigen im Weiteren, dass das Davallseggenried nicht nur in verschiedenen Regionen der Schweiz, sondern auch innerhalb des gleichen Flachmoors auf unterschiedlichen Bodentypen und Humusformen vorkommen kann.
Saure Kleinseggenriede kommen auf kalkarmen, torfigen Substraten vor. Sie sind arm an Arten und Blüten und bilden einen dichten Rasenbestand aus kleinwüchsigen Sauergräsern. Kalkarme Kleinseggenriede sind mehrheitlich ab der montanen Stufe anzutreffen, unterhalb von 500 m sind sie selten. Im Mittelland sind die Bestände infolge allgemeiner Entwässerung und intensiverer Bewirtschaftung der Moorlandschaften drastisch zurückgegangen.
'''Feuchte Hochstaudenflur''' (''Filipendulion'', Spierstaudenflur) <br />
Bei der Spierstaudenflur handelt es sich um Pflanzenbestände aus hochwüchsigen Stauden, die streifenartige Bestände entlang von Bachläufen bzw. Säume entlang von feuchten Wäldern bilden. Sie dehnt sich zudem in nährstoffreichen Feuchtwiesen aus. Durch das dichte Blattwerk der dominanten Arten gelangt nur wenig Licht bis auf den Boden, wodurch kleinwüchsige Kräuter und Gräser meist fehlen. Die dominante Art ist oft die Spierstaude (''Filipendula ulmaria''). Der Boden ist stets durchfeuchtet, aber keiner langanhaltenden Überflutung ausgesetzt und enthält viel organisches Material und Nährstoffe.
Ausführliche Informationen zu den Pflanzengesellschaften der Flachmoore hat es im [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/handbuch-moorschutz-schweiz.html Moorhandbuch, Kap. 2.2.1 bis 2.2.5]).
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Die nachfolgende Abbildung zeigt die Nutzung der Moore. Die Zahlen datieren ungefähr aus dem Jahr 2000 und basieren auf Stichproben. Die Moorwiesen werden etwa je hälftig gemäht oder beweidet, ca. 15% sind ungenutzt. Bei den basischen Kleinseggenrieden ist ein ähnlicher Anteil ungenutzt und etwas zwei Drittel werden beweidet. Die restlichen 20% werden mehrheitlich gemäht. Bei den sauren Kleinseggenriedern Kleinseggenrieden wird etwa ein Drittel gemäht und 15% beweidet, während fast die Hälfte ungenutzt bleibt. Bei den Hochmooren, welche im natürlichen Zustand keine Nutzung benötigen, werden ca. 30% gemäht oder beweidet, ca. 70% sind ungenutzt.
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* Sauergräser (''Cyperaceen'') haben tiefreichende Rhizome zur Versorgung aus dem Katotelm.
* Cyanobakterien können (an Schlenken-Standorten) Luftstickstoff (N<sub>2</sub>) fixieren. Das machen auch die Mykorrhiza-Pilze, welche mit Erika-Gewächsen (Ericaceen) in Symbiose leben und diese mit Stickstoff versorgen. Schwarzerlen (Alnus glutinosa) werden durch Aktinomyceten mit Stickstoff versorgt.
* Viele Feuchtgebietspflanzen verfügen über die Fähigkeit, Sauerstoff in unterirdische Organe zu transportieren und dann an die Umgebung abzugeben (Schilf (''Phragmites australis''), Rohrkolben (''Typha angustifolia'' und ''T. latifolia''), Sumpfbinse (''Eleocharisssp.'')). Es gibt Manche Pflanzen mit Aerenchymen besitzen Aerenchyme (DurchlüftungsgewebenDurchlüftungsgewebe).
* Die typischen Feuchtgebietspflanzen sind an den hohen Feuchtegrad zu Anfang der Vegetationsperiode angepasst. Für die übrigen Arten ist die Frühlingsnässe der entscheidende Stressfaktor.
* Viele Pflanzen haben schwimmfähige Diasporen, Riedwiesensamen sind aber kurzlebig. Sehr viele Riedwiesenpflanzen verbreiten sich vegetativ über Rhizome.
'''Verschiedene Listen''' <br />
In verschiedenen Datenbanken lassen sich die Artvorkommen nach Lebensräumen abfragen:
* In Die Publikation «Mires and man» (1994), hat es enthält Listen zu PflanzenGefässpflanzen, Moosen, Lebermoosen, Flechten, Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Invertebraten der Moore.<!-- (Datei hochladen: mires_and_man_381_390_species_list.pdf) -->
* [https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/themen/umwelt-ressourcen/biodiversitaet-landschaft/oekologischer-ausgleich/umweltziele-landwirtschaft.html Umweltziele Landwirtschaft (UZL)]: In der Liste der UZL-Arten ist das Vorkommen in Lebensraumtypen (Extensive Wiesen feucht, Extensive Weiden feucht, Streuwiesen/Flachmoor, Wassergräben, Tümpel, Teiche, Hochmoore, Hochstauden, Röhricht, temporäre Gewässer) und Lebensraumgruppen (Gewässer, Hochstauden, Röhricht, Hochmoore, Extensive feuchte Wiesen/Weiden, Streuwiesen) erfasst.
* Die [https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/themen/umwelt-ressourcen/biodiversitaet-landschaft/oekologischer-ausgleich/umweltziele-landwirtschaft.html Flora indicativa] umfasst ökologische und biologische Eigenschaften von rund 5500 Gefässpflanzen-, 600 Moos- und 200 Flechtenarten der Flora der Schweiz und der Alpen. Die zugehörige Datenbank ermöglicht ebenfalls Abfragen zu den Lebensräumen.
Zur Moorflora werden 229 Arten gezählt. Seit 1850 haben sich die Anzahl Arten pro Verbreitungsgebiet (gemäss Welten-Sutter-Flächen) von 59 auf 51 Arten reduziert. Der Rückgang ist in der kollinen Stufe am grössten (Abnahme um 20 Prozent), gefolgt von der montanen Stufe (12 Prozent), der subalpinen Stufe (6 Prozent) und der alpinen Stufe (3 Prozent). Auch in den biogeografischen Regionen zeigt sich ein heterogenes Bild mit stärksten Rückgängen im Mittelland. Bei den Lebensraumtypen verzeichnen die Übergangsmoore und Moortümpel die deutlichsten Abnahmen.
Im Das [https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/handbuch-moorschutz-schweiz.html Moorhandbuch] hat es in enthält verschiedene Artikel mit Pflanzenlisten:
* Kap. 2.1.1: Anhang 1, Liste der Gefässpflanzen der Hochmoore; Anhang 2, Liste der Sporen- und Blütenpflanzen der Flachmoore<!-- (Datei hochladen: moorhandbuch_2_1_1_listen_hm_fm_de.pdf; fr: moorhandbuch_2_1_1_listen_hm_fm_fr.pdf) -->
* Kap. 2.2.2: Charakteristische Arten der Pfeifengraswiesen<!-- (Bemerkung: keine Datei hochladen und kein Download, sondern Vereis auf Literaturliste) -->
Die Feuchtgebiete sind wichtige Lebensräume für Vögel. Von den 223 Brutvögeln der Schweiz haben 63 ihr Hauptverbreitungsgebiet in Feuchtgebieten oder an Gewässern. Die Vogelarten der Riedgebiete sind stark rückläufig. Die deutlichsten Auswirkungen des Verlusts der grossflächigen Riedgebiete zeigen sich bei den vier Limikolenarten Rotschenkel (''Tringa totanus''), Bekassine (''Gallinago gallinago''), Grosser Brachvogel (''Numenius arquata'') und Kiebitz (''Vanellus vanellus''). Die rezenten Feuchtgebiete sind nicht nur deutlich kleiner, sondern für viele Vogelarten auch qualitativ schlechter geworden aufgrund des Nährstoffeintrags, der fehlenden Nässe und der Zunahme von menschlichen Störungen durch Freizeitaktivitäten. Wegen der Regulierung und durch Pegelabsenkung im Winter und frühen Frühling, wird der höchste Wasserstand später in der Saison erreicht.
Im Der Artikel «Entwicklung der Vogelwelt in Feuchtgebieten und an Gewässern» hat es (Keller V., 2018 in Stuber, M. & Bürgi, M., 2018) enthält eine Liste mit allen Feuchtgebietsarten mit Angaben zum Lebensraum, zu Veränderungen seit 1850 und einer Beurteilung.
Zu einem späteren Zeitpunkt werden zu weiteren faunistischen Artengruppen Informationen aufgeschaltet.
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